Höchst im Odenwald

Höchst im Odenwald
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Höchst im Odenwald
Höchst im Odenwald
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Höchst im Odenwald hervorgehoben
49.89177
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Odenwaldkreis
Höhe: 177 m ü. NN
Fläche: 30,51 km²
Einwohner:

9.778 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 320 Einwohner je km²
Postleitzahl: 64739
Vorwahl: 06163
Kfz-Kennzeichen: ERB
Gemeindeschlüssel: 06 4 37 009
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Montmelianer Platz 4
64739 Höchst im Odenwald
Webpräsenz: www.hoechst-i-odw.de
Bürgermeister: Reiner Guth
Lage der Gemeinde Höchst im Odenwald im Odenwaldkreis
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Über dieses Bild

Höchst im Odenwald (amtlich Höchst i. Odw.) ist eine Gemeinde im Odenwaldkreis in Hessen (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Blick von Westen

Höchst liegt im nördlichen Odenwald im Mümlingtal in 175 bis 400 Metern Höhe.

Nachbargemeinden

Höchst grenzt im Norden an die Stadt Groß-Umstadt (Landkreis Darmstadt-Dieburg) und die Stadt Breuberg, im Osten an die Gemeinde Lützelbach, im Süden an die Stadt Bad König, im Südwesten an die Gemeinde Brensbach sowie im Westen an die Gemeinde Otzberg (Landkreis Darmstadt-Dieburg).

Gliederung

Zur Gemeinde gehören neben der Kerngemeinde Höchst die Ortsteile Annelsbach (1.November 1969 eingemeindet), Hetschbach (1.Februar 1971 eingemeindet), Dusenbach, Forstel, Hassenroth, Hummetroth, Mümling-Grumbach und Pfirschbach (alle anderen am 31. Dezember 1971 eingemeindet).

Geschichte

Evangelische Kirche
Das ehemalige Kloster ist jetzt ein Seminarzentrum

Das Höchster Becken war, wie andere günstig gelegene Plätze im Mümlingtal, spätestens seit der Jungsteinzeit dauerhaft besiedelt. Zahlreiche steinzeitliche Spuren sowie Funde aus keltischer und römischer Zeit zeugen davon. Im Ortsteil Hummetroth wurde eine römische villa rustica aus dem 2. Jahrhundert freigelegt und ist als Freilichtmuseum zugänglich (Römische Villa Haselburg).

Die erste urkundliche Erwähnung von Höchst datiert auf das Jahr 1156.[2] Im Mittelalter herrschten unter anderem die Herren von Breuberg, die Grafen von Wertheim, die Herren von Eppstein und die Grafen von Erbach. Höchst gehörte bis zur Auflösung des alten Reichs gemeinsam mit Breuberg und Lützelbach zur Herrschaft Breuberg. Um 1200 entstand das Augustinerinnen-Kloster Höchst, das nach der Reformation aufgelöst wurde. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war der Ort fast ausgestorben und erholte sich nur sehr langsam.

Sofort nach der Etablierung der Nazi-Diktatur begann der Terror gegen Regimegegner. Am Abend des 2. März 1933 wurden der Höchster SPD-Vorsitzende Wilhelm Fröhlich und - aus Versehen - der SA-Mann Andreas Weidt von SS-Männern erschossen.[3] In der Folge wurde der Widerstand der Arbeiterbewegung – hier in Höchst überwiegend SPD-orientiert, vereinzelt auch Kommunisten – rigoros zerschlagen. Für die Betroffenen bedeutete dies Inhaftierung in Gefängnissen und Zuchthäusern, aber auch Schutzhaft in Gestapo-Gefängnissen und Konzentrationslagern.[4]

Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Höchst (einschließlich Ortsteilen) mindestens (Dunkelziffer) 331 ausländische ZwangsarbeiterInnen eingesetzt. 123 stammten aus Polen, 99 aus der UdSSR, 72 aus Frankreich. Der Rest kam aus den Niederlanden, Italien, Belgien, Bulgarien, Litauen und Jugoslawien, drei waren Staatenlose. Im Ortsbereich konnten vier Lager lokalisiert werden.[5]

Durch die Gebietsreform in Hessen wurde 1969 die bis dahin selbständige Gemeinde Annelsbach eingemeindet. 1971 folgten Forstel, Hummetroth, Pfirschbach, Hassenroth, Mümling-Grumbach, Hetschbach und Dusenbach. Seit 1857 ist das südöstlich von Höchst gelegene Tal des Obrunnbachs als Obrunnschlucht bekannt und touristisch wechselvoll erschlossen.

Politik

Gemeindevertretung

Kommunalwahl in Höchst im Odenwald 2011
 %
40
30
20
10
0
30,9%
28,9%
20,5%
12,5%
7,1%
KAH Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
WfH Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-1,2%
-6,2%
-2,1%
+8,2%
+1,1%
KAH Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
WfH Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang

Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis: [6]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 30,9 10 32,1 10 31,7 10
KAH Kommunalpolitischer Arbeitskreis Höchst im Odenwald 28,9 9 35,1 11 41,9 13
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 20,5 6 22,6 7 20,6 6
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 12,5 4 4,3 1 5,8 2
WfH Wende für Höchst 7,1 2 6,0 2
Gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 48,5 51,1 59,4

Bürgermeister

Bei der Bürgermeisterwahl am 5. Februar 2006 wurde Reiner Guth (KAH) mit 64,3 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Der Gegenkandidat Jürgen Hild (SPD) erhielt 35,7 %. Am 31. August 2011 trat Guth aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand und verstarb am 11. Oktober 2011.[7] Sein Nachfolger wird am 20, November 2011 in einer Stichwahl bestimmt.[8]

Paten-und Partnerschaften

Die Gemeinde Höchst im Odenwald übernahm schon am 2.August 1953 die Patenschaft für die sudetendeutsche Gemeinde Bölten (heute Bělotín in Tschechien) im ehemaligen Regierungsbezirk Troppau, später auch für die sieben anderen Gemeinden des Kirchspiels Bölten mit insgesamt 3.649 Einwohnern am 17. Mai 1939.[9] Höchst ist alljährlich Ort der Begegnung für die 1946 mit sechs Aussiedlungstransporten in die amerikanische Besatzungszone Deutschlands vertriebenen Böltener. Dem nach Sandbach im Odenwald gelangten dritten Transport gehörte Heimatpfarrer Franz Polak an.

