- Bodenseeklima
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Aufgrund seiner Größe beeinflusst der Bodensee klimatisch das ihn umgebende Gebiet verhältnismäßig stark und weiträumig, weshalb sich dieser regionale Begriff gebildet hat.
Inhaltsverzeichnis
Ursache
Der Bodensee verfügt nicht nur wegen seiner Ausdehnung, sondern zusätzlich auch wegen seiner Seetiefe von bis zu 250 Metern über eine verhältnismäßig große Wassermenge. Die Wassertemperatur kann sich daher nur verhältnismäßig langsam und in einem begrenzten Umfang den jahreszeitlichen Schwankungen der Lufttemperatur angleichen.
Da das Bodenseegebiet am Rande der Alpen liegt, wird es zudem auch von alljahreszeitlichen Föhnwetterlagen stark beeinflusst.
Auswirkungen
Sommer
Die umgebende Lufttemperatur wird durch die niedrigere Wassertemperatur abgekühlt. An warmen und windschwachen Sommertagen kommt es allerdings durch die vermehrte Verdunstung zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit und damit Schwüle. Insbesondere nach längeren Warmphasen (wenn die Wassertemperaturen deutlich über 20°C liegen) kann dadurch die gefühlte Temperatur höher liegen als im Umland und zu einer starken Wärmebelastung führen. An windigen Tagen kann vom See her hingegen eine angenehm kühle Brise wehen, da der Luft über dem See wegen der hohen Verdunstung Wärme entzogen wird.
Bei Föhn sowie bei Gewittern können durch die Nähe zu den Alpen, der Kessellage des Sees und durch die ihn teilweise umgebenden Höhenzüge gefährliche Fallwinde und ein für Binnenseen verhältnismäßig hoher Wellengang entstehen. Daher ist der Bodensee für Wassersportler nicht ungefährlich, weshalb ein über alle drei Anrainerländern koordiniertes Frühwarnsystem in Form von an den Ufern installierten Leuchtsignalen geschaffen wurde. Bei Seglern gilt der Bodensee daher auch als anspruchsvolleres Binnenrevier.
Winter
Im Winter hat der Bodensee die Funktion eines Wärmespeichers. Dadurch werden extrem niedrige Temperaturen verhindert, es gibt am See nur wenige Frosttage. Allerdings führt dies auch bei entsprechenden Wetterlagen großflächig zu Nebel oder Hochnebel, welcher sich rund um den See oftmals mehrere Tage oder sogar Wochen nicht auflöst. Der Bodensee gilt daher im Winter auch als „Nebelloch“.
Seegfrörne
Statistisch alle 70 Jahre findet auf dem Bodensee das seltene Naturschauspiel des kompletten Zufrierens des Sees, die so genannte Seegfrörne (schweizerdeutsch: Seegfrörni) statt. Die letzte Seegfrörne fand im Winter 1962/1963 statt, als ein komplettes Begehen des Sees möglich war. Ursache dafür war eine seltene, früh einsetzende, über mehrere Monate stabile und sehr strenge Frostwetterlage, welche den See extrem abkühlte.
Flora und Fauna
Das milde Bodenseeklima bewirkt, dass auch zahlreiche mediterrane Gewächse (Hanfpalme, Musa Basjoo, Erdbeerbaum, Lorbeer, Feige, u. v. m.) unter freiem Himmel wachsen können, was beispielsweise auf der „Blumeninsel“ Mainau der Fall ist. Die meisten subtropischen Exoten dort können allerdings keine Temperaturen unter −15 °C dauerhaft ertragen, die in der Bodenseeregion in einem durchschnittlichen Winter unterschritten werden. Daher werden im Winter die Exoten unter einem riesigen aufbaubaren Gewächshaus geschützt. Bei der Landwirtschaft gilt die Bodenseeregion als Obst- (insbesondere die Insel Reichenau) und Weinanbaugebiet (Meersburg und Birnau).
Zusammenfassung
Das Bodenseeklima ist insgesamt milder als es ansonsten in dieser Region und in dieser Höhenlage üblich ist und hat vor allem in angrenzenden Tallagen (Schussental, Rheintal) einen weitreichenden Einfluss auch ins Hinterland. Dadurch handelt es sich um ein so genanntes Mesoklima. Allerdings gilt es durch zeitweiligen Föhneinfluss, Sommerschwüle und die im Winter vermehrten kühl-feuchten Nebelwetterlagen auch als Belastungsklima. Dies dürfte beispielsweise auch der Grund sein, weshalb es am Bodensee keine heilklimatischen Kurorte gibt.
Kategorien:- Bodenseeregion
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