- Bildungsempfehlung
-
Inhaltsverzeichnis
Definition
Die Schullaufbahnberatung ist die Beratung bei der Entscheidung über den angemessenen Ort der weiteren Beschulung eines Schülers. Sie ist originäre Aufgabe jedes Lehrers, der sich dabei von Beratungslehrern und Schulpsychologen - gelegentlich auch von Sozialpädoginnen/Sozialarbeiterinnen, je nach Schulorganisation und in schwierigen Fällen besonders - unterstützen lassen kann. Die Information über die vor Ort angebotenen Bildungsgänge und ihre Zugangsvoraussetzungen wird auch Bildungsberatung genannt. Schullaufbahnberatung kann in einem von der der Schule eingerichteten Raum (Regelfall), aber auch in einer von der Stadt (Schulberatung) oder einem anderen Träger angebotenen Beratungsstelle stattfinden.
Schullaufbahnberatung im gegliederten Schulsystem
Die Schullaufbahnberatung betrifft in einem gegliederten Schulsystem einerseits die Übergangsstellen wie Einschulung, Übergang auf eine weiterführende Schule und in das berufsbildende Schulsystem bzw. ins Studium. Die Berufsberatung selbst hingegen ist nicht notwendigerweise mehr Teil der Schullaufbahnberatung. In Einzelfällen allerdings ist Schullaufbahn und Berufsberatung schwer zu trennen, insbesondere bei Beratung vor dem Schulabschluss. Zum anderen kann bei einem Schüler die Rückversetzung, Wiederholung (‚Sitzenbleiben‘) oder das Überspringen einer Klasse Beratungsgegenstand sein. Auch die Umschulung auf eine andere Schulform ist ein Beratungsanlass.
Grundlage jeder Schullaufbahnberatung ist die Prognose über das weitere Lernverhalten des einzelnen Schülers und seine Passung zum vorhandenen Bildungsangebot. Dabei spielt die individuelle Begabung zwar die gewichtigste Rolle, ist aber nur ein Aspekt unter vielen. Die Leistungsmotivation, die Fähigkeit zur eigenständigen und konzentrierten Arbeit, die Unabhängigkeit von der einzelnen Lehrkraft, die Prüfungsangst und die Fähigkeit, in der Gruppe zu lernen, sind weitere Aspekte, die unbedingt berücksichtigt werden müssen.
Schullaufbahnberatung in Deutschland
Grundsätzlich ist jeder Lehrer zur Beratung verpflichtet. Bei weitem nicht jede Schule in Deutschland verfügt aber über eine ausgewiesene Schullaufbahnberatung. Nicht jede Schullaufbahnberatungsstelle verfügt über einen qualifizierten Berater. Die mindeste Voraussetzung scheint zu sein: Ein Lehrer der Schule ist Berater auf Grund der Tatsache, dass er eine Fortbildung erfolgreich abgeschlossen hat. Das ist gelegentlich der Fall - jedoch durchaus nicht Regelfall. Ausgebildete Psychologen oder Sozialpädagogen sind in der Schullaufbahnberatung sehr selten - manchmal jedoch in der Kombination mit einer spezifischen Beratungsstelle, die eine Stadt zentral für alle ihren Schulen eingerichtet hat. Wenn es halbwegs gut geht, koordiniert ein Lehrer bestenfalls nur einige Stunden in der Woche die Beratung an der Schule, selbst wenn es eine Schule mit mehreren hundert Schüler/innen sein sollte. Ein günstig gelegenes Beratungszimmer, das auch eine störungsfreie Beratung ermöglicht, ist nicht selbstverständlich. Gemessen an der Tatsache, dass fundierte Beratung vielen Schüler/innen Zeit erspart, wird diese Beratung in Deutschland wenig ernst genommen. Eine gut geführte Schule organisiert zu bestimmten Zeiten Sonderberatungen - z. B. in Verbindung mit einem Tag der offenen Tür und einem "Markt der Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten in der Region", wenn Einschulungen z. B. an der berufsbildenden Schule anstehen.
Kritik
Ein kritischer Aspekt ist der Einbezug des Bildungshintergrundes der Eltern, der für die häuslichen Unterstützungsmöglichkeiten entscheidend ist. Laut PISA-2003 ist Deutschland das Land, das das sozial selektivste Schulsystem aller Vergleichsländer hat: ein Kind aus bildungsnahem Milieu hat bei gleicher kognitiven Kompetenz und Leistung die vierfach höhere Chance, eine Gymnasialempfehlung zu erhalten, wie ein Kind mit sozial schwächerem Hintergrund (siehe auch: PISA-Studien#Privilegien für "Akademikerkinder" im Ländervergleich und Chancengleichheit). Damit haben sich die schon schlechten Ergebnisse von PISA-2000 weiter verschärft. Neben dem persönlichen Leid der Betroffenen stellt dies eine ungeheure Verschwendung von Ressourcen dar. Wie weit dies mit der im internationalen Vergleich äußerst frühen Aufteilung auf die weiterführenden Schulen zusammenhängt (nur Österreich und wenige Kantone der Schweiz teilen ähnlich früh auf), ist in der wissenschaftlichen Diskussion umstritten
Literatur
- Grewe, Norbert: Beratung in der Schule - Praxishilfen Schule, Neuwied, Luchterhand Verlag, 2005, ISBN 3-472-05838-2
Links
Wikimedia Foundation.