Breuberg (Adelsgeschlecht)

Breuberg (Adelsgeschlecht)

(Reiz von) Breuberg war ein im Odenwald und der Wetterau begütertes Adelsgeschlecht, das von den Herren (Reiz) von Lützelbach aus Höchst im Odenwald abstammte und im Jahre 1323 ausstarb.

Burg Breuberg, Kupferstich nach dem Original von Merian

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Grabplatte des Gerlach von Breuberg (ca. 1245–1306)
Grabplatten des Eberhard III. von Breuberg, seiner Frau Mechthild (geb. Waldeck) und deren Sohn Gerlach in der Burg Breuberg

Um das Jahr 1050 löste sich die Zent Höchst im Odenwald von der Mark Umstadt, welche bereits ca. 755 von der Reichsabtei Fulda errichtet worden war, und die Fuldaer Äbte setzten dort die edelfreien Herren Reiz von Lützelbach als Vögte ein. Conradus, Reis de Lucelenbach, war der Vater des ersten Breubergers Conrad I. Reiz und wird urkundlich 1189[1] das erste Mal erwähnt.

Ihre Stammburg wurde bisher in der Nähe der Lützelbacher Kirche vermutet. 2001 zeigte der Fund eines starken Fundaments, vermutlich eines Bergfrieds beim Ausheben von Leitungsgräben, dass diese Vermutung wahrscheinlich richtig ist (Burg Lützelbach).[2]

Conrad I. und seine Nachkommen erbauten um 1200 die gleichnamige Burg Breuberg und benannten sich fortan nach ihr. Durch die Heirat seines Sohnes Eberhard I. Reiz von Breuberg mit Mechtild (Elisabeth?), einer der fünf Erbtöchter des Landvogts Gerlach II. von Büdingen, im Jahre 1239 verlagerten sich Macht, Besitz und Interessen auch in die Wetterau, wo die Breuberger Konrad II. (Erbauer der Burg Frankenstein), Arrois, Gerlach und Eberhard III. nacheinander das Amt des Landvogtes der Wetterau innehatten. Sie fanden im Kloster Konradsdorf bei Ortenberg ihre letzte Ruhestädte.

Unter Gerlach (1245–1306) und dessen Sohn Eberhard III. erreichte das Geschlecht seine Blütezeit, mit der größten territorialen Ausdehnung, Macht und Besitz. Unter König Rudolf von Habsburg konnte der Besitz der Breuberger, zusätzlich zum ursprünglichen Büdinger Besitz, 1282 um das Gericht Selbold und die Münze Gelnhausen, und 1297 um die Reichsstadt Mosbach am Neckar, die Münze Schwäbisch Hall sowie Köppern, Bergen und Oberrad als Reichslehen erweitert werden. Höhepunkt dieser Machterweiterung war 1282 der Erwerb der Frankfurter Burg Saalhof als Reichslehen (Pfandlehen) von König Rudolf I. Kaiser Ludwig der Bayer bestätigte Eberhard III. von Breuberg im Jahre 1317 die Belehnung mit der Ortschaft Gründau und dem Saalhof mit den dazugehörigen Fischerei- und Schifffahrtsrechten.

Mit Eberhard III., der auch bis etwa 1322 als Wetterauer Reichslandvogt eine wichtige Rolle in der Reichspolitik spielte, starb das Geschlecht im Jahre 1323 im Mannesstamm aus. Eberhards Töchter und Erbinnen waren Elisabeth, seit 1321 verheiratet mit Graf Rudolf IV. von Wertheim (1306–1355), und Luckarde (Lukardis, Lutgard) (* vor 1317; † nach 1365), seit 1328 verheiratet mit Gottfried V. von Eppstein († 1339).[3] Die Herrschaft Breuberg im nördlichen Odenwald bestand bis 1806 als kondominaler Besitz weiter bis 1806.

