- Ostthrakien
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Ostthrakien oder türkisches Thrakien (türkisch Doğu Trakya oder Trakya Bölgesi; bulgarisch Iztotschna Trakija Източна Тракия oder Odrinska Trakija Одринска Тракия ‚Edirne-Thrakien‘ zu bulg. Odrin Одрин ‚Edirne‘; griechisch Anatoliki Thraki Ανατολική Θράκη ‚Ostthrakien‘) ist der geographische Teil der Türkei, der sich auf der Balkanhalbinsel und somit auf dem europäischen Kontinent befindet. Der Name leitet sich von der antiken Urbevölkerung ab, den Thrakern. Die Region ist der östliche Teil der historischen Landschaft Thrakien.
Geschichte
In der Antike gehörte die Region zu den umkämpften Grenzregionen der hellenischen und der persischen Welt. Später wurde sie zum Kernland des Reichs des thrakischen Stammes der Odrysen, bis zu der Eroberung durch die Römer.
Während der Zeit des oströmischen, byzantinischen Reichs gehörte die Region zum direkten Hinterland von Konstantinopel. In dieser Zeit wurde sie in den Gebieten Makedonien und Thrakien zusammengefasst. Die Spätantike und das Frühmittelalter sind durch zahlreiche Einfälle und Verwüstungen von Goten, Ostgoten, Awaren, Protobulgaren etc. dokumentiert. Im gesamten Mittelalter war die Zugehörigkeit der Region zwischen dem Bulgarischen und Byzantinischen Reich umkämpft. In Ostthrakien konnten in Auswertung der reich erhaltenen literarischen, archäologisch-kunsthistorischen und landschaftlichen Quellen sowie der Toponymie mehr als 700 Stätten aus Antike und Mittelalter dokumentiert werden.[1]
Der europäische Teil der Türkischen Republik wurde während des Osmanischen Reiches als Rumelien („Land der Romioi“; Land der (Ost-)Römer, also der Griechen) bezeichnet, im Gegensatz zu Anadolu, d.i. Anatolien (aus dem Griechischen für Land im Osten), jenem Teil der Türkei, der zu Vorderasien gehört. Im August 1903 fanden hier einige der zentralen Kampfhandlungen des Ilinden-Preobraschenie-Aufstandes statt, der gegen die türkische Herrschaft gerichtet war und zur Ausrufung der kurzlebigen Strandscha-Republik führte. Während des Ersten Balkankrieges 1912, gelang es der bulgarischen Armee, fast ganz Ostthrakien (mit Ausnahme von Konstantinopel und den Dardanellen) zu erobern. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet im Vertrag von Sèvres Griechenland zugeteilt; Konstantinopel verblieb jedoch bei der Türkei. Als Ergebnis des kurz darauf ausgebrochenen Griechisch-Türkischen Kriegs fiel Ostthrakien im Vertrag von Lausanne wieder an die Türkei.
Die heutigen Grenzen folgen den Grenzen und Küstenlinien des türkischen Staates. Im Norden grenzt die Region an Bulgarien und Nordthrakien, im Westen bildet der Fluss Mariza die natürliche Grenze zu Griechenland und Westthrakien. Im Süden grenzt die Region an das Marmarameer und im Osten an das Schwarzen Meer.
Zu Ostthrakien gehören heute die türkischen Provinzen Kırklareli, Tekirdağ, Edirne sowie die europäischen Teile von Istanbul und Çanakkale.
Provinz Fläche
(km²)Bevölkerung
(2007 census)[2]Bevölkerungsdichte
(pro km²)Edirne 6,279 396,462 63.1 Kırklareli 6,550 333,256 50.8 Tekirdağ 6,218 728,396 117.1 Sub-total 19,047 1,458,114 76.5 İstanbul (Europäischer Teil) 3,421 8,183,969 2392.2 Çanakkale (Europäischer Teil) 1,296 56,745 43.7 Total 23,764 9,698,828 408.1 Die wichtigsten Städte im türkischen Teil Thrakiens, mit Ausnahme von Istanbul, das sich auf zwei Kontinenten befindet, sind (Angaben aus dem Jahr 2000):
- Çorlu, 150.000 Einwohner
- Edirne, 119.298 Einwohner
- Silivri, 108.155 Einwohner
- Tekirdağ, 107.191 Einwohner
- Lüleburgaz, 79.002 Einwohner
- Kırklareli, 53.221 Einwohner
Bevölkerung
Bis zum Zweiten Balkankrieg (1913) wohnten hier noch viele Bulgaren (Thrakische Bulgaren) und bis Anfang des 20. Jahrhundert sowie bis zum Pogrom von Istanbul (1955) Griechen, die vertrieben wurden (s. auch Teşkilât-ı Mahsusa)[3].
Das Türkische Thrakien wird heute überwiegend von Balkan-Türken sowie ethnischen Albanern und Bosniern bewohnt. Bei den Türken handelt es sich mehrheitlich um gemäß dem Vertrag von Lausanne umgesiedelte Makedonien-Türken der griechischen Region Makedonien und um umgesiedelte Kreta-Türken. Diese siedelten sich in der Gegend um Gelibolu an. Türken aus Bulgarien findet man vornehmlich in Edirne sowie der Provinz Kirklareli. Die Stadt Babaeski ist das Zentrum dieser Bevölkerungsgruppe. Daneben sind auch Pomaken (Muslime aus Bulgarien) ansässig. An der Schwarzmeerküste um Kumköy leben Krim-Tataren sowie Tscherkessen (Çerkezköy).
Die Türkische Erste Armee ist in Ostthrakien stationiert.
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Külzer: Ostthrakien (Eurōpē)
- ↑ Turkish Statistical Institute (2007): title=2007 Census, population by provinces and districts, 26. Dezember 2007
- ↑ Ljubomir Miletitsch: Разорението на тракийскитeѣ българи презъ 1913 година (bulg. Razorjawaneto na trakijskite balgari prez 1913 godina), Verlag Balgarski Bestseller, Sofia, 2003, S.303, ISBN 954-9308-14-6
Kategorien:- Geographie (Türkei)
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