Bjaloweschskaja Puschtscha

Bjaloweschskaja Puschtscha
Nationalparks der Bialowiezer Heide
Białowieża-Nationalpark (Polen)
DEC
Position auf der Karte Polens
Lage: Mittel- und Osteuropa
Staaten: Polen, Weißrussland
Nächste Städte: Hajnówka (PL),

Shereshevo (BY)

Fläche: 105,17 km² (PL)

>1200 km² (BY)

Gründung: 1932 (PL)

1991 (BY)

Der Białowieża-Nationalpark [bʲawɔˈvʲɛʒa] bzw. Nationalpark Belaweschskaja puschtscha (polnisch Białowieski Park Narodowy, weißrussisch Нацыянальны парк Белавежская пушча, Nazyjanalny park Belaweschskaja puschtscha) ist ein Nationalpark in Polen und Weißrussland. Er befindet sich in der Bialowiezer Heide und gilt als letzter Tiefland-Urwald Europas.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Die Nationalparks der Bialowiezer Heide verteilen sich auf die polnische Woiwodschaft Podlachien und die weißrussischen Woblaste Brest und Hrodna. Sie sind 250 km östlich Warschaus und 340 km südwestlich Minsks gelegen. Die Bialowiezer Heide ist Teil des zentraleuropäischen Tieflands im östlichen Gebiet des Weichselbeckens und breitet sich in einer Höhe zwischen 145 und 202 Metern aus. In direkter Umgebung der Grenzregion Polens und Weißrusslands zieht sich die Wasserscheide zwischen Ostsee und Schwarzem Meer entlang. Die Flüsse Hwoźna, Leśna, Łutownia und Narewka verlaufen durch die Gebiete der Nationalparks. Diese münden entweder in den nördlich strömenden Narew oder in die südlich fließende Prawaja Lesnaja.

Fläche

Walddynamik

Das Weltnaturerbe und Biosphärenreservat der UNESCO ist auf polnischer Seite 200 km² groß. Auf weißrussischer Seite ist das Biosphärenreservat 1.771 km² groß. Das Kerngebiet ist 157 km² groß mit einer Pufferzone von 714 km² darum herum und einer Übergangszone von 900 km². Der Nationalpark und das Weltnaturerbe sind zusammen 876,1 km² groß.

Der ausgedehnte Waldkomplex von Białowieża erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 1.500 km² beiderseits der polnisch-weißrussischen Grenze. Etwa zwei Drittel (874 km²) der Fläche entfallen auf weißrussisches und ein Drittel (630 km²) auf polnisches Staatsgebiet (OKARMA 1995). Biogeographisch ist die im zentraleuropäischen Tiefland gelegene Region der Mischwaldzone zuzuordnen. Insbesondere im Norden und Osten bestehen räumlich enge Verbindungen zu weiteren ausgedehnten Waldkomplexen Polens und Weißrusslands.

Der Nationalpark breitet sich auf polnischer Seite auf einer Fläche von 105,17 km² aus. Davon stehen 47,16 km² unter besonderem Schutz. Dieses „Strenge Schutzgebiet“ darf durch Touristen nur mit Führern auf festen Routen betreten werden. Weitere Teile des Waldes sind Forschern u.Ä. mit Sondergenehmigung vorbehalten. Eingriffe des Menschen werden nur innerhalb der Touristenrouten akzeptiert. Diese beschränken sich aber auf das Befreien der Wege von umgestürzten Bäumen. Dies geschieht aber ausschließlich manuell, d.h. ohne Einsatz von Motorsägen und anderen Maschinen. Weitere Eingriffe werden auch bei Befall von Bäumen durch Schädlinge nicht vorgenommen.

Neben dem „Strengen Schutzgebiet“ existieren innerhalb des Nationalparks kleinere, aber frei zugängliche Schutzgebiete. In diesen wird zwar auf einen Ausschnitt von Bäumen verzichtet, jedoch wird die Entnahme von wertvollem Altholz praktiziert. Die restlichen Teile des Nationalparks stehen unter forstwirtschaftlichem Einfluss.