Als bis heute existierende Nachkommen des Geschlechts gelten die Reichsfreiherren von und zu Frankenstein.

Grabplatte der Agnes von Breuberg, verh. Gräfin von Erbach († 1304)

Bekannte Mitglieder des Geschlechts

  • Conrad I. Reiz von Breuberg, erster Namensträger und vermutlicher Erbauer der Burg Breuberg
  • Konrad II. Reiz von Breuberg († 1292), als Konrad I. von Frankenstein erster Namensträger und wahrscheinlicher Erbauer der Burg Frankenstein
  • Gerlach von Breuberg (* um 1245 † 1306), Landvogt in der Wetterau und Landfriedenshauptmann und Stellvertreter des Königs in Thüringen
  • Eberhard III. von Breuberg († 1323), Landvogt in der Wetterau

Stammtafel

Conradus Reis de Lucelenbach

  1. Wiknand von Lützelbach († 1160)
    1. Albrecht von Lützelbach († 1180)
    2. Konrad Reiz von Lützelbach (1178-1209)
      1. Konrad I. Reiz von Breuberg († 1242); oo Agnes von Jagesberg-Ebersberg († 1279)
        1. Eberhard I. Reiz von Breuberg († 1286); oo Elisabeth von Büdingen († 1274)
          1. Gerlach von Breuberg (* um 1245; † 1306), Landvogt der Wetterau und Reichsvikar von Thüringen, oo Lukardis von ?
            1. Eberhard III. von Breuberg († 1323); oo Mechthild Gräfin von Waldeck (um 1287-nach 1340)
              1. Gerlach
              2. Elisabeth († 1358); oo 1321 Graf Rudolf IV. von Wertheim (1305-1354)
              3. Lukard (Lutgard); I. oo 1326 Konrad VI. von Weinsberg († 1328); II. oo 1328 Gottfried V. von Eppstein
          2. Agnes (*?; † 10. Juli 1302) oo 1323 Eberhard V, Schenk von Erbach zu Erbach (* vor 1277, † vor 1303) Burg Kleinsteinbach
          3. Arrois von Breuberg (nach † 1324); oo Gisela von Falkenstein († 1314)
            1. Kunigunde (Chuntzinne) († 1358); oo vor 1324 Konrad V. von Trimberg
            2. Mechthild (1317-1329), Nonne
          4. Eberhard II. von Breuberg, Kanoniker in Mainz,
        2. Sigebodo von Breuberg (*vor 1246), Domkapitular zu Würzburg
        3. Konrad II. Reiz von Breuberg (gleichzeitig Konrad I. von Frankenstein) († 1264); oo Elisabeth von Weiterstadt

Wappen

Einzelnachweise

  1. Valentin Ferdinand Gudenus: Codex Diplomaticvs: Exhibens Anecdota Ab Anno DCCCLXXXI, Ad MCCC. Mogvntiaca, Ivs Germanicvm, Et S.R.I. Historiam Illvstrantia. Göttingen 1743, S. 293f. Nr. 106.
  2. Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Verlag Ellen Schmid, Brensbach 1998, ISBN 3-931529-02-9, S. 44; Holger Göldner: Stammburg der Breuberger entdeckt? In: hessenARCHÄOLOGIE 2001, S. 139.
  3. Störmer, Wilhelm, Stadt und Amt Homburg/Main im politischen Kalkül der Wittelsbacher, der Luxemburger und der Wertheimer, in: Homburg am Main. 1200 Jahre Hohenburg. 880 Jahr Kallmuth-Weinbau. 550 Jahre Stadt Homburg, Hrsg. Markt Triefenstein (Würzburg 1981), Seite 37

