Brester Union

Brester Union

Die im Oktober 1596 in Brest geschlossene Kirchenunion von Brest zwischen den orthodoxen Bischöfen des polnisch-litauischen Staates, die dem Patriarchat von Konstantinopel unterstanden und der römisch-katholischen Kirche ist eines der zentralen Ereignisse der politischen und konfessionellen Geschichte Ostmitteleuropas in der Frühen Neuzeit.

Ihr ursprüngliches Ziel war es, die Orthodoxie im Osten der Rzeczpospolita vor den Ansprüchen des 1589 gegründeten Moskauer Patriarchats zu schützen. Die orthodoxen Bischöfe behielten nach der Kirchenunion ihre traditionelle Liturgie nach byzantinischem Ritus und eine eigenständige kirchliche Hierarchie. Ebenso beibehalten wurde der Julianische Kalender. Ein Teil der Gläubigen war nicht bereit, diesen Weg mitzugehen. Nicht alle Beschlüsse der Union wurden in die Tat umgesetzt, was auf Dauer die „Unierten“ – so nannten sich die Gläubigen nun neben dem offiziellen Namen Griechisch-Katholische Kirche – vom polnisch-litauischen Staat entfremdete. Im 19. und 20. Jahrhundert, nach dem Untergang Polen-Litauens, wurden die Unierten zunächst von den zaristischen Behörden des Russischen Reiches, dann von den kommunistischen Machthabern verfolgt. In den russischen Gouvernements von Siedlce und Lublin musste die Union 1875 aufgehoben werden, die Gläubigen wurden gezwungen, zur orthodoxen Kirche überzutreten.

Eine bessere Position hatte die unierte Kirche dagegen im österreichischen Teilungsgebiet der 1795 untergegangenen alten Rzeczpospolita, dem sog. Königreich Galizien und Lodomerien. Hier bestand die Kirche unter der ukrainischen Bevölkerung fort, später auch in der Zeit der Zweiten Polnischen Republik (1918-1939). Sie wurde hier zu einer der Hauptstützen der ukrainischen Nationalbewegung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie durch die sowjetischen Behörden mit der orthodoxen Kirche zwangsvereinigt; Priester und Ordensangehörigen wurden verfolgt und ermordet.

Nachdem die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche in der Diaspora und im Untergrund weiterbestand, ist sie seit Ende der 1980er Jahre wieder mit Schwerpunkt im galizischen Teil der Ukraine zu neuem Leben erwacht. Im Jahre 2005 verlegte das Oberhaupt der Kirche, Ljubomyr Kardinal Husar, seine Kathedra von Lemberg nach Kiew und firmiert seither amtlich als „Großerzbischof von Kiew-Halytsch“.

Literatur

  • Ihor Harasim: Die Union von Brest. Voraussetzungen und Motive ihrer Entstehung. In: Internationales Forschungsgespräch der Stiftung Pro Oriente zur Brester Union, hrsg. v. Hans Marte. (= Das östliche Christentum. N.F. 54). Würzburg 2004, ISBN 3-7613-0209-6, S. 11-38.
  • Oskar Halecki: From Florence to Brest. 1439-1596. 2. ed., Archon Books, Hamden, Conn. 1968, ISBN 0-208-00702-4.
  • Serhii Plokhy: The Cossacks and Religion in Early Modern Ukraine. Oxford, New York 2001, ISBN 0-19-924739-0.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Brester Union — Brẹster Union,   Union von Brẹst Litọwsk, der Zusammenschluss des seit 1386 zu Polen gehörenden orthodoxen Metropolitanbezirks von »Kiew und ganz Ruthenien« mit der katholischen Kirche. Die Union wurde 1595 in Rom vollzogen und von der Synode… …   Universal-Lexikon

  • Union von Brest — Die im Oktober 1596 in Brest geschlossene Kirchenunion von Brest zwischen den orthodoxen Bischöfen des polnisch litauischen Staates, die dem Patriarchat von Konstantinopel unterstanden und der römisch katholischen Kirche ist eines der zentralen… …   Deutsch Wikipedia

  • Lublin-Brester Operation — Operation Bagration Teil von: Zweiter Weltkrieg …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchenunion von Brest — Die im Oktober 1596 in Brest geschlossene Kirchenunion von Brest zwischen den orthodoxen Bischöfen des polnisch litauischen Staates, die dem Patriarchat von Konstantinopel unterstanden, und der römisch katholischen Kirche ist eines der zentralen… …   Deutsch Wikipedia

  • ukrainische Kirchen — ukrainische Kirchen,   Kurzbezeichnung für die in der Ukraine entstandenen und v. a. dort verbreiteten Ostkirchen:    1) ukrainisch orthọdoxe Kirche, historisch eng mit der russisch orthodoxen Kirche verbundene Ostkirche, die gegenwärtig (2001)… …   Universal-Lexikon

  • Unierte Kirchen (katholisch) — Die Sankt Georgs Kathedrale in Lemberg ist Sitz des Griechisch Katholischen Patriarchen in der Ukraine Als Unierte Kirchen oder offiziell Katholische Ostkirchen werden jene Ostkirchen bezeichnet, die als Teilkirchen der römisch katholischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Vorreformatorische Kirchen — Als vorreformatorische Kirchen werden sämtliche katholischen, orthodoxen und orientalischen Kirchen bezeichnet. Der Begriff grenzt diese Kirchen ab von den lutherischen, reformierten, altkatholischen und sonstigen (vgl. Liste der christlichen… …   Deutsch Wikipedia

  • griechisch-katholische Kirche — griechisch katholische Kirche,   auch griechisch unierte Kirche, im weiteren Sinn die mit der römisch katholischen Kirche in Kirchenunionen verbundenen (unierten) Ostkirchen des byzantinischen (griechischen) Ritus in Südost und Osteuropa und im… …   Universal-Lexikon

  • Ukrainisch-Katholische Kirche — Die St. Georgs Kathedrale (Sobor sv. Jura) in Lemberg Die Ukrainische Griechisch Katholische Kirche in Stettin Die …   Deutsch Wikipedia

  • Ukrainisch-katholische Kirche — Die St. Georgs Kathedrale (Sobor sv. Jura) in Lemberg Die Ukrainische Griechisch Katholische Kirche in Stettin Die …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”