- Bertrada die Jüngere
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Bertrada oder Bertha die Jüngere, Berta, Berhta, in anderen Sprachen auch Berthruda (* um 725; † 12./13. Juli[1] 783 in Choisy (Département Oise)), war die Tochter des Grafen Heribert von Laon und Enkelin von Bertrada der Älteren, den Stiftern der Abtei Prüm.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sie wurde 741 die Frau des fränkischen Königs Pippin der Jüngere († 768), um 747 die Mutter Karls des Großen. Pippin und sie waren so nahe miteinander verwandt, dass das geltende Recht eine Eheschließung ausschloss; die Verbindung wurde erst 749,[2] nach der Geburt Karls des Großen, legalisiert.
Als Pippin 751 zum König gekrönt wurde, nahm sie den Titel regina (Königin) an. Ihr Name wurde ab 752 mehrmals neben Pippin in Schenkungsurkunden für das Hauskloster Prüm genannt.[1] Sie begleitete Pippin 754 auf seinem Italienzug[1] und wurde am 28. Juli 754 von Papst Stephan II. nochmals zur Königin gesalbt.[3] Angeblich soll Pippin die Absicht gehabt haben, sich von Bertrada scheiden zu lassen, dann aber 762 von Papst Paul I. davon abgebracht worden sein.[3] 767 und 768 begleitete sie Pippin bei seinen Aquitanien-Feldzügen.[1]
Nach dem Tod Pippins 768 brach Streit zwischen ihren Söhnen Karl und Karlmann aus, den sie trotz ihres großen Einflusses nicht beilegen konnte.[1] 770 verbündete sie sich mit Herzog Tassilo III. von Bayern, reiste an den langobardischen Hof nach Italien, um die Heirat ihres Sohnes Karl mit einer Tochter des Desiderius, deren Name unbekannt ist und die fälschlicherweise Desiderata genannt wurde, einzufädeln und dadurch das durch Aufstände und Erbstreit geschwächte Frankenreich nach Süden abzusichern. Dann reiste sie nach Rom weiter. Vermutlich um an den Apostelgräbern zu beten und Papst Stephan III. von Zugeständnissen zu berichten, die Desiderius ihr gemacht hatte.[4]
Nach Karlmanns Tod (4. Dezember 771) löste sich Karl der Große von Bertradas Einflußnahme. Er verstieß seine langobardische Gemahlin entgegen Bertradas Wunsch und führte eine selbständigere Politik. Bertrada stand aber bis zu ihrem Tode in hohem Ansehen.[1]
Bertrada starb am 12./13. Juli 783[5] in Choisy-au-Bac und wurde in "Cauciaco" beigesetzt. Wenig später wurde ihr Leichnam zur "ecclesia sancti Dionysii martiris" (Kirche des heiligen Märtyrers Dionysius) in der Abtei von Saint Denis gebracht und an der Seite ihres Gatten endgültig bestattet.[6]
Nachkommen
Bertrada und Pippin hatten sechs Kinder:[3]
- Karl der Große (*um 747; † 814)
- Karlmann I. (* 751; † 771)
- Gisela (* 757; † 810) wurde 788 Äbtissin von Chelles
- Pippin (* 759; † 761)
- Rothaid, begraben in Abtei Sankt Arnulf in Metz
- Adelheid, begraben in St. Arnulf in Metz
Sage
Stärker als auf ihrem tatsächlichen Leben beruht Bertradas Bekanntheit auf dem karolingischen Sagenkreis, in dem sie unter dem Namen "Bertha mit dem großen Fuß" (lateinisch: Regina pede aucae = die Königin mit dem Gänsefuß) mit der Göttin Perchta verschmolzen wurde. Auch die Legende um die heilige Genoveva von Brabant geht auf diese Erzählung zurück.
Die Berthasage blieb in rund 20 Fassungen erhalten, darunter:
- die Chroniques Saintongeoise aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
- das Epos Berte aus grans piés von Adenet le Roi, das um 1275 entstand
- ein franco-italienisches Versepos "Berta da li pe grandi"
- in Volksbüchern und Prosaromanen
- in Italien (Reali di Francia, um 1370),
- in Frankreich,
- in Flandern (Berte metten breden voeten)
- und in Deutschland
In diesen Erzählungen wird sie teils als Tochter von Flore und Blanziflor (Flore und Blanscheflur) angegeben, fast immer aber als Braut im Wald ausgesetzt und gegen eine falsche Bertha ausgetauscht, bis die echte gefunden und wegen ihrer Füße, von denen einer größer ist als der andere, identifiziert werden kann.
Romantische Bearbeitungen des Stoffes gibt es von:
- Friedrich de la Motte Fouqué in Karls des Großen Geburt und Jugendjahre, 1816
- Karl Simrock in Bertha, die Spinnerin, 1845
- Martina Kempff in Die Königsmacherin Roman über die Mutter Karls des Großen, München 2005
Quellen
- Annales regni Francorum (Annales Laurissenses maiores)
- Lorscher Annalen (Annales Laureshamenses)
Literatur
- Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 2038
- Silvia Konecny: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 61-64, online [1]
- Gerd Treffer: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert). Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, ISBN 3-7917-1530-5, Seite 23-29, online [2]
- Martina Hartmann: Die Königin im frühen Mittelalter. Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-018473-2, S. 95-98
- Ludo Moritz Hartmann: Geschichte Italiens im Mittelalter Bd. II Teil 2, Perthes, Gotha 1903, S. 251ff. (detaillierte, teils aber überholte Darstellung)
Weblinks
Commons: Bertrada of Laon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Pippin und Bertrada bei Foundation for Medieval Genealogy (englisch)
- Bertrada die Jüngere bei mittelalter-genealogie
- Mürlenbach: Bertrada-Burg (möglicherweise Geburtsort Karls I., benannt nach Bertrada der Älteren)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 2038
- ↑ Annales Laurissenses 749, MGH SS I, p. 136
- ↑ a b c Martina Hartmann, Die Königin im frühen Mittelalter, S. 95ff
- ↑ Ludo Moritz Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelalter] Bd. II Teil 2, S. 251f
- ↑ Annales regni Francorum
- ↑ Annales Laurissenses 783, MGH SS I, p. 164
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