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Schirrmacher: Breuberg, Gerlach von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 320.
  • Wolfgang Bläsing: Gerlach von Breuberg. Eine Studie zum Verhältnis von Königtum und Edelfreiheit nach dem Interregnum
  • Breuberg-Bund e.V. Historische Vereinigung zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften
  • Elisabeth Kleberger: Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, (Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg, Herrschaft Fränkisch-Crumbach). 2. Auflage, unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1958, Marburg 1987, ISBN 3-7708-0867-3
  • Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde. Darmstadt 1837
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Band 27; Freiherrliche Häuser A IV, CA Starke Verlag.
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Band 61; 1975, Adelslexikon
  • Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. Verlag Degener.
  • Hellmuth Gensicke: Untersuchungen zur Genealogie und Besitzgeschichte der Herren von Eschollbrücken, Weiterstadt, Lützelbach, Breuberg und Frankenstein.
  • Wolfgang Weißgerber: Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen. Landschaften, Personen, Geschichten. Schlapp, Darmstadt-Eberstadt 2002, ISBN 3-87704-050-0.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Breuberg (Begriffsklärung) — Der Begriff Breuberg bezeichnet: eine Stadt in Odenwaldkreis (Hessen), siehe: Breuberg eine Burg über dem Breuberger Stadtteil Neustadt, siehe: Burg Breuberg das zur Burg gehörige historische Territorium, siehe Herrschaft Breuberg ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Herrschaft Breuberg — Die Herrschaft Breuberg war ein historisches Territorium im nördlichen Odenwald. Sie entstand aus dem Besitz der Reize von Breuberg, Mittelpunkt war die Burg Breuberg. Nach dem Aussterben der Breuberger im Jahr 1323 blieb die Herrschaft als… …   Deutsch Wikipedia

  • Franckenstein (Adelsgeschlecht) — Wappen der von Franckenstein Philipp Anton von Franckenstein, Fürstbischof von Bamberg (1746 1753) …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad II. Reiz von Breuberg — Konrad I. von Frankenstein (* auf Burg Breuberg; † 1264 auf Burg Frankenstein) war unter dem Namen Konrad II. Reiz von Breuberg der wahrscheinliche Erbauer der Burg Frankenstein im Odenwald und verheiratet mit Elisabeth von Weiterstadt. Es wird… …   Deutsch Wikipedia

  • Erbach (Adelsgeschlecht) — Stammwappen derer von Erbach Die Grafen von Erbach gehören zum rheinfränkischen Uradel und waren zunächst Ministeriale, die das Amt des Vogtes der Abtei Lorsch innehatten. Ihr Versuch, sich als Reichsministerialen der Staufer zu halten, wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankenstein (Adelsgeschlecht) — Wappen der von Franckenstein Frankenstein (auch Franckenstein) ist der Name eines fränkischen, edelfreien Geschlechts, das von den Herren von Lützelbach aus Höchst im Odenwald, bzw. deren Nachfahren, den Dynasten von Breuberg im Odenwald abstammt …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard III. von Breuberg — (* um 1285; † 19. April 1323) war Landvogt in der Wetterau. Grabplatten des Eberhard III. von Breuberg, seiner Frau Mechthild (geb. Waldeck) und deren Sohn Gerlach von Breuberg in der Burg Breuberg. Inhal …   Deutsch Wikipedia

  • Eppstein (Adelsgeschlecht) — Das Wappen der Eppsteiner im Scheiblerschen Wappenbuch Die Herren von Eppstein waren ein deutsches Uradelsgeschlecht und stammten von den seit 1107 nachweisbaren Herren von Hainhausen (auch Herren von Hagenhausen genannt) im Rodgau ab. Ihr… …   Deutsch Wikipedia

  • Echter (Adelsgeschlecht) — Wappen der Familie Echter nach Siebmachers Wappenbuch 1605 Die Echter waren ein ministeriales Adelsgeschlecht, das hauptsächlich in Diensten der Mainzer Erzbischöfe stand. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Wertheim (Adelsgeschlecht) — Wappen der Grafen von Wertheim imScheiblerschen Wappenbuch Die Grafen von Wertheim waren ein mittelrheinisch fränkisches Adelsgeschlecht. Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”