Berliner Stadtmission

Berliner Stadtmission

Die Berliner Stadtmission ist ein selbständiger Verein unter dem Dach der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Inhaltsverzeichnis

Berliner Stadtmission

Als freies Werk in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist die Berliner Stadtmission rechtlich eigenständig und besteht als Verein mit mehreren Tochtergesellschaften. Der Stadtmissionsdirektor ist zugleich auch Beauftragter für Mission der EKBO. Derzeit ist dies Pfarrer Hans-Georg Filker.

Die Berliner Stadtmission, die sich aus mehr als 500 haupt- und zahllosen ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammensetzt, leistet missionarische und diakonische Großstadtarbeit und will besonders Menschen am Rand unserer Gesellschaft helfen. Sie finanziert sich überwiegend aus öffentlichen Zuschüssen und Spenden. Ende 2005 wurde zusätzlich eine Stiftung, die Förderstiftung Berliner Stadtmission, gegründet.

Die Gründer der Berliner Stadtmission wählten im Jahre 1877 aus der Bibel den Vers Jeremia 29,7 aus dem Alten Testament als Leitwort: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn.“ Die drei Arbeitsbereiche der Berliner Stadtmission sind: Mission, Diakonie und Begegnung.

Die Berliner Stadtmission ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste der EKD und der City Mission World Association. Der Stadtmissionsdirektor ist Sprecher des Vorstands der Weltarbeitsgemeinschaft der Stadtmissionen.

Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts

Hospiz der Berliner Stadtmission, Postkarte um 1900

Am 9. März 1877 gründete der Hof- und Domprediger Adolf Stoecker den Verein für Berliner Stadtmission. Er wurde als Verein alter Ordnung durch kaiserliche Kabinettsorder genehmigt und ist von jeher gemeinnützig. Der Verein hatte ursprünglich eine vehement antisozialistische und antisemitische Ausrichtung, sodass es zum Eklat kam, als sich Prinz Wilhelm, der nur ein Jahr darauf Deutscher Kaiser wurde (Wilhelm II., 1888–1918), für die Zwecke des Vereins einspannen ließ.

In vielen deutschen Städten gründeten sich in dieser Zeit Stadtmissionen mit der Aufgabe der „Inneren Mission“, die auf Johann Hinrich Wichern (1808–1881) zurückgeht. Die Entfremdung der Bevölkerung Berlins von Glauben und Kirche war in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts weit vorangeschritten. Die Berliner Stadtmission konzentrierte sich anfänglich auf die Sonntagsschulen, um über die Kinder auch die Eltern zu erreichen. Durch die starke Zuwanderung verschlechterten sich jedoch die sozialen Bedingungen in der Reichshauptstadt. Die Massen lebten elend in riesigen Mietskasernen, staatliche soziale Einrichtungen gab es noch nicht. Schon bald wurden die Arbeitsbereiche der Berliner Stadtmission vielfältiger. Über die Sonntagsschulen hinaus gab es Männer- und Frauenvereine, Besuchsdienste bei Familien, Kranken und Gefangenen, Armenpflege, Straffälligenhilfe und Asyle.

Anfang des 20. Jahrhunderts

Die Berliner Stadtmission gründete Heime im Umland von Berlin (Telz, Gussow, Bestensee), wohin sie mit oft einsamen Arbeitern Ausflüge machte. Seit ihren Anfangstagen ist die Berliner Stadtmission dicht an der Situation der Menschen und verbindet die Aspekte Mission und Diakonie miteinander, ohne dass sie den Menschen, um die sie sich bemüht, einen Zugang zum christlichen Glauben abverlangt. Ein Beispiel von vor einhundert Jahren ist die so genannte „Schrippenkirche“, die ihren Namen dem Umstand verdankt, dass jeder Besucher vor dem sonntäglichen Kirchenbesuch eine Schrippe (Brötchen) erhielt. Sie war der Vorläufer der heutigen Kältehilfe.

Im und nach dem 2. Weltkrieg

Bis Beginn des 2. Weltkrieges wuchs die Stadtmission auf eine Größe, die die heutige weit übertrifft. In Kreuzberg gab es ein Stadtmissionszentrum „Am Johannistisch“, unter dessen Dach sich neben einem Versammlungssaal und einem Buchladen auch ein eigener Verlag befand. Dieses Stadtmissionszentrum wurde 1944 durch die Bombardierungen komplett zerstört. 1947 wurde die Predigerschule „Paulinum“ gegründet.

In der Zeit der Trennung beider deutscher Staaten

In der Zeit der Teilung der Stadt entwickelten sich die Stadtmission in „Ost-Berlin“ und die Stadtmission in „West-Berlin“ weiter. Die Geschäftsstelle der Ostberliner Stadtmission befand sich in der Treptower Isingstraße, die Geschäftsstelle der Westberliner Stadtmission in der Neuköllner Lenaustraße. Zwischen den Pfarrern der Gemeinden bestanden rege Verbindungen in Bezug auf Arbeit und Glauben.

Nach dem Mauerfall

Nach dem Fall der Mauer im Jahre 1989 schlossen sich die beiden 28 Jahre lang getrennten Teile zusammen und die Berliner Stadtmission stellte sich den neuen Herausforderungen eines sich neu gestaltenden Berlin. Langsam aber stetig stieg die Zahl der Einrichtungen, der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Stadtmissionsdirektor ist seit 1989 Pfarrer Hans-Georg Filker.

Heute

Neben den Gottesdiensten in ihren 19 Gemeinden (z.B. Junge Kirche Berlin) und missionarischen Projekten ist die Berliner Stadtmission bekannt für ihre Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten, so z.B. feiert sie während der Sommermonate regelmäßig Schiffsgottesdienste. Ende 2005 gründete die Berliner Stadtmission eine Stiftung mit dem Zweck, die Arbeit der Stadtmission zu unterstützen. Seitdem sucht die Stadtmission neben Spendern auch Stifter, die ihr Geld mit einem gewissen Ewigkeitswert für einen guten Zweck anlegen wollen. Die Berliner Stadtmission engagiert sich in der Weltarbeitsgemeinschaft der Stadtmissionen und hält engen Kontakt zu anderen deutschen Stadtmissionen sowie Stadtmissionen in Europa, Asien, Afrika und Amerika. Im Jahr 2007 feiert die Berliner Stadtmission ihren 130. Geburtstag.

Zentrum am Hauptbahnhof (Zentrum Lehrter Straße)

Im Jahre 2002 bekam die Berliner Stadtmission vom Berliner Bezirk Mitte ein bebautes Gelände in der Lehrter Straße am Berliner Hauptbahnhof zur Nutzung und zum Kauf angeboten. Das Projekt Zentrum am Hauptbahnhof (Zentrum Lehrter Straße) der Berliner Stadtmission startete.

Das 20.000 m² große Gelände liegt „zwischen Knast und Kanzleramt“. Im Zentrum am Hauptbahnhof (Zentrum Lehrter Straße) sind die traditionellen Stadtmissionsarbeitsbereiche Mission, Diakonie und Begegnung ineinander verflochten.

Publikationen

  • SM-Panorama
  • Newsletter Zentrum am Hauptbahnhof (Zentrum Lehrter Straße) >aktuell<
  • Ja-Christsein heute
  • John C.G. Röhl, Wilhelm II. Die Jugend des Kaisers, München 1993, S. 717ff.

Weblinks


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