Reichsabtei Rot an der Rot

Reichsabtei Rot an der Rot
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Territorium im Heiligen Römischen Reich

Reichsabtei Rot an der Rot
Wappen
Wappen Rot an der Rot.svg
Alternativnamen Hochstift, Stift
Herrschaftsform Ständestaat
Herrscher/Regierung Reichsabt
Heutige Region/en DE-BW
Reichstag Im Reichsfürstenrat vertreten durch das Schwäbische Reichsprälatenkollegium
Reichskreis Schwäbischer Reichskreis
Hauptstädte/Residenzen Rot an der Rot
Konfession/Religionen römisch-katholisch
Sprache/n Deutsch, Lateinisch
Währung Gulden
Aufgegangen in Reichsgrafschaft Wartenberg

Die Reichsabtei Rot an der Rot (auch Roth, Münchroth oder Mönchroth) in Rot an der Rot im Landkreis Biberach war eines der ersten Prämonstratenserklöster in Oberschwaben. Das geistliche Territorium grenzte im Westen an die Reichsabtei Ochsenhausen, im Norden an die Reichsabtei Gutenzell, im Osten „über der Iller“ an die Reichsabtei Buxheim und die freie Reichsstadt Memmingen und im Süden an das weltliche Territorium Waldburg-Zeil.

Inhaltsverzeichnis

Gründung und erste Jahrhunderte

Das Kloster wurde vermutlich im Jahre 1126 durch Hemma von Wildenberg als Doppelkloster gestiftet. Mutterkloster vieler Prämonstratenserklöster (z.B.: Wilten, Schussenried, Steingaden). Der in unmittelbarer Nähe gelegene Frauenkonvent wurde um 1380 aufgelöst (keine Reste erhalten, an der Stelle heute Friedhofskirche). Rot stieg im 15. Jahrhundert zur Reichsabtei auf und war seit dem 16. Jahrhundert im schwäbischen Reichsprälatenkollegium vertreten. Seit 1585 war der Abt infuliert. Schirmvogtei des Klosters war die Untere Landvogtei Schwaben.

In den Reichsmatrikeln von Worms aus dem Jahre 1521, wurde das Kloster mit der Stellung von zehn Soldaten und einem Reiter geführt. Zusätzlich wurden 60 Gulden jährlich an das Reichsregiment und das Kammergericht gezahlt. Die Reichstürkenhilfe belief sich 1568 auf 530 und 1599 auf 1407 Gulden.[1]

Zerstörung und Wiederaufbau

Reichsabtei Rot an der Rot

Nach der Zerstörung von Teilen im Dreißigjährigen Krieg und der Vernichtung der gesamten Klosteranlage am 6. Mai 1681 [2] durch Brandstiftung wurde das größtenteils noch bestehende barocke Kloster 1681–1698 neu errichtet.

Die Klosteranlage wird von der frühklassizistischen Klosterkirche St. Verena überragt, die 1777–1786 neu erbaut und ausgestattet wurde, da der Abt Mauritius Moritz gegen den Willen des Konvents mit dem Abbruch hatte beginnen lassen. 1777–1779 wurde der Ostteil durch Baumeister Johann Baptist Laub errichtet, doch zum eigentlichen Neubau kam es erst unter Abt Willebold Held (1782–1789). Nach der Grundsteinlegung 1783 führten die Chorherren die Arbeiten zum Teil selbst aus. Die Innenausstattung stammt von den Malern Andreas Meinrad von Ow und Januarius Zick, die Stuckarbeiten führte Franz Xaver Feuchtmayer aus. Die Orgel stammt von Johann Nepomuk Holzhey. An die Kirche schließt sich die barocke Klosteranlage an, deren zahlreiche Türmchen ihr den Beinamen Oberschwäbischer Kreml eingetragen haben. Am Fuß des Klosterhügels steht die Ökonomie mit quadratischem Grundriss, sie beherbergt heute das Rathaus.

Der 45. Abt der Reichsabtei war von 1789 bis 1803 Nikolaus Betscher, dessen kirchenmusikalische Kompositionen an seine Zeitgenossen Haydn und Mozart erinnern. Nachdem sie längere Zeit in Vergessenheit geraten waren, werden sie, nicht zuletzt durch die Initiative des Kulturforums Rot an der Rot, wieder aufgeführt.

Säkularisation bis heute

Das Kloster vom unteren Tor aus gesehen

1803 wurde das Kloster entsprechend dem Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert. Die Chorherren mussten die Anlage verlassen, das Kloster wurde zum Aussterbekloster erklärt und durfte keine Novizen mehr aufnehmen. Den Besitz, 13 Dörfer und Weiler, übernahmen zunächst die Grafen von Wartenberg im Tausch gegen ihre linksrheinische Grafschaft in der Pfalz, er ging aber bald an die Grafen Erbach-Erbach über. Wartenberg erschien mit seinen reichsgräflichen Beamten, die alle evangelischer Konfession waren. Im ehemaligen Refektorium der Kanoniker wurde ein provisorischer protestantischer Betsaal eingerichtet. Bereits ab 1806 gehörten Kloster und Ort zum Königreich Württemberg. 1947 kehrten Prämonstratenserchorherren nach Rot zurück, 1950 kam eine neu gegründete Gemeinschaft der Norbertus-Schwestern hinzu. 1959 verließen die Chorherren Rot wieder und besiedelten die Abtei Hamborn in Duisburg. Der Schwesterkonvent in Rot blieb bis 2007 bestehen und wurde dann nach Aulendorf verlegt. 1959 erwarb das Bistum Rottenburg die Klostergebäude und richtete 1960 darin ihr Jugend- und Bildungshaus St. Norbert ein.

