- Bilz-Sanatorium
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Das Bilz-Sanatorium oder auch Bilz' Natur-Heilanstalt war das im sächsischen Oberlößnitz (heute Radebeul) liegende naturheilkundliche Sanatorium von Friedrich Eduard Bilz.
Beschreibung
Bilz zog 1889 nach dem Erfolg seines Bilz-Buchs nach Dresden, 1890 dann nach Oberlößnitz, heute Stadtteil von Radebeul. Dort hatte er im September 1890 das Anwesen des Wiener Privatiers Richard Strubell auf einem Teilstück des Weinbergs Albertsberg oberhalb von Haus Albertsberg gekauft, um dort (Strakenweg 86, heute Eduard-Bilz-Straße 53) eine seinen naturheilkundlichen Lehren gemäße „Kuranstalt für naturgemäße Lebens- und Heilweise“ einzurichten. Dazu ließ er 1892 in der bestehenden klassizistischen Villa, die durch den Radebeuler Architekten Carl Käfer ein Zwerchhaus mit vorgelegten Balkonen bekam, ein kleines Sanatorium (später Kurhaus I) für anfangs 15 Patienten einrichten, das Waschhaus machte er zur Badestube, der Kuhstall wurde zum Herrenbad und der sich auf der Höhe befindliche Aussichtsturm Mäuseturm wurde zum Ausflugspunkt. Im September 1892 erteilten die Behörden die Betriebsgenehmigung für 15 Patienten. Erster Sanatoriumsarzt war der Radebeuler Arzt Julius Hermann Päßler, denn Bilz selbst hatte keine Approbation.
Da dieses Gebäude schnell zu klein wurde, ließ Bilz bis 1895 im Anschluss nach Osten das viergeschossige Kurhaus Schloss Lössnitz (Kurhaus II) für 70 Betten errichten. Im gleichen Jahr kaufte er auch noch das Anwesen Jägerberg hinzu, um dort zu wohnen. Ab 1896 wurde das nach Norden hinter dem Kurhaus II gelegene Badehaus (Kurhaus III) gebaut, sowie 1898/1899 auf dem nahe gelegenen Jägerberg das Herrenhaus als Kurhaus IV in Betrieb genommen, so dass er um die Jahrhundertwende auf 150 Bettenplätze kam. Die Pläne für ein noch größeres schlossartiges Sanatoriumsgebäude als Schloss Lössnitz von den Architekten Max Herrmann aus Radebeul und Conrad Baum aus Dresden wurden nicht realisiert.
Zusätzlich ließ Bilz auf den insgesamt 7,5 Hektar Land Hunderte von Obstbäumen pflanzen, 20 Lufthütten errichten, mehrere Sportstätten sowie Wasserspiele und Spazierwege anlegen. Hinzu kam ab 1905 das Bilzbad mit der 1912 eingebauten Undosa-Wellenmaschine.
Bilz' Kurmethode setzte auf die Selbstheilungskräfte des Menschen, unterstützt durch natürliche Mittel. So sollten Luftkuren, Massagen, Wasseranwendungen oder Bewegungstherapien helfen, unter anderem Krankheiten der Atem- und Verdauungsorgane, des Stoffwechsels und des Nervensystems sowie urologische, gynäkologische und dermatologische Krankheitsbilder zu behandeln.
Die ärztliche Leitung übernahmen nach Päßler angesehene Mediziner und Naturheilkundler wie Eugen Bilfinger, Otto Wagner und Paul Aschke, dessen denkmalgeschützte Villa sich in fußläufiger Entfernung vom Bilz-Sanatorium befindet. Die Direktion übergab Bilz 1905 seinem Sohn Max Alfred Bilz.
Friedrich Eduard Bilz starb am 30. Januar 1922 an seinem Heimatort und wurde in der Nähe seines Freundes Karl May auf dem Friedhof Radebeul-Ost begraben. Mit seinem Tod übernahm der älteste Sohn Arthur Ewald Bilz, der bis dahin den Bilz-Verlag geleitet hatte, die Leitung auch des Sanatoriums, das jedoch zunehmend mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Mit Ewald Bilz' Tod 1941 sollte der Jüngste, Willy Johannes Bilz, der bis dahin das Bilz-Bad geleitet hatte, auch das Sanatorium übernehmen.
Dazu kam es nicht mehr, da die Wehrmacht das Bilz-Sanatorium beschlagnahmte und als Reservelazarett umwidmete. 1945 beschlagnahmte es die Rote Armee und demolierte es weitgehend. 1946 wurde es Sitz der Finanzschule des Landes Sachsen. Von 1953 bis 1991 war das ehemalige Bilz-Sanatorium das Internat des Instituts für Lehrerbildung „Edwin Hoernle“. Ab 1960 befand sich das verbliebene Anwesen in Staatsbesitz.
Heute ist das Anwesen in Privatbesitz. Das Anwesen des Bilz-Sanatoriums bis hin zum Mäuseturm im Osten, einschließlich des ehemaligen Parkgeländes bis zur Hangkante bei Wahnsdorf im Norden gilt als denkmalpflegerische Sachgesamtheit.[1]
Literatur
- Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.
- Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
Einzelnachweise
- ↑ Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 107 f. sowie beiliegende Karte.
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