St.-Lukas-Kirche (Berlin)

St.-Lukas-Kirche (Berlin)

Die St.-Lukas-Kirche mit Vorhalle und Campanile, eingebaut in die geschlossene Straßenfront der Bernburger Straße im Berliner Ortsteil Kreuzberg, wurde von 1859 bis 1861 als Langhaus mit Kreuzarmen von Bauinspektor Gustav Möller erbaut. Der Entwurf im Stil des königlichen Basilika-Konzepts stammte vom Leiter des preußischen Hof- und Staatsbauwesens Friedrich August Stüler. Am 17. März 1861 wurde die Kirche eingeweiht. Am 29. April 1945 wurde sie zerstört. Die Kirche steht seit 1953 unter Denkmalschutz und wurde unter Leitung des Architekten Georg Thofehrn wieder aufgebaut. Am 19. Dezember 1954 wurde sie neu eingeweiht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

St. Lukas-Kirche vor der Zerstörung
Straßenfront der wiederaufgebauten St. Lukas-Kirche

König Friedrich Wilhelm IV., der von Stüler auf seiner Italienreise im Winter 1858/1859 begleitet wurde, dienten die altchristlichen Basiliken Roms als Vorbilder für seine architektonischen Vorstellungen. Für den König sollten die Kirchenbauten nicht nur herrscherlich-repräsentativ sein, sondern zugleich die Seelsorge mit der Diakonie verbinden. Mit dieser religiösen und caritativen Versorgung der Untertanen sollten die säkularisierten Menschen zum Glauben zurückgeführt werden. So wurden im Rahmen von Friedrich-Wilhelms Kirchenkonzept mit der fortschreitenden Bebauung Berlins zwischen 1844 und 1861 als Ergänzung von Karl Friedrich Schinkels Vorstadtkirchen acht große Kirchen errichtet, als letzte die Lukaskirche. Sie entstand zunächst als Filiale der benachbarten St. Matthäuskirche, bevor 1865 die Lukasgemeinde selbstständig wurde.

Die Gemeinde wuchs rasch bis etwa um 1890, weil dieser Teil des Stadtquartiers zu einer der besten Adressen der Stadt zählte. In den folgenden Jahren nahm sie mit zunehmender Urbanität des Bereiches wieder ab. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte die Gemeinde noch etwa 13.000 Mitglieder, am Beginn des Zweiten Weltkriegs dann etwa 6.000, am Ende nur etwa 1.000. Während des Ersten Weltkrieges mussten die Bronzeglocken zu Rüstungszwecken abgegeben werden. Sie wurden 1925 durch Stahlglocken ersetzt, die im Zweiten Weltkrieg nicht der Kriegswirtschaft zur Verfügung gestellt werden mussten.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche schwer beschädigt. Das Amt für Stadtplanung legte 1950 den Zerstörungsgrad der Kirche mit über 70 Prozent fest, dies hätte den Abriss bedeutet. Der damalige Pfarrer erreichte 1951 beim Bauamt eine Neuberechnung des Zerstörungsgrades. Bei dem auf 48 Prozent verringerten Wert konnte die Kirche wieder aufgebaut werden. Mit den Bauarbeiten wurde 1954 begonnen. 1985 wurde die Restparochie der zur Hälfte im Ostteil der Stadt liegende Dreifaltigkeits-Gemeinde, deren Kirche im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, mit der St. Lukas-Gemeinde zusammengeschlossen.

Im März 2001 entstand durch den Zusammenschluss der Gemeinde Friedrichswerder in Berlin-Mitte, der Dreifaltigkeits- und St. Lukas-Kirchengemeinde in Kreuzberg und der Jerusalems- und Neue Kirchengemeinde in Kreuzberg die Evangelische Kirchengemeinde in der Friedrichstadt, die neben anderen die Französische Friedrichstadtkirche nutzt. Die Stadtmissionsgemeinde Kreuzberg der Berliner Stadtmission, deren Zentrale bereits 1884 in Kreuzberg gegründet wurde, hatte seit dem 10. April 1968 eine eigene Kirche in der Johanniterstraße 2, die nach 40 Jahren zur Renovierung anstand. Doch dazu kam es nicht. Am 1. April 2009 nahm die Stadtmissionsgemeinde Kreuzberg ihre Arbeit in der St.-Lukas-Kirche auf.