Tier- und Pflanzenarten

Wisent im Nationalpark

Als erster Nationalpark Polens wurde der Nationalpark Białowieża 1923 gegründet. Er unterhält im gleichnamigen Dorf Białowieża ein Lehr- und Informationszentrum mit einer multimedialen Ausstellung über Tiere und Pflanzen im Park. In diesem Wald- und Heidegebiet kommen bis heute die Wisente vor – eine Art Maskottchen der Gegend. Sie waren seit dem Februar 1921 wildlebend bereits ausgerottet, doch konnten dank der Nachzucht durch mehrere Zoos und zoologische Gärten, in denen es europaweit nur noch 56 Wisente gab, ab 1956 wieder Tiere im Wald von Białowieża ausgewildert werden. Mittlerweile existiert eine halbwegs stabile Population von etwa 450 Tieren; bei einem Wechsel vom polnischen in den weißrussischen Teil des Nationalparks sind sie jedoch nicht geschützt. Aber auch vielen anderen (insgesamt 12.000) – oft bedrohten – Tierarten bietet sich in Białowieża ein Rückzugsgebiet, beispielsweise dem Schwarzstorch oder der Blauracke. Hier brüten neun Spechtarten, u.a. Weißrückenspecht und Dreizehenspecht, sowie Schreiadler und Schlangenadler, sieben Eulenarten (Domaszewicz 1997), Rotdrosseln und Zwergschnäpper.

Die biologische Vielfalt des Waldes ist überwältigend, denn nicht nur Tierarten, sondern auch 3.500 Pilz- und 5.500 Pflanzenarten wurden bisher beschrieben, die dort vorkommen. Eine der ersten ausführlichen Beschreibungen des Urwaldgebietes unter forstlichen Gesichtspunkten verfasste der damalige polnische Generalforstmeister Julius von den Brinken im Jahr 1826 unter dem Titel Mémoire déscriptif sur la Forêt impériale de Bialowicza en Lithouanie.

In die Geschichte ging die Beloweschskaja Puschtscha ein, als bei Brest die Auflösung der Sowjetunion beschlossen wurde.

Henryk Sienkiewicz und Zygmunt Gloger 1882 im Białowieża-Urwald an einem etwa 500 Jahre alten Eichenstubben

Im Nationalpark befinden sich auch mehrere Naturdenkmäler wie die Dominator-Eiche, der Imperator des Nordens, der Imperator des Südens, die Jagiełło-Eiche, die Kongress-Eiche, der König von Nieznanowo, die Eiche Kreuz des Südens, die Tonneneiche und die Zar-Eiche.

Literatur

Grab im Wald
  • Klaus Nigge, Karl Schulze Hagen: Die Rückkehr des Königs. Wisente im polnischen Urwald. Tecklenborg, Steinfurt 2004, ISBN 3-934427-46-4
  • Artur Domaszewicz: Pygmy Owl, Glaucidium passerinum in Bialowieza National Park – habitats, distribution and numbers. 1997, Notatki Ornitologiczne 38 (1): 43-50.
  • Julius Brincken: Mémoire descriptif sur la forêt impériale de Białowieża en Lithuanie. Herausgegeben und kommentiert von Piotr Daszkiewicz, Bogumiła Jedrzejewska und Tomasz Samojlik. Épigraf, Paris 2004, 144 (XIII) S., ISBN 2-9521102-1-2
  • Henryk Okarma: The trophic ecology of wolves and their predatory role in ungulate communities of forest ecosystems in Europe. 1995, Acta Theriologica 40(4): 335-386.

Weblinks

52.71666666666723.8447222222227Koordinaten: 52° 43′ 0″ N, 23° 50′ 41″ O


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