Wahnsdorf

Wahnsdorf
Wahnsdorf
Große Kreisstadt Radebeul
Koordinaten: 51° 7′ N, 13° 40′ O51.11944444444413.6675240Koordinaten: 51° 7′ 10″ N, 13° 40′ 3″ O
Höhe: 240 m ü. NN
Fläche: 2,38 km²
Eingemeindung: 1. Apr. 1934
Eingemeindet nach: Radebeul
Postleitzahl: 01445
Vorwahl: 0351
Karte

Lage des Stadtteils innerhalb Radebeuls

Klimadiagramm der Wetterwarte Wahnsdorf auf der Wahnsdorfer Kuppe

Wahnsdorf ist ein Stadtteil von Radebeul im Landkreis Meißen. Das Straßendorf befindet sich über dem Elbtal, auf der Hochfläche der Lößnitz. Es liegt zwischen dem Moritzburger Ortsteil Boxdorf und dem aufgrund seiner guten Aussicht sehr bekannten Spitzhaus, das an der Hangkante liegt und noch zum Stadtteil Oberlößnitz zählt. Die Gemarkung hatte im Jahr 1900 eine Größe von 238 Hektar.[1]

Das Wesen von Wahnsdorf ist bis heute das eines Dorfes mit Ein- und Zweifamilienhäusern aller Art, während die im Elbtal gelegenen Stadtteile Radebeuls eine historische und zunehmend exklusive Villenvorstadt von Dresden bilden. Wahnsdorf hat heute als einziger Stadtteil von Radebeul einen eigenen Ortschaftsrat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1350 wurde der Ort als Wahendorf erstmals urkundlich erwähnt, 1378 als Waginsdorf und 1539 als Banßdorff.[1] 1570 wurde die heutige Grundmühle als Mühle im Grund unter Wahnsdorf erwähnt.

Im 14. Jahrhundert gehörte Wahnsdorf den Burggrafen von Dohna. Im 17. Jahrhundert ging Wahnsdorf an die Ritterguts- beziehungsweise Schlossbesitzer von Hermsdorf, die bis zur Ablösung der Feudallasten 1856 die Grundherrschaft bildeten. Unter diesen war die Familie Carlowitz, die Mitte des 15. Jahrhunderts Hermsdorf erwarb und 125 Jahre lang den Grundherrn stellte. 1574 erwarb der Kammerherr des sächsischen Kurfürsten August, Hans Harrer, das Rittergut Hermsdorf, starb jedoch bereits 1580 durch Freitod. 1603 erwarb Kurfürst Christian II. die Grundherrschaft. 1657 kam Wahnsdorf durch Übertragung der Grundherrschaft von dessen Neffen, Kurfürst Johann Georg II., an den Kurfürstlichen Hofmarschall Johann Georg von Rechenberg. 1699 kam die Grundherrschaft an die Familie Flemming.

Die Wahl des ersten Gemeinderats fand aufgrund der Änderungen der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 im Jahr 1839 statt. 1870 wurde das Zillersche Wasserwerk im Lößnitzgrund errichtet. Die Wetterwarte Wahnsdorf wurde 1916 auf der 246 m hohen Wahnsdorfer Kuppe vom Leiter der Königlich Sächsischen Landeswetterwarte, dem Meteorologen und Erfinder Paul Schreiber, gebaut.

Klimatisch abgegrenzt von der Lage im Elbtal ist das Stadtgebiet auf der Hochebene. Das Klimadiagramm der Wetterwarte Wahnsdorf zeigt die dort herrschenden Durchschnittstemperaturen und Niederschläge der Periode 1961-1990.

Einwohnerentwicklung[2]

Jahr 1550 1750 1849 1871 1880 1890 1900 1910 1925 1934
Einwohner 151 219 329 383 463 477 718 793 923 983

Am 1. April 1934 wurde Wahnsdorf zusammen mit Oberlößnitz nach Radebeul eingemeindet.

Kulturdenkmäler

Wahnsdorf aus der Vogelperspektive

Am südlichen Rand liegt ein Streifen des Landschaftsschutzgebiets, das mit seinen trockengesetzten Weinbergsmauern 1999 insgesamt als Historische Weinberglandschaft Radebeul[3] auch unter Gebietsdenkmalschutz gestellt wurde, auch auf Wahnsdorfer Flur. Dieses Gebiet zieht sich von Oberlößnitz und Wahnsdorf im Osten über Niederlößnitz und Naundorf bis hin nach Zitzschewig.

