- Braunauer Parlament
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Das Braunauer Parlament ist eine Bezeichnung für den Landesdefensionskongress zu Braunau am Inn im Dezember 1705. Der bayerische Volksaufstand gegen die kaiserliche Besatzung von 1705/06 ist gewöhnlich durch die Sendlinger Mordweihnacht und die Volkssage vom Schmied von Kochel bekannt. Weniger bekannt ist, dass dieser Oberländeraufstand lediglich ein verhältnismäßig kleiner Teil einer großen Volkserhebung war, die weite Gebiete Niederbayerns, das Innviertel und das östliche Oberbayern beherrscht hat. Die in diesen Landstrichen liegenden Städte und Festungen wurden erobert und der Aufstand der Bauern griff auf den Bayerischen Wald, Teile der Oberpfalz sowie Kelheim an der Donau über. Die Erhebung in Kelheim ging unter der Bezeichnung Krausaufstand in die Bayerische Geschichte ein.
Dieser einzige echte Volksaufstand der bayerischen Geschichte richtete sich gegen eine Fremdherrschaft, die das Land nach der Vertreibung seines Kurfürsten Max Emanuel rücksichtslos ausbeutete. Er organisierte sich als kurbayerische Landesdefension mit großen Heerhaufen und sogar mit einem Parlament, das in Braunau tagte und daher auch als Braunauer Parlament bezeichnet wird.
Inhaltsverzeichnis
Zeitlicher Ablauf
Am 26. November 1705 war die Festung Braunau vom kaiserlichen Festungskommandanten Georg Ignaz Graf von Tattenbach an die Aufständischen übergeben worden. Noch vor der Französischen Revolution, und dem deutschen Frühparlamentarismus trafen sich am 21. Dezember 1705 im Stadtquartier des Freiherrn von Paumgarten im Gasthof Breuninger in Braunau am Inn Vertreter der vier Stände Adel, Klerus, Bürger und Bauern.
Beschlüsse des Defensionskongresses zu Braunau
Bauernsöhne, wohl vor allem Hoferben, waren ursprünglich unter den Aufständischen stark vertreten, doch erwiesen sich diese laut Christian Probst als besonders unzuverlässige Landesverteidiger; ihre Väter bestachen die Offiziere, dass sie ihre Söhne nach Hause gehen ließen. Aus diesem Grund beschloss der Kongress am 23. Dezember 1705 unter anderem:
„Und soll sich kein Officierer, er auch sey, Macht und Gewalt nehmen, einen gestelten Mann von seiner Compagnie, wohin er gestellet worden, zu entlassen, damit nicht geschehe, wie man vormahls gethan, daß nemlich die Officierer von denen reichen Bauern-Söhnen das Geld nehmen, die Armen alsdann stehen bleiben.“
Niederlage
Als am 9. Januar 1706 in Braunau die Nachricht von der Vernichtung des Hoffmannschen Korps bei Aidenbach eintraf, bemächtigte sich des Landesdefensionskongresses eine tiefe Entmutigung. Doch bereits am folgenden Tag ordnete der Kongress die Durchführung seiner Beschlüsse der letzten Tage an, insbesondere die Durchführung des Generalaufgebotes und die Aufstellung des Dragonerregiments. Unterwerfen wollte man sich nicht. Auf der anderen Seite verlangten jetzt vor allem die Abgeordneten der Städte und Märkte immer nachdrücklicher, dass man Friedensverhandlungen einleiten sollte, worauf der Kongress beschloss, eine Deputation an den Fürsterzbischof von Salzburg Johann Ernst Graf von Thun zu schicken und durch Graf Tattenbach mit Freiherrn von Kriechbaum Kontakt aufzunehmen.
Am 11. Januar 1706 reiste die Deputation zu Friedensverhandlungen nach Salzburg. Ihr gehörte neben Bürgermeister Dürnhardt die Freiherrn von Paumgarten und von Prielmayr, Bürgermeister Georg Ludwig Harter von Burghausen und der Bauer Franz Nagelstätter an. Am 13. Januar wurde Schärding, am 16. Cham, am 17. Braunau den Kaiserlichen übergeben und am 18. Januar 1706 kapitulierte Burghausen als letzte Stadt, die sich noch in der Hand der Landesdefension befand.
