- Bibliotheca Augusta
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Die Herzog August Bibliothek („HAB“) in Wolfenbüttel, (Niedersachsen), auch bekannt unter den Namen „Bibliotheca Augusta“, ist eine international bekannte Bibliothek und bedeutende Forschungsstätte vor allem für das Mittelalter und die frühe Neuzeit. Sie untersteht unmittelbar dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das die Arbeit der HAB durch einen international besetzten Wissenschaftlichen Beirat begleiten lässt.
An der HAB wird Forschung betrieben und gefördert, unter anderem durch Stipendien. Regelmäßig werden wissenschaftliche Tagungen und kulturelle Veranstaltungen sowie Ausstellungen von überregionaler Bedeutung organisiert. Direktor der HAB ist Helwig Schmidt-Glintzer.
Durch die Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke ist die HAB zusammen mit anderen Bibliotheken und den Sondersammelgebieten in die Bildung einer dezentralen Nationalbibliothek für Deutschland eingebunden. Die HAB ist im Rahmen dieses Projektes für die Sammlung von deutschen Drucken des 17. Jahrhunderts zuständig.
In der HAB wird das Evangeliar Heinrichs des Löwen, (entstanden zwischen 1174 und 1189, höchstwahrscheinlich ca. 1188), aufbewahrt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im 17. Jahrhundert galt die Herzog August Bibliothek als die größte Bibliothek nördlich der Alpen und wurde als achtes Weltwunder bezeichnet.
Gegründet wurde die Bibliothek von Herzog Julius zu Braunschweig-Lüneburg (1528 - 1589), der in seiner Residenzstadt Wolfenbüttel seine Büchersammlung ordnete und im Jahre 1572 eine erste Liberey-Ordnung erließ. Dieses Datum gilt als die Geburtsstunde der Wolfenbütteler Bibliothek.
Ihren legendären Ruf begründete jedoch der gebildete und weitgereiste Herzog August der Jüngere (1579 - 1666), der seit seiner Jugend ein eifriger Büchersammler war. Aus einer Nebenlinie der Welfen-Dynastie stammend, war er eigentlich nicht für eine Regentenrolle vorgesehen, doch bedingt durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und das Aussterben der Wolfenbütteler Linie der Welfen wurde er 1635 in bereits reifem Mannesalter Regent in Wolfenbüttel.
Als Herrscher in Wolfenbüttel entfaltete er eine systematische Sammeltätigkeit. Seine Maxime war nicht Masse, sondern Qualität. Er beschäftigte Bücheragenten in ganz Europa, die für ihn Bücher ankauften und nach Wolfenbüttel schickten. Zeitweise trafen jede Woche ganze Wagenladungen mit Fässern voller Bücher in der Residenz ein.
Bei seinem Tode umfasste die Sammlung 35.000 Bände mit 135.000 Titeln. Das war eine der umfangreichsten Büchersammlungen dieser Epoche, auf höchstem Niveau, Quintessenz des damaligen abendländischen Wissens.
In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Sammlung weiter, jedoch nicht mehr so systematisch, der Ankaufsetat war nach dem Tode des Herzogs gesunken. Mittlerweile aber hatte die Bibliothek einen so legendären Ruf, dass sie Schenkungen und Erbschaften wie ein Magnet anzog.
So schickte beispielsweise Johannes Kepler seine in Ulm erschienenen Berechnungen des ekliptischen Planetenlaufs, die Tabulae Rudolphinae, nach Wolfenbüttel, natürlich mit handschriftlicher Widmung. Auch andere Gelehrte gaben in ihren Widmungen ihrer Hoffnung Ausdruck, ihr Werk möge in einer so bedeutenden Bibliothek Aufnahme finden. Viele vermachten in ihrem Testament ihre gesamte Privatbibliothek der Wolfenbütteler Sammlung. Rund 60.000 Schriften kamen allein auf diese Weise im Laufe der Jahre zusammen.
Rund 36.000 Bände umfassen die Schenkungen aus dem Privatbesitz der Mitglieder der Fürstenfamilie, vorwiegend historische Werke und Belletristik zumeist in französischer Sprache.
Die bedeutendsten Bibliothekare in Wolfenbüttel waren Gottfried Wilhelm Leibniz (von 1691 bis 1716) und Gotthold Ephraim Lessing, der von 1770 bis zu seinem Tode im Jahre 1781 hier wirkte. Leibniz ließ unter anderem den ersten alphabetischen Katalog anlegen und regte auch den Bau eines neuen Bibliotheksgebäudes an.