Die denkmalpflegerische Sachgesamtheit des Bilz-Sanatoriums an der Eduard-Bilz-Straße 53 erstreckt sich nach Osten beim Mäuseturm bis auf Wahnsdorfer Flur. Vor allem im Norden liegen größere Flächen des ehemaligen Erholungsparks von Bilz auf Wahnsdorfer Gebiet.

Das Anwesen des Jägerbergs, das als Werk der Landschafts- und Gartengestaltung gilt, erstreckt sich ebenfalls im Norden bis auf Wahnsdorfer Flur; so liegt die auf der Hangkante gelegene Blechburg in diesem Stadtteil. Das Anwesen der Villa Tautzschgenhof, die selbst ein Baudenkmal darstellt, zählt dagegen zu den denkmalpflegerischen Nebenanlagen.

Am Anger von Wahnsdorf befinden sich das Kriegerdenkmal sowie der Albertstein, ein stelenartiges Steindenkmal mit einer Bronzeplakette für den sächsischen König Albert, errichtet im Jahr 1903. Bei der Wetterwarte Wahnsdorf steht ein Triangulationspfeiler aus Granit, der einen Triangulationspunkt der sächsischen Landvermessung im 19. Jahrhundert definiert. Die Inschrift lautet: „Station WAHNSDORF der Kön. Sächs. Triangulirung 1865.“

Einige wenige weitere Baudenkmäler liegen auf Wahnsdorfer Gebiet, so beispielsweise das ehemalige Elektrizitätswerk im Lößnitzgrund mit seinem inzwischen abgebrochenen Anschluss an die Lößnitzgrundbahn. Oberhalb des Lößnitzgrunds liegt das Berggasthaus „Zum Pfeiffer“ und nicht weit davon entfernt der Todhübel, ein Bodendenkmal.

Von Wahnsdorfs ehemals größtem Weingut Graue Presse sind am Graue-Presse-Weg 16 nur noch die Umfriedungsmauern mit dem trompetenförmig einwärts gezogenen Tor zu finden. Die ehemals in dem Weingut stehende hölzerne Weinspindelpresse gleichen Namens steht heute in der Hoflößnitz.

Verkehr

Mit dem ÖPNV ist Radebeul-Wahnsdorf von Dresden aus mäßig zu erreichen, per Bus 80 über Dresden-Wilder Mann (Linie 3) oder mit der Linie 4 vom unteren Radebeul aus, jeweils mit längerem Fußweg. Mit dem PKW ist das Dresdner Stadtzentrum dagegen tagsüber binnen 20 Minuten erreicht.

Persönlichkeiten

Der Dresdner Maler, Zeichner, Kupferstecher und Lithograph Christian Friedrich Gille (1805–1899) verbrachte seit etwa 1880 einen Teil des Jahres in Wahnsdorf, wo er 1899, zuletzt geistig umnachtet, verstarb.

Literatur

  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 
  • Dr. Braun & Barth - Freie Architekten Dresden; Große Kreisstadt Radebeul - Geschäftsbereich Stadtentwicklung (Hrsg.): Gestaltungsempfehlungen Radebeul-Wahnsdorf. Radebeul 2007, ISBN 978-3-938460-08-5.
  • Cornelius Gurlitt: Wahnsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 26. Heft: Die Kunstdenkmäler von Dresdens Umgebung, Theil 2: Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt. C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 278.
  • Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3. 
  • Wahnisdorf, Wainsdorf oder Wahnsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 12. Band, Zwickau 1825, S. 344 f.

Weblinks

  • Wahnsdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Manfred Richter: Gemeinde Wahnsdorf. In: Niederlößnitz von anno dazumal. Abgerufen am 30. Oktober 2010.

Einzelnachweise

  1. a b Wahnsdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 262. 
  3. Begründung gemäß § 21 Abs. 3 Sächsisches Denkmalschutzgesetz zur Satzung für das Denkmalschutzgebiet „Historische Weinberglandschaft Radebeul“

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