Direktorium des Braunauer Parlaments
Laut Angaben von Henric L. Wuermeling bildeten folgende sechs Abgeordnete das Direktorium des Kongresses:
- Franz Freiherr von Baumgarten (oder Paumgarten) ist als Hausherr Präsident des Parlaments
- Joseph Franz Graf von Aham aus Mauerkirchen
- Johann Baptist von Leyden aus Schärding
- Franz Bernhard Freiherr von Prielmayr als Vertreter der Regierung Burghausen
- Freiherr von Widmann als Rentmeister von Burghausen
- Ludwig Karl d’Ocfort zu Schedling als General und Kriegsminister im Direktorium
- Georg Sebastian Plinganser musste seine Funktion an d’Ocfort abgeben und wurde „Sekretär der Kriegsdirektion und Protokollführer der Landesdefension“
Als weitere Abgeordnete nennt Wuermeling den Wirt Paulus Hartinger als Vertreter des Magistrats Burghausen, den Seiler Franz Platianer als Vertreter der Burghausener Bürger und den Bauern Nagelstätter. Offizieller Sprecher der Bauern-Fraktion ist Andreas Thanner, ein Kupferschmied aus Braunau.
Zum Kupferstich
Das Rebelische bayrn Parlament zu Brauna
Kupferstich Bezirksmuseum Braunau am Inn (11859) Transkription: Dr. Stephan Deutinger, München
- Der Französische Han so die Rebelische bayrn aufgeweckt.
- Stadt Richter Martin Schalckh. Burger, Bauren und alle Lansleith, Get Schlagts Kaisa Landsknecht Todt alzgleich.
- Hofbaur Georg Hamershlag. i gei däzu mein hab und guet, Wans a glei gilt mai aigens bluet.
- Millner und Stadschreiber zu filshoffen. Sagts engre meinug nur gsteift oh, denn unserm Churfürst ligt Mächtig vil dro.
- Richter von Pläting Adam Zweiffelhafft. Ich sags engs grod und schweig nit still, der schluß hart käma wird zu end und zil, dan skaisa leith seind starck und frisch, werden uns klopfa wie d’stockfisch.
- Schneider zu Brauna. Ich allein schlag 6 mann Todt.
- Schulmaister Peter Limel. Sagts mirs na, wans get zum Räffä, dschuler bueben miessen al mit läffä.
- Matthaeus Craus burger und Metzger zu Kelheimb. sols halt geltn mein balck und krogn, so will ich des Kaisa Soltaten helfa daschlogn.
- Pfarer und bauren Commentant, so Camb eingenohmen. Die Heillig schrifft sagt klar und frey, daß nit zwey Herrn zu Dienen sey.
- der Keyserlich Alliierte Soltat zeigt den Rebelischen bayrn Parlament die feigen.
- Christoph Haltnvöst Stadtschörg. alle abdöckha und schörgenknecht, stehn eng a zu diensten recht.
- ein Schwartzer Hund so dem Bayrischen Parlament auf das Concept Sch...
Siehe auch
Literatur
- Der Landesdefensionskongreß zu Braunau. In: Christian Probst: Lieber bayrisch sterben. Der bayrische Volksaufstand der Jahre 1705 und 1706. Süddeutscher Verlag, München 1978, ISBN 3-7991-5970-3, S. 295–306.
- Die Aufständischen schaffen ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung, oder Montag, der 21. Dezember 1705, in Braunau. In: Henric L. Wuermeling: Die Sendlinger Mordweihnacht 1705. Die erste europäische Revolution. Völlig überarbeitete und erweiterte Neuauflage. Langen Müller, München ua. a. 1985, ISBN 3-7844-2085-0, S. 159–177.
Weblinks
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