Boschidar Dimitrow

Boschidar Dimitrow
Boschidar Dimitrow (Juli 2009)

Boschidar Dimitrow Stojanow (auch Bozhidar Dimitrov transliteriert, bulgarisch Божидар Димитров Стоянов; * 3. Dezember 1945 in Sosopol) ist ein bulgarischer Historiker und Politiker. Außerdem war er Direktor des Nationalen Bulgarischen Historischen Museum in Sofia und Mitglied des bulgarischen Parlaments, bevor er zum Minister ohne Geschäftsbereich (2009-2011) wurde. Seit 2002 leitet er die historische Sendung Pamet Bǎlgarska (Памет българска) im Bulgarischen Nationalen Fernsehen.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Boschidar Dimitrow wurde in der westlichen Schwarzmeerstadt Sosopol, in einer Flüchtlingsfamilie geboren. Seine Familie stammt aus dem heutigen türkischen Ostthrakien und gehört zu den thrakischen Bulgaren[1], die dieses Gebiet nach den Verträgen von Sèvres, Neuilly-sur-Seine und Lausanne sowie nach den Balkan- und Weltkriegen räumen mussten.

Boschidar Dimitrow hat im Alter von 33 Jahren die 8 Jahre jüngere Schauspielerin Marta Kantschewa geheiratet, ließ sich von ihr scheiden lassen und vermählte sich später abermals. Das Paar hat eine Tochter.[2]

Werdegang

Boschidar Dimitrow nahm am 15. Kongreß der Association Internationale des Études Byzantines 1976 in Athen teil.

Bis 11. Juni 2009 war Dimitrow Mitglied der sozialistischen Partei in Bulgarien, die er aus Protest gegen die Koalition mit DPS verließ. Danach trat er zur Partei GERB über und wurde ihr Kandidat in der Küstenprovinz Burgas in der Mehrheitswahl-Liste für die Parlamentswahl 2009 an.[3] Dabei wurde er in Parlament gewählt und konnte den Parteiführer der nationalistischen Partei Attaka Wolen Siderow hinter sich lassen.[4]

Nach der Wahl, die von der GERB-Partei gewonnen wurde, wurde Boschidar Dimitrow am 27. Juli in der Regierung von Bojko Borissow als Minister ohne Geschäftsbereich und für die im Ausland lebenden Bulgaren zuständig vereidigt.

2010 wurde bekannt, dass ein Großteil der bulgarischen Botschafter und Konsuln Mitarbeiter der ehemaligen kommunistischen Staatssicherheit (siehe Bulgarien#Außenpolitik) waren. In diesem Zusammenhang und wegen der Bereitschaft des Ministerpräsidenten Borissow und des Außenministers Nikolaj Mladenow, sich von solchen Mitarbeiten zu trennen, trat Dimitrow als Minister zurück. Sein Nachfolger als Minister für die im Ausland lebenden Bulgaren wurde Rosen Iwanow. Boschidar Dimitrow kehrte zu seiner Arbeit im Nationalen Bulgarischen Historischen Museum zurück.[5]

Sein Rücktritt als Minister wurde am 4. Februar 2011 im bulgarischen Parlament bestätigt[6]

Boschidar Dimitrow teilt in einem Interview für die Zeitung Retro mit, er habe gespürt, dass seiner Arbeit als Minister von einigen Nachbarländern sowie von großen Ländern der EU Widerstand geleistet wurde und beruft sich dabei auf Artikel in den Zeitungen Le Figaro, Die Welt, Daily Mail, die die bulgarische Staatsangehörigkeit betreffen. Seine Entlassung sei auf fremden Druck zurückzuführen. Die erwähnten Zeitungen haben, so Dimitrow, die Zahlen verdreht: während tatsächlich im Jahre 2010 bulgarische Staatsangehörigkeit 15 000 Menschen erlangten, hätten die Zeitungen über 80 000 Menschen berichtet. Nach seinem Rücktritt ist Boschidar Dimitrow auch kein Abgeordneter im Bulgarischen Parlament mehr[7].

