Bezirksklinikum Regensburg

Bezirksklinikum Regensburg
Ärztliche Direktion, Pflegedienstleistung, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum

Das Bezirksklinikum Regensburg (kurz BKR) ist ein Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neurologische Rehabilitation sowie Forensische Psychiatrie des Bezirks Oberpfalz in Regensburg. Die Abteilungen Neurologie und Psychiatrie sind zum Teil der Universitätsklinik angeschlossen, zum Teil dem Bezirk Oberpfalz. Zwei Pflegeheime, eine Berufsfachschule für Krankenpflege und das Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP) sind ebenfalls am BKR angesiedelt. Das Bezirksklinikum betreibt außerdem eine Tagesklinik für erwachsene psychiatrische Patienten in Cham sowie Tageskliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -therapie in Weiden i.d.OPf., Cham und in Amberg.

Die Akutkliniken und Heime werden in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH geführt, die Forensischen Kliniken und die Krankenpflegeschule als Eigenbetrieb. Träger der Einrichtungen ist der Bezirk Oberpfalz, Gesellschafter der GmbH der Bezirk Oberpfalz.

Inhaltsverzeichnis

Kliniken

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Fachklinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie

Die Psychiatrische Klinik versorgt etwa 800.000 Einwohner der südlichen und mittleren Oberpfalz. Als Außenstelle gibt es eine psychiatrische Tagesklinik und Ambulanz in Cham. Der Versorgungsauftrag für die Region wird mit 462 Betten und 60 Tagesplätzen erfüllt.

Die Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie übernimmt die psychiatrische, psychosomatische und psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Oberpfalz, auch mit Tageskliniken in Weiden und Cham. Das Haupthaus in Regensburg besteht seit 1991. Seit 1998 gibt es auch in Weiden eine Ambulanz, seit 2001 mit einer Tagesklinik. Im Jahr 2009 wurde eine Ambulanz auch in Amberg eröffnet.

Die Klinik und Poliklinik für Neurologie besteht aus einer Neurologischen Poliklinik mit Spezialambulanzen für neurodegenerative Erkrankungen (wie z. B. Morbus Parkinson, Huntington’sche Erkrankung, Amyotrophe Lateralsklerose), neuroimmunologische Erkrankungen (wie z. B. Multiple Sklerose, zerebrale Vasculitis), zerebrale Gefäßerkrankungen (wie z. B. Schlaganfall, Arteriosklerose, Gefäßmalformationen und Aneurysmen), Epileptologie (zerebrale Anfallsleiden), Neuroonkologie (primäre Tumoren des ZNS), Schädigungen des peripheren Nervensystems (z. B. Polyradikulitis), Botulinumtoxintherapie (von Bewegungsstörungen, Spastik und resultierenden Schmerzzuständen), der neuromuskulären Synapse (z. B. Myasthene Syndrome), Muskulatur und Kopfschmerzerkrankungen.

Daneben unterhält die Klinik eine Intensivstation, eine Stroke Unit (Schlaganfall-Spezialstation), eine Intermediate Care Station, eine Onkologische Station und 3 Stationen für Allgemeine Neurologische Diagnostik und Therapie. Die Notaufnahme ist der Intensivstation unmittelbar angegliedert. Träger der Poliklinik mit den ambulanten Patienten ist die Universität Regensburg, Träger der stationären Krankenversorgung mit insgesamt 58 Betten ist der Bezirk Oberpfalz.

In der Neurologischen Klinik wurden 2006 insgesamt 2750 Patienten stationär oder teilstationär versorgt. Die durchschnittliche Liegedauer beträgt etwa 6 Tage (im Vergleich zu 8,1 Tagen der vergleichbaren deutschen neurologischen Unikliniken).

In der Fachklinik für Neurologische Rehabilitation mit 50 Akut- und 40 Reha-Betten werden schwerpunktmäßig Patienten behandelt, die einen Schlaganfall, eine Schädel-Hirn-Verletzung oder eine zerebrale Hypoxie erlitten haben.

Die Fachklinik für Forensische Psychiatrie behandelt psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter. Im Jahr 2006 wurden 133 Patienten aufgenommen.

Das Pflegeheim für psychisch Kranke bietet 54 Menschen ein Zuhause. Im Heim für neurologische Rehabilitation werden 20 Menschen vor allem mit schweren Schädel-Hirnverletzungen nach Abschluss ihrer Reha betreut.

