Betscher

Betscher
Nikolaus Betscher, um 1800

Nikolaus Betscher (* 31. Oktober 1745 in Berkheim; † 18. November 1811 in Rot an der Rot) war ein deutscher Komponist und letzter Abt der ehemaligen gefürsteten Reichsabtei Rot an der Rot.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nikolaus Betscher wurde am 31. Oktober 1745[1] als einziger Sohn des begüterten Landwirts Matthias Betscher auf dem Hof Sankt Johann Baptist in Berkheim an der Iller geboren und am 1. November auf den Namen Leonardus Wolfgangus getauft. Leonard wurde als Kind in die Klosterschule Rot an der Rot aufgenommen und erhielt dort seine erste Ausbildung. Am 11. November 1765 legte er dort die Ordensgelübde ab und nahm den Klosternamen Nikolaus an. Er scheint ein gelehriger Novize gewesen zu sein, denn schon am 23. September 1769 wurde er zum Priester geweiht.

In den nächsten 10 Jahren durchlief Nikolaus Betscher mehrere klösterliche Ämter, um von 1779 bis 1781 als Pfarrer in Haslach tätig zu sein. 1781 ist er als Subprior, 1782 als Prior dokumentiert, bis er 1787 wieder eine Pfarrstelle bekam, dieses Mal in Haisterkirch. Nach dem Tod seines Vorgängers wurde Nikolaus Betscher am 3. November 1789 zum 45. und letzten Abt der Reichsabtei Rot gewählt und feierlich in sein Amt eingesetzt. Zu dieser Feier stifteten Betschers Eltern der Abtei 2000 Gulden, um die lang geplante Fertigstellung der Orgel auf der Westempore durch Johann Nepomuk Holzhey zu ermöglichen. 1792 konnte das Instrument seiner Bestimmung übergeben werden; Betschers Amtswappen ist am Prospekt der Orgel angebracht. Auf Grund der Auflösung des Mutterklosters Premontre im Zuge der französischen Revolution wurde Nikolaus Betscher 1795 mit dem Generalvikariat der deutschen Ordensprovinz des Prämonstratenserordens betraut, womit ebenso die Funktion des prämonstratensischen Generalabtes verbunden war.

Säkularisation

Erinnerungstafel in St. Verena, der Kirche des Klosters Rot an der Rot

Im Zuge der Säkularisation nahm Graf Ludwig von Wartenberg die ehemalige Reichsabtei Rot an der Rot am 1. März 1803 in Besitz, Betscher durfte jedoch bis zu seinem Tode im November 1811 in den Konventsgebäuden wohnen. Sein Grab befindet sich unter dem Chor der Klosterkirche seiner ehemaligen Abtei. Als Nikolaus Betscher am 18. November 1811 starb, trauerte Michael von Jung in seinem Grabgesang um den Musiker, der mit seinem Spiel „aller Leiden bittren Schmerz“ hier auf Erden stillte und der nun droben Gottes Ehre besinge. Erst in zweiter Linie wurde des Abtes Nikolaus Betscher gedacht, dessen Aufgabe es war, das Prämonstratenserkloster Rot an der Rot bis zu dessen Säkularisation zu leiten. Neben der theologischen Ausbildung hat Nikolaus Betscher wohl auch eine fundierte musikalische Ausbildung erfahren. Bei wem und wann ist nicht überliefert, seine Kompositionen zeigen jedoch, dass er musikalisch auf der Höhe seiner Zeit war und mit Recht zu den herausragenden Komponisten der oberschwäbischen Klosterkultur zu rechnen ist. Es scheint, dass Betscher wichtige Impulse vom acht Jahre älteren Michael Haydn bekommen hat.

Würdigung

Ebenso wie der ältere Haydn und seinem eigenen Umfeld gemäß widmete sich Nikolaus Betscher vornehmlich der Kirchenmusik. Viele seiner liturgischen Kompositionen sind überliefert und belegen, dass für Betscher die Musik nie Selbstzweck war, sondern stets dem Gotteslob diente. Neben den großen lateinischen Texten, die Nikolaus Betscher in Messen, Vespern, Requiems und anderen Gattungen vertonte, ist ebenso deutsche Kirchenmusik von ihm überliefert, die sich in der Hauptsache auf Lieder zu besonderen Festen und Wallfahrten beschränkt. 12 weltliche Gesellschaftslieder „Wider die Mode“, eine Sonate und 24 Stücke für verschiedene Instrumente ergänzen das kompositorische Werk Betschers. Die Tonsprache selbst ist in ihrer Polyphonie (der mehrstimmig geführten, in sich verwobenen Struktur des Satzes) schlicht, enthält jedoch reiche melodische Ideen, die gelungen miteinander verwoben werden und so zu einem homogenen Ganzen führen. Trotz des regelgerechten harmonischen Satzes, der die einzelnen Stücke kennzeichnet und sie als glatte, gefällige Musik ausweist, schafft sich Betscher durch reizvolle chromatische und harmonische Modulationen und Umdeutungen Nischen, die er mit seiner musikalischen Persönlichkeit und seinem eigenen Stil ausfüllen kann. Dabei muss Nikolaus Betscher ein versierter Spieler von Tasteninstrumenten gewesen sein, denn auch seine Vokalsätze liegen (bei einer Aussetzung auf Klavier und Orgel) sehr schön „in den Fingern“, die Entfaltung der Melodie orientiert sich an der menschlichen Hand und zeugt von großer Musizierfreude.

Seine Kompositionen sind im musikalischen Bereich der Vorklassik anzusiedeln. Die nachgewiesene Freundschaft zu Michael Haydn, dem jüngeren Bruder Joseph Haydns, der sich auf dem Gebiet der Kirchenmusik einen Namen machte, ist herauszuhören. Auch Betscher widmete sich vornehmlich der Kirchenmusik. Seine Kompositionen zeigen, dass er musikalisch auf der Höhe der Zeit war und zu den herausragenden Komponisten der oberschwäbischen Klosterkultur zu rechnen ist.

Werke

Im Werkverzeichnis Betschers finden sich u.a.:

  • Messen (Missa in C, Missa brevis in g, Missa pastoritia)
  • Te Deum in D-Dur
  • Magnificat in D
  • Requiem in c-Moll
  • Psalm 129 „De Profundis“
  • Vesperae de Confessore in C-Dur
  • Lieder („Klag und Loblieder der Vernunft“ (1808); Gesellschaftslieder „wider die Mode“)
  • Sonate
  • 24 Stücke für verschiedene Instrumente

Literatur

  • Aus dem Himmelreich des Barock: Musik aus oberschwäbischen Klöstern; Andreas Heilinger (1746 - 1809), Salem - Isfrid Kayser (1712 - 1771), Marchtal - Nikolaus Betscher (1745 - 1811), Rot an der Rot. Hrsg.: Verein zur Förderung der Musik Oberschwabens e.V., Biberach, Riss. Texte Michael G. Kaufmann. Biberach : Verein zur Förderung der Musik Oberschwabens, 2002

Quellen

  1. Schwäbisches Landesmusikarchiv Nikolaus Betscher (1745 – 1811)

Weblinks


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