Gebäude

St. Lukas-Kirche nach dem Wiederaufbau
Kirchsaal der St. Lukas-Kirche vor der Zerstörung

Stüler verwendete im Entwurf für die Lukaskirche das königliche Basilika-Konzept mit oberitalienischen, frühchristlich-byzantinischen Formen. Bei dem eng umbauten Grundstück hielt Stüler Fenster im Obergaden für erforderlich. Die Kosten waren jedoch zu hoch, sodass Möller den Bau als einschiffiges Langhaus ausführte. Das Kirchenschiff hatte eine Doppelempore und ein Querschiff. Den niedrigen, kurzen Chor schloss eine Apsis ab. Nur die von Stüler konzipierte Halle mit Arkaden, flankiert von zweigeschossigen Funktionsbauten, und den Turm an der Straßenfront behielt er bei. Möller verwandte nun, abkehrend von dem von König Friedrich Wilhelm IV. favorisierten Rundbogenstil altchristlicher italienischer Kirchen, Elemente der hochmittelalterlichen Romanik. Das Langhaus war um die Breite der Arkaden von der Straße zurückgesetzt. Dessen Vordergiebel hinter den Arkaden hatte eine Gruppe von drei Fenstern, darüber eine Rosette und auf dem First ein Kreuz. Die Giebel der seitlichen Häuser, die drei Vollgeschosse hatten, zierten ebenfalls Rosetten und kleine Kreuze aus Terrakotta auf ihrem First. Die Dächer der seitlichen Häuser und das Dach des Kirchenschiffes hatten denselben Neigungswinkel. Die Postamente auf den Traufpunkten des Kirchengiebels trugen Figuren der Apostel Lukas und Matthäus.

Beim Wiederaufbau durch Georg Thofern erhielt die Kirche im Unterschied zur repräsentativen alten Kirche eine schlichte Außengestalt. Das völlig zerstörte alte Kirchenschiff wurde zwar in ähnlicher Form, aber wesentlich kleiner wieder aufgebaut. Die seitlichen Flügel an der Straße erhielten ein Geschoss weniger. Für den neuen Kirchenraum wurde die kleine Apsis des Chores übernommen, ein Querschiff gibt es nicht mehr. Der Turm, heute hinter dem durchlaufenden, quergestellten Satteldach versteckt, wurde bis über die Glockenstube authentisch wieder hergestellt. Der Turmhelm wurde unter Berücksichtigung von Stülers Entwurf verändert. Die früher mit Schiefer gedeckte steile Spitze bekam ein stumpfes Zeltdach mit einfachem Kreuz. Die Figuren der Namensgeber der eigenen und der Muttergemeinde, die Evangelisten Lukas und Matthäus, sowie das Marmorkreuz des alten Altars stehen nun in der Vorhalle.

Kirchsaal der St. Lukas-Kirche nach dem Wiederaufbau

Der heutige Kirchsaal ist kleiner als der alte und relativ schlicht eingerichtet. Kruzifix, Leuchter und Taufbecken aus der barocken Dreifaltigkeitskirche schmücken seit dem Zusammenschluss mit der St. Lukas-Gemeinde im Jahr 1985 die Lukaskirche. Die Evangelisten Lukas und Matthäus stellte Siegmund Hahn, der 1954 den Kunstpreis der Stadt Berlin erhalten hatte, auf der linken und der rechten Seitenwand des Kirchsaals als Putzsgraffito dar, das ist eine sehr alte aber preiswerte Technik. Die Fenster und Mosaiken entwarf Siegmund Hahn ebenfalls, hergestellt wurden sie 1957 in den Werkstätten August Wagner. 1960 stellte der Architekt Henry Ziemendorf die neuen Verwaltungsräume her.

Literatur

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Alte Kirchen in Berlin. Berlin 1991.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Berlin. München/Berlin 2006.

Weblinks

 Commons: St. Lukas-Kirche (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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