Boris Akunin

Boris Akunin

Boris Akunin (russisch Борис Акунин) ist das Pseudonym von Grigori Schalwowitsch Tschchartischwili (georgisch გრიგოლ შალვას ძე ჩხარტიშვილი, russ. Григо́рий Ша́лвович Чхартишви́ли; * 20. Mai 1956 in Tiflis, Georgische SSR), einem russischen Japanologen, Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Kriminalschriftsteller georgischer Abstammung, der in den 1990er Jahren zum führenden Genreautor in Russland wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grigori Tschchartischwilis Vater war ein Armeeoffizier, seine Mutter Lehrerin. Die Familie verließ Georgien, als Tschchartischwili noch ein Kleinkind war, zog nach Kasachstan und schließlich nach Moskau. Dort studierte er an der Lomonossow-Universität Geschichte und Japanologie. 15 Jahre arbeitete er als Redakteur der Moskauer Fachzeitschrift Ausländische Literatur, die im Ausland erschienene Romane, Geschichten, Essays und Gedichte rezensierte. Tschchartischwili verfasste wissenschaftliche Artikel und übersetzte japanische Romane ins Russische.

1998 veröffentlichte er – jetzt als Boris Akunin – mit Fandorin (Originaltitel: Asasel) seinen ersten Kriminalroman, der in Russland ein Bestseller wurde und in Frankreich mit dem Prix Mystère de la critique prämiert wurde. Zur Kriminalliteratur fand er, weil seine Frau und seine Mutter gerne Kriminal-Groschenromane lasen, die damals an Moskaus Zeitungskiosken angeboten wurden. Es war ihnen jedoch peinlich, damit in der U-Bahn gesehen zu werden. Tschchartischwili entschloss sich deshalb, unter einem Pseudonym zu publizieren, weil es unter russischen Intellektuellen als anrüchig galt, Kriminalromane zu schreiben. Er wählte sein Pseudonym als Anspielung auf das japanische Wort akunin (悪人), das so viel wie böser Mensch bedeutet. Dies wurde jedoch erst im letzten Band der Fandorin-Reihe enthüllt. Das Pseudonym, das sich wenn man den Vornamen abkürzt auch B. Akunin liest, ist ebenfalls eine Anspielung auf den berühmten russischen Anarchisten Michail Bakunin. 1999 gab Tschchartischwili den Redakteursberuf auf und widmete sich ganz der Kriminalliteratur.

Die Reihe spielt im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, in der politisch relativ stabilen Ära des Zaren Alexander III. Der Hauptdarsteller „Erast Petrowitsch Fandorin“ ist eine Mischung aus Sherlock Holmes und James Bond. Fandorin ist ein sehr gebildeter, positiver Held, der in Treue zu seinen humanistischen Grundsätzen für Gerechtigkeit und Menschlichkeit kämpft, letztlich aber an korrupten Gegenspielern verzweifelt. Analogien auf das heutige Russland liegen auf der Hand. Die tiefe Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Humanismus begründen wohl auch seinen sehr großen Erfolg in Russland.

Akunin hat nach Fandorin zwei neue Kriminalserien-Helden erfunden: Eine weibliche, die Nonne Pelagia, und einen zeitgenössischen, den englischen Historiker Nicholas Fandorin, der der Enkel des berühmten Erast Fandorin ist und auf der Suche nach Spuren seiner Vorfahren nach Russland zurückkehrt.

Werke

  • Boris Akunin/Grigori Tschchartischwili Schöner als der Tod - Friedhofsgeschichten Goldmann Verlag, August 2007 (ISBN 978-3-442-31160-6)

Serie Fandorin

  • Азазель (1876) Fandorin. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2001 (ISBN 3-7466-1760-X)
  • Турецкий гамбит (1877) Türkisches Gambit. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2001 (ISBN 3-7466-1761-8)
  • Левиафан (1878) Mord auf der Leviathan. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2002 (ISBN 3-7466-1762-6)
  • Смерть Ахиллеса (1882) Der Tod des Achill. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2002 (ISBN 3-7466-1763-4)
  • Пиковый валет (1886) Russisches Poker. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2003 (ISBN 3-7466-1764-2)
  • Декоратор (1889) Die Schönheit der toten Mädchen. Fandorin ermittelt. Aufbau, Berlin 2003 (ISBN 3-7466-1765-0) In Russland erschienen Russisches Poker und Die Schönheit der toten Mädchen in einem Band mit dem Titel Особые поручения (buchst. dt. Übersetzung: Besondere Aufträge). In Deutsch wurden die beiden Erzählungen getrennt veröffentlicht.
  • Статский советник (1891) Der Tote im Salonwagen. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2004 (ISBN 3-7466-1766-9)
  • Коронация, или Последний из Романов (1896) Die Entführung des Großfürsten. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2004 (ISBN 3-7466-1767-7)
  • Любовница смерти (1900) Der Magier von Moskau. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2005 (ISBN 3-7466-1768-5)
  • Любовник смерти (1900) Die Liebhaber des Todes. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2005 (ISBN 3-7466-1769-3)
  • Алмазная колесница (1878, 1905) Die diamantene Kutsche. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2006 (ISBN 3-7466-2270-0)
  • Нефритовые чётки (1881—1900) Das Geheimnis der Jadekette. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2008 (ISBN 3-7466-2421-5) sowie Das Halsband des Leoparden. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2009 (ISBN 3-7466-2472-X) (das Buch wurde für den deutschen Markt auf zwei Bücher aufgeteilt).
  • Инь и Ян (1882) - experimentelles Theaterstück in zwei Varianten, nicht in Deutsch erschienen.
  • Весь мир театр (1911) Die Moskauer Diva. Fandorin ermittelt. Aufbau Taschenbuch, Berlin 2011 (ISBN 3-7466-2698-6)

Serie Schwester Pelagia

  • Пелагия и белый бульдог Pelagia und die weißen Hunde Goldmann Verlag, Oktober 2003 (ISBN 3-442-45479-4)
  • Пелагия и черный монах Pelagia und der schwarze Mönch Goldmann Verlag, März 2004 (ISBN 3-442-45500-6)
  • Пелагия и красный петух Pelagia und der Rote Hahn Goldmann Verlag, Oktober 2004 (ISBN 3-442-45501-4)

Serie Nicholas Fandorin (Enkel von Erast Fandorin)

  • Алтын-толобас Die Bibliothek des Zaren Goldmann Verlag, März 2005 (ISBN 3-442-45802-1)
  • Внеклассное чтение Der Favorit der Zarin Goldmann Verlag, September 2006 (ISBN 3-442-45803-X)
  • Ф.М. F.M.
  • Сокол и Ласточка Der Falke und die Schwalbe

Diskographie

Auszeichnungen

Weblinks


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