Ludwig Tacke: Die Rotunde (1888) - Bibliotheca Augusta, Lessingplatz 1, das Hauptgebäude, darin Direktion, Handschriftenlesesaal, Werkstatt für Digitalisierung und Fotografie, museale Räume (u. a. Augusteerhalle) und Einrichtungen für bibliothekarische Projekte
- Zeughaus, Schloßplatz 12, darin Präsenzbibliothek mit einem großen Teil des Buchbestands, Katalogzentrum, Fachinformation, Lesesaal, Ausleihe und Seminarraum, Cafeteria; hier finden auch Ausstellungen statt
- Kornspeicher, Schloßplatz 8a, darin Ausstellungshalle und provisorisches Magazin
- Lessinghaus, Lessingplatz 2, darin Museum und Gästewohnungen; Lessing wohnte hier während der letzten 4 Jahre seines Lebens
- Direktorhaus, Lessingstraße 11, darin Wohnung des Direktors und Restaurierwerkstatt für Handschriften und Grafiken
- Leibnizhaus, Schloßplatz 5/6, darin Restaurierwerkstatt, Arbeitsräume für Stipendiaten, Seminarraum, Einrichtungen für EDV und Forschungsprojekte, Forschungsstelle 18. Jahrhundert
- Anna-Vorwerk-Haus, Schloßplatz 4, darin Einrichtungen für wissenschaftliche Veranstaltungen und das Stipendienprogramm
- Meißnerhaus, Schloßplatz 2, darin Verwaltung, Pressesprecherin, Einrichtungen für Veröffentlichungen und für das Kulturprogramm, Lessing-Akademie, Forum, Geschäftsstelle der Gesellschaft der Freunde der Herzog-August-Bibliothek e. V.
- Andrea Kastens (Hrsg.): Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Westermann, Braunschweig 1978, ISSN 0341-8634
- Leo G. Linder: Die Herzog August Bibliothek und Wolfenbüttel. Braunschweig 1997, ISBN 3-07-509702-0
- ↑ Jahresprogramm 2009 der Herzog August Bibliothek, S. 6-7
- ↑ Ein Überblick über die Projekte und Themenportale: http://www.hab.de/bibliothek/wdb/projekte.htm.
- Offizielle Website der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
- Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke
- Bücherrad im Museum "Das Alte Zollhaus" in Hitzacker
- Wolfenbütteler Digitale Bibliothek (WDB)
Die so genannte Rotunde wurde von 1706 bis 1710 als erster selbstständiger profaner Bibliotheksbau in Europa errichtet. Auf dem Dach trug sie einen Himmelsglobus, der den allumfassenden Charakter der Wissenschaften symbolisierte. Aus statischen Gründen wurde der Globus jedoch später wieder entfernt. Die Rotunde wurde 1887 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Durch Lessing wurde Wolfenbüttel zum Zentrum der Aufklärung, ihm ist zu verdanken, dass zahlreiche Schätze, die in der Bibliothek verborgen waren (bspw. die einzige Handschrift des Hauptwerks Berengars von Tours: Rescriptum contra Lanfrancum), gehoben wurden. Erhart Kästner war von 1950 bis 1968 Bibliothekar an der Herzog August Bibliothek und baute in dieser Zeit die Sammlung der Malerbücher auf.
Nach der Verlegung der Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig um 1753 wurde es in der Stadt und auch um die Bibliothek ruhiger. In den Jahren 1884-1887 entstand der heutige wilhelminische Neubau. Er wurde Mitte der 1960er Jahre unter der Leitung des damaligen Bibliotheksdirektors Erhart Kästner und des Braunschweiger Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer umgebaut, der Umbau der Augusteerhalle wurde 1966 beendet.
Gegenwärtiger Gebäudebestand
Zur HAB gehören gegenwärtig mehrere nahe beieinander liegende Gebäude, man spricht vom „Wolfenbütteler Bibliotheksquartier“. Dazu gehören [1]:
Bilder
HABGlobensaal.jpg
Globensaal mit Rekonstruktion des „Bücherrades“ Herzog Augusts d. J.]] |
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HABZeughHalle.jpg
Erdgeschosshalle des Zeughauses |
Aktuelle Tätigkeiten
Ab dem Jahre 1968 begann der Ausbau und die Öffnung der Herzog August Bibliothek zu einer europäischen Studien- und Forschungsstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit. Verbunden ist diese Leistung mit dem Namen des Bibliotheksdirektors Paul Raabe. So wurde ein Stipendien- und Forschungsprogramm eingerichtet, eine Publikationsabteilung und ein Schülerprogramm. Nach und nach wurden weitere Gebäude in die Bibliothek mit einbezogen, so dass ein regelrechtes Bibliotheksquartier entstand.
Ein besonders modernes Projekt ist die Wolfenbütteler Digitale Bibliothek (WDB), ein Projekt, mit dem die Herzog August Bibliothek forschungsrelevante, besonders seltene, herausragende oder häufig genutzte Teile ihres Altbestandes in digitalisierter Form internationalen Forschern online zugänglich machen möchte. Die Digitalisierungsprojekte werden teilweise in überregionaler oder auch internationaler Kooperation durchgeführt.
Im Jahr 2006 waren in der Bibliothek etwa 900.000 Bücher zu finden, davon 350.000 aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.[2]
Literatur
Einzelnachweise
Weblinks
52.16666666666710.533333333333Koordinaten: 52° 10′ 0″ N, 10° 32′ 0″ O
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