- Bolustod
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Der Bolustod (im Volksmund auch Bockwurstbudentod, Schlucktod oder Minutentod genannt) tritt nach einem plötzlichen reflektorischen Herz-Kreislauf-Stillstand (Kreislaufversagen) durch vagale Reizung der empfindlichen Kehlkopf-Nervengeflechte des Rachens oder des Kehlkopfes durch einen Fremdkörper ein, wenn sich beim Schlucken ein großer Bissen Nahrung im Kehlkopf so verklemmt, dass er auch durch starkes Husten nicht mehr herausbefördert werden kann (Verschlucken), die sogenannte Bolusobstruktion.
Der Begriff Bolustod leitet sich vom griechischen Wort Bolus für 'Klumpen' ab. Der Bolustod erfolgt nicht durch Ersticken, sondern durch vagale Reflexe. Todesursache ist ein reflektorischer Herzstillstand. Neben verschlucktem Essen kommen auch andere verschluckte Gegenstände als Ursache des Bolustodes in Betracht, beispielsweise Zahnprothesen, kleineres Kinderspielzeug oder Münzen. Durch die verlegten Atemwege kann auch der Hustenreflex nicht richtig funktionieren. Normalerweise holt der Mensch reflektorisch Luft, um Fremdkörper auszuhusten, aber dieser Weg ist durch den Bolus versperrt.
Inhaltsverzeichnis
Schutz vor Bolustod
Man beachte die allgemein gültigen Ratschläge, langsam und bedächtig zu essen, die Nahrung gut zu kauen und nicht mit vollem Mund zu sprechen.
Der Bolustod kann durch kräftige Schläge auf den Rücken und/oder die Anwendung des nach Henry Heimlich benannten Heimlich-Handgriffs durch den Ersthelfer verhindert werden. Der geübtere Ersthelfer kann auch versuchen, den Fremdkörper durch einen direkten Griff in den Mund zu entfernen, wenn der Betroffene nicht zu panisch reagiert bzw. ohne Bewusstsein ist. Wenn der Fremdkörper nicht entfernt werden kann und ein Atem- und Herzstillstand hinzutritt, ist für den Ersthelfer die Herz-Lungen-Wiederbelebung das Mittel der Wahl.[1]
Besonders gefährdete Personen
Kleinkinder nehmen sehr oft Fremdkörper in den Mund und sind deshalb der Gefahr des Bolustodes verstärkt ausgesetzt. Als Soforthilfe stellt man Kleinkinder am besten auf den Kopf (an den Füßen festhalten und nach unten hängen lassen). Auch hier kann ein Griff in den Mund helfen, da dem Ersthelfer nur wenige Sekunden zum Entfernen des Fremdkörpers bleiben. Starke Schläge auf den Rücken können durch die ausgelöste Vibration auch zur Ablösung des Fremdkörpers führen.
Gefährdet, einen Bolustod zu sterben, sind vor allem auch Personen, die zum Teil in unkontrollierter Weise Essen zu sich nehmen, also z.B. stark alkoholisierte Personen oder auch Menschen, die psychische Probleme haben wie z. B. „endogene Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis“. Durch minimale hirnorganische Schädigungen mit Störanfälligkeit von protektiven Reflexen funktioniert unter Umständen in diesem Personenkreis, vor allem nach einem langen chronischen Krankheitsverlauf, die Reflexkoordination beim Schluckvorgang nicht mehr einwandfrei.
Bei Parkinson-Patienten kommt es bei 40 bis 50 Prozent aller Patienten zu derlei Komplikationen, die durch Gabe von L-Dopamin eine Stunde vor dem Essen, Logopädie und geeignete Ess-Geräte (mit Nasenöffnung) vermieden werden können.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Handley AJ, Koster R, Monsieurs K et al.: European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 2. Adult basic life support and use of automated external defibrillators. (2005) Resuscitation. 67 Suppl 1:S7-23. PMID 16321717
- ↑ Artikel in der Medical Tribune vom Februar 2003
Literatur
- Mohamed Youssry Abdel Aziz: Der Bolustod in der Gerichtlichen Medizin. Dissertation an der Universität Tübingen 1977.
- Katja Doubek: Lexikon der merkwürdigen Todesarten. Seltsame Spielarten und Formen des Exitus von A wie Amoklauf bis Z wie Zyankali. Eichborn, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8218-1521-3 / Taschenbuchausgabe Piper 3408 „Ein Eichborn-Lexikon“, München 2002, ISBN 3-492-23408-9 / ISBN 3-492-23280-9, Stichwort „Bolustod“.
- Frank Marusch: Der Bolustod: Eine Analyse von Literatur und gerichtsmedizinischen Sektionsfällen, Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin 1990.
- Thomas Maurer: Rechtsmedizinische Untersuchungen zum Bolustod, Dissertation an der Universität Münster 1984.
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 262., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u.a.O. 2011, ISBN 978-3-11-021152-8, Stichwort: „Bolustod“.
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