- Evangeliar Heinrichs des Löwen
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Das Evangeliar Heinrichs des Löwen war vom Herzog als Stiftung für den Marienaltar der Braunschweiger Stiftskirche St. Blasii (auch als Braunschweiger Dom bezeichnet) bestimmt und war Teil des Welfenschatzes. Es gilt als das Hauptwerk der romanischen Buchmalerei des 12. Jahrhunderts in Norddeutschland.
Im Auftrag des Herzogs entstand das Werk in der Benediktinerabtei Helmarshausen. Das Braunschweiger Gotteshaus wurde seit 1173 errichtet, sein Marienaltar im Jahr 1188 geweiht. Die Entstehung des Evangeliars wird von einigen Wissenschaftlern um 1173–1175 (Frühdatierung) vermutet, die Mehrheit geht jedoch davon aus, dass das Werk erst um 1188 (Spätdatierung) entstanden ist.
Die Handschrift umfasst 226 Blätter mit 50 ganzseitigen Miniaturen, 17 Kanontafeln, vier Bilder der Evangelisten, neun Zierseiten und 20 Bilddarstellungen. Der Gesamttext enthält ca. 1.500 kleinere, 77 größere und sieben große, reich verzierte Initialen. Die Maße sind 34,2 cm Höhe × 25,3 cm Breite.[1] Das Evangeliar enthält die vier Evangelien und wurde am 6. Dezember 1983 im Londoner Auktionshaus Sotheby’s für 32,5 Millionen D-Mark für Deutschland ersteigert. Den Kaufpreis brachten im Rahmen einer Gemeinschaftsanstrengung zur Sicherung nationalen Kulturgutes die deutsche Bundesregierung, die Bundesländer Niedersachsen und Bayern, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie private Spender (v. a. aus Braunschweig) auf.[2] Es war bis zum Erwerb einer Handschrift des Leonardo da Vinci („Codex Leicester“) durch Bill Gates das teuerste Buch der Welt.
Das vollständig erhaltene Evangeliar wird in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel unter der Signatur Codex Guelf. 105, Noviss. 2° aufbewahrt und aus konservatorischen Gründen nur alle zwei Jahre ausgestellt.[3] An mehreren Orten werden in Ausstellungen einzelne Faksimileseiten bzw. das Gesamtfaksimile dieser kostbaren Handschrift gezeigt (Ausgabe von 1989, u. a. im Braunschweiger Dom, in Helmarshausen/Nordhessen, Herzberg/Harz).
Quelle
- Evangeliar Heinrichs des Löwen Vollfaksimile des Codex Guelf. 105 Noviss. 2° der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel. Pergamenthandschrift aus dem 12. Jahrhundert. Frankfurt/M. 1989
Literatur
- Horst Fuhrmann (Bearb.): Das Evangeliar Heinrichs des Löwen und die Tradition des mittelalterlichen Herrscherbildes. Prestel, München 1986, ISBN 978-379130752-7
- Martin Gosebruch (Hrsg.): Helmarshausen und das Evangeliar Heinrichs des Löwen: Bericht über ein wissenschaftliches Symposion in Braunschweig und Helmarshausen vom 9. Oktober bis 11. Oktober 1985. Goltze, Göttingen 1992, ISBN 978-388452257-8
- Elisabeth Klemm: Das Evangeliar Heinrichs des Löwen, Insel Taschenbuch, Frankfurt 1988, ISBN 978-345832821-6
- Dietrich Kötzsche (Hrsg.): Das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Kommentar zum Faksimile. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 1989, ISBN 978-345816045-8.
- Georg Schnath: Besitzgeschichte des Helmarshausener Evangeliars Heinrichs des Löwen (1188–1935). In: Wolfenbütteler Beiträge, Bd. 7 (1987), S. 177–265.
- Frank Neidhart Steigerwald: Das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Sein Bilderzyklus und seine Bestimmung für den Marienaltar des Braunschweiger Domes im Jahre 1188. Burckhardthaus-Laetare-Verlag, Offenbach u.a. 1986, ISBN 978-376649213-5.
- Wolfenbütteler Cimelien: Das Evangeliar Heinrichs des Löwen in der Herzog August Bibliothek. VCH-Verl.-Ges., Acta Humaniora, Wolfenbüttel 1989, ISBN 3-527-17819-8.
Weblinks
Commons: Gospels of Henry the Lion – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Insel Verlag (Hrsg.): Das Faksimile – Evangeliar Heinrichs des Löwen – autorisierte Ausgabe im Insel Verlag, Insel Verlag Frankfurt am Main 1988, S. 32
- ↑ Bitterer Stolz, Der Spiegel 50/1983, S. 194–195
- ↑ Herzog August Bibliothek stellt Evangeliar Heinrichs des Löwen aus, Pressemitteilung der Herzog August Bibliothek vom 20. Mai 2010
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