Bruno Lavagnini

Bruno Lavagnini

Bruno Lavagnini, griechisch Μπρούνο Λαβανίνι (* 3. Oktober 1898 in Siena; † 20. März 1992 in Palermo) war ein italienischer Altphilologe, Byzantinist und Neogräzist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Für Lavagnini, der neben seinem Lehrstuhl für „Griechische Literatur“ drei Jahrzehnte lang mit einem zusätzlichen Lehrauftrag die Neugriechische Literatur vertrat, war die byzantinische und die neugriechische Literatur die natürliche Weiterentwicklung der Literatur der griechischen Antike, die nicht isoliert betrachtet werden durften. Daher war es ihm ein besonderes Anliegen, die neugriechische Literatur neben der klassischen griechischen Literatur im Unterrichtsprogramm der Universität verpflichtend zu verankern, aber auch einer breiteren Öffentlichkeit durch Übersetzungen zugänglich zu machen.

Lavagnini war von 1965 bis 1973 Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Palermo, Direktor des Italienischen Kulturinstituts in Athen (Istituto Italiano di Cultura di Atene), dessen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg er leitete (1952 bis 1959), und griechischer Honorarkonsul in Palermo. Diese Aufgabe legte er nach dem Putsch der Obristen 1967 nieder. Von 1963 bis 1972 war er Vorsitzender des italienischen Byzantinistenverbands.

Seine Tochter ist die Byzantinistin und Neogräzistin Renata Lavagnini.

Ehrungen

Er war langjähriger Präsident der Accademia di scienze, lettere e arti in Palermo, der er seit 1936 als ordentliches Mitglied angehörte, und seit 1963 korrespondierendes, ab 1972 ordentliches Mitglied der Accademia dei Lincei. 1964 wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Athen, 1974 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Außerdem war er seit 1937 Ehrendoktor der Universität Athen. Für Arodafnusa. 32 Poeti Neogreci (1880–1940), eine zweisprachige Ausgabe von Gedichten neugriechischer Lyriker, erhielt er 1957 den Premio Marzotto.

Von 1975 bis 1981 war er Präsident der Stiftung Fondazione Giuseppe Whitaker, die ihren Sitz in der Villa Malfitano in Palermo hat[1]. Die gräzistische Bibliothek des Instituts für Altertumswissenschaften der Universität Palermo (AGLAIA. Dipartimento di studi greci, latini e musicali) ist nach ihm benannt.[2] Die Ortsgruppe der AICC (Associazione Italiana di Cultura Classica) trägt ebenfalls den Namenszusatz Bruno Lavagnini.[3]

Istituto Siciliano di Studi Bizantini e Neoellenici

Das von ihm gegründete, von der Universität Palermo unabhängige Istituto Siciliano di Studi Bizantini e Neoellenici (deutsch: „Institut für byzantinische und neugriechische Studien“), das heute seinen Namen trägt, widmet sich einerseits der Erschließung von Quellen zum byzantinischen Süditalien; die andere Hauptaufgabe war die Erstellung eines neugriechisch–italienischen Wörterbuchs, das 1993 als Dizionario greco moderno-italiano erschienen ist. Der Plan der Institutsgründung wurde durch ein Votum des VIII. Internationalen Byzantinistenkongresses in Palermo 1951 unterstützt, erste Veröffentlichungen erschienen 1954, die endgültige rechtliche Anerkennung erfolgte 1960 durch ein Gesetz der Region Sizilien, das zugleich eine Grundfinanzierung vorsah. Das Institut, das auch von der Regierung Griechenlands finanziell gefördert wird, nimmt die Aufgaben eines Konsulats der Hellenischen Republik auf Sizilien wahr. Für das Institut konnte Lavagnini die Bibliothek von Silvio Giuseppe Mercati, des Bruders von Giovanni Mercati erwerben, die zahlreiche seltene Drucke enthält.

Schriften (Auswahl)

  • Eroticorum Graecorum fragmenta papyracea, Leipzig: Teubner 1922.
  • Saggio sulla storiografia greca. Bari: Laterza 1933.
  • L’idillio secondo di Teocrito: illustr. con app. di nuovi testi, Palermo 1935.
  • La letteratura neoellenica. Firenze: Sansoni 1969.
  • ATAKTA. Scritti minori di filologia classica, bizantina e neogreca. Palermo: Palumbo 1978.
  • Scritti di storia sulla Grecia antica, bizantina e moderna. A cura di Renata Lavagnini, Caltanissetta 1997.
  • Autobiografia di Bruno Lavagnini, in: ATAKTA. S. VII-XXV
  • La mia Pisa. In: Eikasmós 3, 1992, S. 301–303 online (PDF, 3 MB).

Literatur

  • Enzo Degani: Ricordo di Bruno Lavagnini. In: Eikasmós 3, 1992, S. 307–322 (Online-Version (PDF; 12,5 MB)).
  • Gennaro D’Ippolito, Salvatore Nicosia, Vincenzo Rotolo (Hrsg.): Giornate di studio sull'opera di Bruno Lavagnini. Palermo, 7–8 maggio 1993. Atti. Palermo 1995 (Quaderni dell’Istituto di Filologia greca dell' Università di Palermo, 22).
  • C. Montuschi: Lavagnini, Bruno. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Band 64 (online bei Treccani.it).
  • Vincenzo Rotolo: Premessa. In: Byzantino-Sicula III. Miscellanea di scritti in memoria di Bruno Lavagnini, Palermo 2000, S. VII–X (Quaderni. Istituto siciliano di studi bizantini e neoellenici, 14) ISSN 0075-1545.
  • Vincenzo Rotolo: Bruno Lavagnini: Siena, 3 Ottobre 1891–Palermo, 20 Marzo 1992. In: The Modern Greek Studies. Yearbook of The University Of Minnesota 8, 1992.

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Fondazione Whitaker
  2. Webseite des Dipartimento
  3. Liste bei AICC

Weblinks


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