Äbte

Nach dem Tod des Propsts Burkhard aus dem Mutterkloster Pémontré (Propst 1126–1140) hatte das Kloster 45 Äbte, bevor es 1803 unter Abt Nikolaus Betscher aufgehoben wurde.[3]. Für die Äbte von Berchthold bis Heinrich von Krauchenwies sind Regierungszeit und Reihenfolge unsicher. Das „von“ lässt nicht auf eine adelige Herkunft schließen, sondern ist meist Herkunftsangabe.

  • Ottino, 1140–1181
  • Berchthold
  • Volmar
  • Albert, 1217
  • Heinrich, 1222
  • Werner
  • Reinhard
  • Berchthold II. von Kellmünz, 1268–1273
  • Heinrich II. von Fellheim, 1273, † um 1307
  • Konrad von Au, 1308
  • Eglolf von Lautrach, 1346
  • Heinrich III. von Krauchenwies, 1369–1380
  • Konrad II. Frauenbiß von Haslach, 1381–1391
  • Johann Barner von Saulgau, 1391–1397
  • Petrus, 1397–1402
  • Lucius, 1402–1403
  • Verwaltung durch den Abt von Weißenau, 1403–1405
  • Petrus II. Städele, 1405–1507
  • Friedrich Biedermann, 1407
  • Johann II. Geldrich von Ravensburg, 1407–1413
  • Jodokus (vorher in Kloster Ursberg), 1413–1414
  • Verwaltung durch den Weltgeistlichen Leonhard, Sohn des Truchsessen Johann von Waldburg, 1414–1417
  • Heinrich IV. Merk von Munderkingen, 1417–1420
  • Martin Hesser von Marchtal, 1420–1457
  • Georg Iggenau von Iggenau, 1457–1570
  • Johann Moosheim von Memmingen, 1470–1475
  • Heinrich Hünlin von Lindau, 1475–1501
  • Konrad Ehrmann von Zell, 1501–1520
  • Johann Lauginger von Biberach, 1520–1533
  • Konrad Ehrmann von Zell, 1533–1543
  • Konrad Spleiß von Baustetten, 1543–1549
  • Vitus Weber von Wangen, 1549–1556
  • Dominikus Freiberger von Biberach, 1556–1560
  • Martin Ehrmann von Zell, 1560–1589
  • Martin Schlay von Hittisweiler, 1589–1591
  • Balthasar Held von Haisterkirch, 1591–1611
  • Joachim Gieteler von Waldsee, 1611–1630
  • Ludwig Locher von Haselburg, 1630–1667
  • Friedrich Rommel von Überlingen, 1667–1672
  • Martin Ertle von Greckenhofen, 1672–1711
  • Hermann Vogler von Oberstdorf, 1711–1739
  • Ignaz Vetter von Kirchheim, 1739–1755
  • Ambros Guggenmoos von Stetten im Allgäu, 1755–1758
  • Benedikt Stadelhofer von Feldkirch, 1758–1760
  • Mauritius Moritz von Biberach, 1760–1782
  • Willebold Held von Erolzheim, 1782–1789
  • Nikolaus Betscher von Berkheim, 1789–1803

Weitere bedeutende Chorherren

Literatur

  • Benedikt Stadelhofer: Historia imperialis et exemti Collegii Rothensis in Suevia. 2 Bände. Augsburg 1787 (Digitalisat: Bd. 1, Bd. 2) – ein 3. Band blieb ungedruckt und liegt handschriftlich im Staatsarchiv Stuttgart
  • Hermann Tüchle, Adolf Schahl: 850 Jahre Rot an der Rot. Geschichte und Gestalt. Neue Beiträge zur Kirchen- und Kunstgeschichte der Prämonstratenser-Reichsabtei. Thorbecke, Sigmaringen 1976, ISBN 3-7995-4012-1
  • August Willburger: Geschichte des Prämonstratenserklosters Rot, in: Rot an der Rot. Seine Geschichte und seine beiden Kirchen. Oefele, Ottobeuren, 2. Auflage 1979, S. 2–38
  • Georg Geisenhof: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben. Ganser, Ottobeuren 1829

Weblinks

 Commons: Kloster Rot an der Rot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gebhard Spahr: Oberschwäbische Barockstrasse II - Wangen bis Ulm-Wiblingen, 1978, Weingarten, Beerbaum, Biberacher Verlagsdruckerei S. 145
  2. Geisenhof: Kurze Geschichte, S. 151
  3. Liste nach der Abtliste in August Willburger: Geschichte des Prämonstratenserklosters Rot, in: Rot an der Rot. Seine Geschichte und seine beiden Kirchen. Oefele, Ottobeuren, 2. Auflage 1979, S. 33–38
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