Borwall

Borwall

Der Borwall ist der Burgstall einer im 13. Jahrhundert bestandenen Turmhügelburg östlich des Braunschweiger Stadtteils Querum. Er liegt in der einst sumpfigen Schunteraue. Die Erdanlagen der in früheren Jahrhunderten weitgehend abgetragenen Niederungsburg wurden 2005 wiederhergestellt und in die Renaturierung der nahegelegenen Schunter einbezogen.

Rekonstruierter Wassergraben und Burghügel

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zeichnung 1879

Der Mitte des 18. Jahrhunderts aufgetauchte Name Borwall ist eine mundartliche Form für Burgwall, den die Bevölkerung der bereits verfallenen Anlage gab. Der frühere Name der Burg, ihre Erbauer und der Grund ihrer Entstehung sind nicht bekannt. In einer Urkunde von 1307 wird die Anlage mit locus castri quondam als eine Burg bei Querum erwähnt und als verlassen bezeichnet. Weitere schriftliche Zeugnisse bestehen nicht. Vermutungen zufolge schützte die Burg einen 200 m westlich gelegenen Zehnthof des Bistums Halberstadt, in dem die Abgaben der Bauern gelagert wurden. Ab dem 14. Jahrhundert verfielen vermutlich Burg, Zehnthof sowie eine dort befindliche Mühle.

Bauweise

Rekonstruktionsmodell der Turmhügelburg Borwall
Aussehen der Anlage 1986

Die Burg lag in der sumpfigen Niederung der Schunter, die mit ihren Altarmen natürlichen Schutz bot. Die Hauptburg bestand aus einem aufgeschütteten Erdhügel, auf dem sich ein mehrgeschossiger Wohnturm aus Stein und vermutlich Nebengebäude befanden. Davor lag abgegrenzt durch einen wassergefüllten Burggraben eine sichelförmige Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden. Äußeren Schutz bot ein äußerer Wassergraben und ein mit Palisaden bestandener Wall.

Die Burgreste des Borwalles hatten sich bis Begradigung der Schunter und der Beseitigung ihrer Altarme 1820 weitgehend erhalten. Danach fuhren von ihr Bauern fuderweise Rogensteine als Baumaterial ab. Laut einer Beschreibung von 1861 soll der Burghügel 10 m hoch und von einem mächtigen Graben umgeben gewesen sein. Danach wurde der Burggraben verfüllt und der Hügelrest diente dem Sandabbau. Im 20. Jahrhundert war die Burgstelle zeitweise FKK-Gelände, Viehweide und wilder Schuttplatz. 1937 wurde die Burgreste als erstes archäologisches Kulturdenkmal in Braunschweig unter Schutz gestellt.

Rekonstruktion

Luftbild der rekonstruierten Anlage mit umlaufendem Wassergraben
Profilschnitt durch die rekonstruierte Vorburg mit Resten der Hauptburg

2004 wurde die Schunteraue, in der der Borwall liegt, renaturiert. Im Rahmen der Maßnahmen wurden die Erdreste der Burg wiederhergestellt und in das neue Fließ- und Stillwasserkonzept des Gewässers einbezogen. In Zusammenarbeit von Jägerschaft, Naturschutzbehörde und Archäologie konnten die Erdanlagen der Burg in authentischer Weise in den Zustand vor 1820 zurückversetzt werden. Das Gelände entwickelte sich durch die Wasserflächen mit Röhricht- und Schilfgütel zum Lebensraum bedrohter Tierarten.

Zur Rekonstruktion 2005 wurden archäologische Untersuchungen angestellt, um das Gelände mit Hauptburg, Vorburg und Wassergräben modellieren zu können. Grenzen setzten die unter Naturschutz stehenden Eichen auf dem Burghügel. Die früheren Burggebäude konnten nicht wiederhergestellt werden, da es von ihnen wegen des Steinabtransportes in früheren Jahrhunderten wenig Spuren gab. Die Vorburg hat heute einen Durchmesser von ca. 100 m. Sie wurde ca. 1 m über das normale Bodenniveau aufgeschüttet. Die gesamte Burg ist von einem wiederhergestellten Wassergraben, der ein Betreten verhindert, und einem leicht angedeuteten Wall umgeben. Innerhalb der Vorburg liegt mittig der nur halbseitig von einem Wassergraben umgebene Burghügel der Hauptburg. Er wurde auf 4 m Höhe angeschüttet und hat einen Durchmesser von etwa 20 m.

Literatur

  • Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, Hrsg.: Archäologische Kommission für Niedersachsen e.V. und Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Fundchronik Niedersachsen 2005

Siehe auch

Weblinks

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