Partnerschaftliche Beziehungen unterhält die Gemeinde seit 1966 zum französischen Montmélian in Savoyen und (seit 2006) mit dem Kirchspiel Bölten mit Sitz in Höchst zur tschechischen Gemeinde Bělotín und dem ihr verbundenen Universitätschor Ostrava (deutsch: Ostrau).

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

B45 neu in Bau mit Mümlingbrücke, 9/2008

Höchst, wie auch Hetschbach und Mümling-Grumbach, ist durch die Odenwaldbahn nördlich an Hanau und per Direktverbindung an Frankfurt a.M., nordwestlich direkt an Darmstadt, sowie südlich unter anderem an Michelstadt, Erbach und Eberbach im Neckartal angeschlossen.

Aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens auf der Bundesstraße 45, die in Nordsüdrichtung mitten durch Höchst führte, wurde eine Westumgehung gebaut, um den Durchfahrtsverkehr im z. T. engen Ortskern zu verringern. Der erste Spatenstich durch die parlamentarische Staatssekretärin Angelika Mertens erfolgte am 27. Juli 2005. Die Fertigstellung der etwa 2,8 km langen Umgehungsstraße war nach einigen Verzögerungen schließlich für Spätsommer 2009 geplant und wurde dann erst am 21. Dezember 2009 mit der Verkehrsübergabe vollzogen[10]. Die Baukosten wurden mit 22,8 Millionen Euro veranschlagt. Die Verkehrsentlastung des Ortskerns durch die Westumgehung ist beträchtlich und wird allgemein begrüßt, hat jedoch auch zu erheblichen Umsatzeinbußen bei Tankstellen und Geschäften mit Durchgangskunden geführt.

Bildung

  • Seit 1964 besteht die Ernst-Göbel-Schule, eine kooperative Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe.
  • Die Jugendbildungsstätte der Evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau befindet sich im ehemaligen Kloster Höchst.

Behörden

In der Mitte der Stadt befindet sich die Polizeistation Höchst, die ein Teil der Polizeidirektion Erbach ist.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Jedes Jahr im Mai findet das viertägige Apfelblütenfest statt. Zu diesem Anlass wird eine Apfelblütenkönigin gekürt. 2007 wurde es zum 56. Mal begangen.
  • Tradition hat auch der alljährliche Odenwälder Kartoffelmarkt.
  • Im November findet die jährliche Premiere eines Stückes der Theatergruppe TEGS im Bürgerhaus statt.
  • Freitags, in der Zeit von 14:30 bis 18:00 Uhr findet auf dem Montmelianer Platz ein Wochenmarkt statt.

Ehrenbürger

  • Franz Polak (1909–2000), römisch-katholischer Geistlicher

Literatur

  • Verein für Heimatgeschichte Höchst im Odenwald (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte von Höchst im Odenwald. Höchst im Odenwald 2006.

Weblinks

 Commons: Höchst im Odenwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
  2. Hessisches Staatsarchiv Marburg (StA MR, Urkunden R Ia, Stift Fulda 1156); Heinrich Wagner: Die Erstnennung von Höchst im Odenwald 1156. In: Verein für Heimatgeschichte Höchst e.V. (Hg.), Beiträge zur Geschichte von Höchst im Odenwald, Höchst 2006. sowie Internet-Quelle.
  3. Wolfgang Stapp: Niemals wieder vergessen! Zum Gedenken Odenwälder Antifaschisten, Teil 3/1: Verfolgung und Widerstand in Höchst: Die Blutnacht. In: "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2009. Erbach 2008, ISBN: 978-3-9805891-6-5, S. 97–122.
  4. Wolfgang Stapp: Niemals wieder vergessen! Zum Gedenken Odenwälder Antifaschisten, Teil 3/2: Verfolgung und Widerstand in Höchst: Nach der Blutnacht. In: "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2010. Erbach 2009, ISBN: 978-3-9805891-7-2, S. 218–232.
  5. Wolfgang Stapp: Verschleppt für Deutschlands Endsieg. Ausländische Zwangsarbeiter im Breuberger Land 1939-1945. 2. überarbeitete, ergänzte und aktualisierte Auflage, Höchst im Odenwald 2004, hier: S. 31–33 und 261–263.
  6. [ Hessisches Statistisches Landesamt: Endgültiges Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011]
  7. Echo.online vom 11. Oktober 2011: Höchst trauert um Reiner Guth. Früherer Bürgermeister erliegt kurz nach Ausscheiden aus Amt seinem Krebsleiden.
  8. Hessisches Statistisches Landesamt: Bürgermeisterwahl in Höchst i. Odw.
  9. Schicksal der Vertreibung, Gedenkbuch zur Patenschaft der Gemeinde Höchst im Odenwald mit den Gemeinden des Kirchspiels Bölten/Ostsudeten. 2. Auflage, Bad König 1988, ISBN 3-924388-03-2; Webseite über Bölten.
  10. Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung: Projekte im Bau (online)

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