Bremer Eiswette

Bremer Eiswette
Eiswette 2008
Der Schneider auf der gefrorenen Weser (1862)

Die Eiswette ist ein in Bremen jährlich am 6. Januar, dem Dreikönigstag, Schlag 12 Uhr am Punkendeich (Osterdeich in der Nähe vom Sielwall) stattfindender Brauch, der auf das Jahr 1829 zurückgeht. Es geht um die Wette, ob die Weser „geiht oder steiht“ (geht oder steht).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Eiswette

Zum Kartenspiel, Kegeln und Trinken fanden sich seit 1817 ein paar Bremer Junggesellen zusammen. Dabei wurde manche lustige Wette abgeschlossen, etwa ob sich ein Junggeselle aus der Runde im nächsten Jahr verheiraten würde oder dergleichen.

Am 6. November 1828 wurde gewettet, dass die Weser am 1. Januar 1829 noch offen sei. Als Wettpreis wurde „ein brauner Kohl mit Zubehör“ festgelegt. Um den Spaß noch zu erhöhen, bestimmte man ebenfalls genau, was als „offen“ oder „zu“ gelten sollte: Ein Schneider von 99 Pfund musste mitsamt seinem glühenden Bügeleisen trockenen Fußes über die Weser gehen können. Diese Wette wurde am 12. Januar 1829 zum ersten Mal ausgetragen. Sie ist die Begründung der Eiswette von 1829.

Das kleine Fest fand bei den Teilnehmern solchen Anklang, dass man beschloss, die Wette jährlich zu wiederholen und ihr nachfolgende feste Form zu geben: „Die Weser oberhalb der großen Brücke bis hinauf zum Punkendeich, oder wenigstens der größte Teil dieses Flussgebietes, soll im Laufe des Winters bis spätestens zum 4. Januar morgens vor Sonnenaufgang zugefroren oder zum Stehen gekommen sein. Wettbetrag: 1 Thaler.“

Immer größer wurde der Kreis der Teilnehmer. Um die festlichen Tafeln der Eiswette versammelten sich Bürger der Stadt aus den verschiedensten Berufen und jeden Alters. Sie entwickelten ein eigenes Brauchtum, gewachsen aus der Geisteshaltung der alten Hansestadt. Das Bedürfnis des Zusammenhaltens, das Wahren alter Traditionen, das Bestreben, aus der Stunde des Frohsinns frische Kraft zu neuer Arbeit zu schöpfen, die Neigung, Ereignisse des Tages und des Berufes in fröhlicher Runde zu besprechen, führt jetzt über 600 in jedem Jahr zusammen. Zu Beginn des Gastmahls wird das Logbuch des Lebens aufgeschlagen, und die Toten des vergangenen Jahres werden geehrt. Dann wird getafelt, geredet, plattdeutsche Lieder werden gesungen und Spiele aufgeführt.

Die Eiswette ist aus der Sorge um die Bremer Schifffahrt heiter entstanden. Doch aus diesem Frohsinn entwickelte sich eine Hilfe, die unzählige Seeleute vor dem Tod gerettet hat. Durch die Beiträge der Mitglieder und aus einer Sammlung, die in jedem Jahr beim Festschmaus erfolgt, hilft sie der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die ihren Sitz in Bremen hat. Ein Seenotkreuzer der DGzRS trug daher auch den Namen Eiswette. Nach der Außerdienststellung Ende 2008 wurde bei der Eiswette 2009 erneut ein Seenotkreuzer auf den Namen Eiswette (II) getauft.

Seit Ludwig Franzius in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Weser korrigierte und der Strom fortan fast jedes Jahr „offen“ blieb, zum letzten Mal zugefroren war die Weser 1947, hat die Wette ihren äußeren Sinn verloren. So wurde die symbolische Bedeutung zum wesentlichen Anlass von Wette und Festessen: Der Wunsch aller Bremer, dass die Weser und die „salzen See“ allzeit dem hanseatischen Handel offenstehen möge.

Der Darsteller des Schneiders wird mit einem Boot der DGzRS über den Strom gebracht.

Präsidenten der Bremer Eiswette

  • 1829–1837 kein gewählter Präsident
  • 1838–1858 Hermann Runge
  • 1859–1871 Christian Eduard Krummacher
  • 1872 Fest ohne Präsidenten
  • 1873–1882 Friedrich Reck
  • 1883–1892 Daniel Georg Volkmann
  • 1893–1897 Wilhelm Frahm
  • 1898–1913 Konsul Gerhard Friedrich Vietsch
  • 1914–1923 keine Eiswette
  • 1924–1927 Franz Funck
  • 1928–1932 Hans Wagenführ
  • 1933–1939 Hugo Gebert
  • 1940–1948 keine Eiswette
  • 1949–1950 Richard Ahlers
  • 1951–1967 Georg Borttscheller
  • 1968–1970 Karl Löbe
  • 1971–1975 Klaus Gätjen
  • 1976–1978 Helmut Schläfereit
  • 1979–1983 Klaus Gätjen
  • 1984 Hans Budde (Vizepräsident)
  • 1985–1987 Hans-Joachim Enge
  • 1988–1992 Peter Kloess
  • 1993–1996 Günther Eisenführ
  • 1997–2000 Hanns-Jörg Scupin
  • 2001–2003 Uwe Hollweg
  • seit 2004 Peter Braun

Nachahmer

In jüngerer Zeit fand die Bremer Eiswette Nachahmer auf anderen Gewässern:

  • Seit 1976 wird in Clüversborstel (Gemeinde Reeßum) zwischen Weihnachten und Neujahr die Eiswette durchgeführt. Hierfür testet nicht ein Schneider, sondern Cord Schlobohm, ob die Wieste geiht oder steiht. Da ihm kein Schiff der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zur Verfügung steht, geht er zu Fuß durch den kleinen Fluss.
  • Seit 1994 wird am ersten Sonntag im Jahr in Hohnstorf der Zustand der Elbe überprüft.[1]
  • Seit 1998 findet im Januar eines jeden Jahres in Hage eine Eiswette statt, in der es darum geht, ob der Bürgermeister des Fleckens Hage trockenen Fußes den Graben der Burg Berum überschreiten kann.[2]
  • Die 1999 ins Leben gerufene „Schilsker Eiswette“ auf dem Obersee in Bielefeld-Schildesche wurde Anfang Februar 2010 zum zwölften Mal durchgeführt.[3]
  • Seit 2001 findet alljährlich am ersten Sonntag im Januar auf dem Dümmer eine „Eiswette“ statt.[4]
  • Am 21. Februar 2009 wurde erstmals die „Wolfenbütteler Eiswette“ am Stadtgraben durchgeführt.[5]

Einzelnachweise

  1. www.hohnstorf.de – 16. Eiswette: „Hohnstorf ist überall“
  2. „Hager Eiswette 2006“
  3. „Schilsker Eiswette“
  4. „10 Jahre Eiswette Dümmer See“
  5. „1. Wolfenbütteler Eiswette“

Literatur

Weblinks

 Commons: Eiswette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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