Boschidar Dimitrow ist ehemaliger Mitarbeiter der bulgarischen kommunistischen Staatssicherheit. Dort war er für die Aufklärung und für die Spionage tätig.[8]

Politische Ansichten

Laut Boschidar Dimitrow sind Serben und Kroaten praktisch ein Volk, das dieselbe Sprache spricht - Serbokroatisch.[9]

Nach seinen Worten wohnen heute in Mazedonien nur Bulgaren (nach der Behauptung eines Zuschauers, dass während der bulgarischen Wiedergeburt in Makedonien nur Bulgaren gewohnt haben), selbst wenn die heutigen Bulgaren sich anders nennen und zum Teil („bedauerlicherweise größtenteils“) einer „Gehirnwäsche“ unterzogen worden waren.[10]

Schriften (Auswahl)

Boschidar Dimitrow ist Autor von mehr als 20 Monographien.

  • Das Christentum in den bulgarischen Gebieten. Bulgarische Klöster. (aus dem bulg. „Християнството в българските земи. Български манастири“) (2001)
  • Die Bulgaren und Alexander der Große (bulg. „Българите и Александър Македонски“) (2001)
  • Die Bulgaren - die ersten Europäer (bulg.„Българите — първите европейци“) (2002)
  • Bulgarien und die Päpste (aus dem bulg. „България и Папството“) (2002)
  • Apollonia Pontica (bulg. „Аполония Понтика“), Verlag: Sw. Kliment Ohridski, Sofia 2004. ISBN 954-07-1955-0
  • Die sieben alten Zivilisationen Bulgariens (aus dem bulg. „Седемте древни цивилизации в България“) (2005)
  • Die Kämpfe Bulgariens für die nationale Vereinigung (aus dem bulg. „Войните на България за национално обединение“) (2006)
  • Swetoslaw Terter. Zar der Bulgaren (1300-1321) (bulg. „Светослав Тертер. Цар на българите (1300-1321)“) (2006)
  • Die zehn Lügen des Makedonismus (bulg. „10-те лъжи на македонизма“), Verlag Kliment Ochridski, Sofia (2006)
  • Die zehn Lügen des Makedonismus (maz. „Десетте лаги на македонизмот“), Verlag Blaze Konevski, Strumica (2006).
  • Die zwölf Mythen in der bulgarischen Geschichte (bulg. „12 мита в българската история“) (2007)

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Проф.Божидар Димитров Стоянов е роден е на 3 декември 1945 г. в Созопол в семейството на бежанци от Източна Тракия. in www.bolgari.net; Роден в Созопол в семейство на бежанци от Източна Тракия auf www.dariknews.bg
  2. Ich werde meine Gemahlin heiraten in Sega
  3. Boschidar Dimitrow wurde in der Wahlliste von Gerb aufgenommen. (bulg.) auf www.dariknews.bg
  4. GERB gewinnt in Burgas (bulg.) www.dariknews.bg, 6. Juli 2009
  5. Rosen Iwanow übernimmt den Posten von Boschidar Dimitrow (bulg.), www.meidapool.bg, 20.Dezember 2010
  6. Депутатите освободиха Божидар Димитров и заличиха поста министър без портфейл, Die Abgeordneten entließen Boschidar Dimitrow und schafften die Position Minister ohne Geschäftsbereich ab
  7. в-к Ретро, 21-28.IV.2011, S. 14
  8. Die neue bulgarische Regierung, Interview mit Alexander Andreev auf www.dw-world.de, vom 28. Juli 2009
  9. Pamet Balgarska, 5. Dezember 2009, 27:57-28:03: ... сърби и хървати, които практически са един народ - говорят на един език; сърбохърватски се нарича
  10. Pamet Balgarska, 30. Januar 2010, 54:21-54:30: - потвърждава това, че в Македония по време на Възраждането са живели само българи. - Ама те и сега живеят само българи, само че се наричат другояче. И една голяма част от тях, за съжаление по-голямата част, са малко с промити мозъци.

Weblinks


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