Die Berufsfachschule für Krankenpflege bildet auf dem Gelände des Bezirksklinikums jährlich ca. 150 Krankenpflegeschüler aus. Sie ist damit die größte Berufsfachschule für Krankenpflege in der Oberpfalz. Handlungsorientierter Unterricht, Projektunterricht, szenisches Lernen und eigenverantwortliches Lernen bilden dabei die Grundsäulen. Das Ausbildungskonzept wurde vom Bayerischen Kultusministerium mit einem 1. Preis beim Wettbewerb um innovative Schulentwicklung (I.S.I) ausgezeichnet. Im Rahmen eines Pilotprojekts können die Schüler parallel zur Pflege-Ausbildung die Fachhochschulreife erwerben.

Das Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP) am Bezirksklinikum ist der größte Seminaranbieter für Gesundheitsthemen in Ostbayern. Es betreut jährlich rund 6000 Seminar- und Kongressteilnehmer.

Geschichte

In den Gebäuden des im Jahre 1803 säkularisierten Klosters Kartause St. Vitus wurde am 1. Januar 1852 die sogenannte „Königliche Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll“ eröffnet. In den Jahren 1905/06 war der Schriftsteller Alfred Döblin als Assistenzarzt dort tätig. In den Jahren 1917 bis 1933 fand eine umfangreiche Reformierung unter dem Direktor Karl Eisen statt. Dabei wurden Zwangsmaßnahmen wie Isolation und Fixierung weitgehend abgeschafft. Tobzellen wurden in Einzelzimmer und Tobabteilungen in Wachsäle umgewandelt. Weiterhin wurde den Patienten mit Kinovorführung und Lichtbildvorträgen Unterhaltung geboten.

Während des Dritten Reichs wurden im Rahmen eines „Aktion T4“ genannten nationalsozialistischen Mordprogrammes psychisch Kranke und andere als „lebensunwertes Leben“ eingestufte Menschen in Tötungsanstalten vergast. Im Zuge der darauf folgenden „dezentralen Euthanasie“ wurden Patienten direkt in Pflegeanstalten ermordet. Von 1940 bis 1945 starben unter dem Direktor Paul Reiß mindestens 1.600 Patienten der Anstalt Karthaus-Prüll entweder direkt in der Anstalt oder nach der Verlegung in die NS-Tötungsanstalt Hartheim als Folge aktiver Tötungshandlungen, unterlassener Hilfeleistung und Mangelernährung. Die Sterblichkeit betrug in dieser Zeit das sechsfache des Normalwertes. Die Aktivitäten wurden von der Geheimbehörde Aktion T4 vorangetrieben. In der Regensburger Einrichtung wurden auf Grundlage des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses 600 Patienten zwangssterilisiert.

Im Jahre 1965 setzte eine zweite Reformphase ein, die bis 1984 andauerte. Hierbei fand eine Spezialisierung der Stationen und eine Diversifizierung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen statt. Insbesondere wurde 1973 eine neurologische und neuroradiologische Abteilung geschaffen und 1976 der erste Computertomograph in einer deutschen Nervenheilanstalt installiert. Ab 1982 wurde eine forensische Abteilung aufgebaut, die sich bis 2007 zur zweitgrößten Klinik am Bezirksklinikum entwickelt hat.

Museum: Sammlung Vierzigmann

Das Klinikum beherbergt eine Dauerausstellung von Bildern, die in den 1920er und 1930er Jahren von Patienten angefertigt wurden. Die nach Adolf Vierzigmann (1878–1955) benannte Sammlung wurde 2002 eröffnet.

Literatur

  • Clemens Cording: Die Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll im „Dritten Reich“ – eine Studie zur Geschichte im Nationalsozialismus. Deutscher Wissenschaftsverlag, Würzburg 2000, ISBN 3-9806424-4-5
  • Bruno Feldmann, Christine Melk-Haen (Hrsg.): Sammlung Vierzigmann: Kunstwerke von Patienten aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Bezirksklinikum Regensburg. Bezirksklinikum Regensburg, Regensburg 2002, ISBN 3-00-009481-4

Weblinks

 Commons: Bezirksklinikum Regensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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