- Bulgarische Krise
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Serbisch Bulgarischer Krieg Datum 14-28 November, 1885 Ort bulgarisch-serbisches Grenzgebiet Ausgang Sieg der Bulgaren Folgen Anerkennung der Vereinigung Bulgariens Friedensschluss Friede von Bukarest (1886) Konfliktparteien Königreich Serbien Fürstentum Bulgarien Befehlshaber König Milan I.
Gen. Milojko Lešjanin
Gen. Jovan Belimarković
Gen. Đura HorvatovićKnjaz Alexander I.
Hauptmann Atanas Usunow
Major Awram GudschewVerluste 746 Tote und 4 570 Verletzte 771 Tote und 4 232 Verletzte Als Serbisch-Bulgarischen Krieg bezeichnet man den Konflikt zwischen Serbien und Bulgarien um die Vorherrschaft auf dem Balkan 1885-1886, der auch im europäischen Mächtesystem tiefgreifende Änderungen nach sich zog. Wegen des besser ausgerüsteten und ausgebildeten serbischen Heeres, das gegen die noch „junge“ bulgarische Armee antrat, spricht man in Bulgarien auch vom „Krieg der (bulgarischen) Unteroffiziere gegen die (serbischen) Generäle“.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Nachdem Bulgarien nach dem Russisch-Osmanischer Krieg (1877-1878) im Frieden von San Stefano zusammen mit Ostrumelien und Makedonien als autonomes, aber weiterhin dem Osmanischen Reich tributpflichtiges Fürstentum Großbulgarien etabliert worden war, verwarf der Berliner Kongress 1878 diese Regelung und erklärte nur ein um Ostrumelien und Makedonien verkleinertes Bulgarien zum autonomen und tributpflichtigen Fürstentum. Ostrumelien blieb osmanische Provinz mit Verwaltungsautonomie, Makedonien wurde wieder komplett ins Osmanische Reich eingegliedert. Ziel bulgarischer Außenpolitik war es fortan, die endgültige Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich und die Wiederangliederung Ostrumeliens und Makedoniens an sein Staatsgebiet zu erreichen.
Unter dem Einfluss des wachsenden Nationalismus in allen Balkanländern, der sich sowohl gegen die türkische Fremdherrschaft, als auch gegen die russischen Einflussversuche wandte, brach 1885 ein Offiziersputsch in Ostrumelien aus, der von der Bevölkerung getragen wurde und gegen die osmanische Herrschaft und auf die Vereinigung mit dem Fürstentum Bulgarien abzielte. Fürst Alexander I. übernahm an Stelle des Generalgouverneurs die Herrschaft über die autonome türkische Provinz Ostrumelien.
Als Reaktion auf den Zusammenschluss mit dem Fürstentum Bulgarien stellte das Russische Reich die militärische Zusammenarbeit ein. Der Zusammenschluss wurde jedoch indirekt von Großbritannien unterstützt, das ein Eingreifen des Osmanischen Reichs verhinderte und dadurch unter anderem seine diplomatische Isolation nach der Berliner Kongokonferenz 1884 beenden wollte, jedoch sah der serbische König Milan I. darin eine Vorbereitung für einen bulgarischen Feldzug auf Mazedonien.
Kampfhandlungen und Nachkriegszeit
Am 1. Novemberjul./ 13. November 1885greg. erklärte Serbien, unterstützt von Österreich-Ungarn, in dessen Interesse die Stärkung eines „prorussischen“ Bulgariens nicht liegen konnte, Bulgarien unerwartet den Krieg. Der serbische Überfall löste eine große Welle der Empörung in Bulgarien aus und führte zu einer weiteren Abkühlung der Beziehungen zu Russland. Ohne russische Militärberater und ohne jegliche Unterstützung einer Großmacht musste sich Bulgarien dem serbischen Heer stellen. Obwohl sich Bulgarien auf einen bevorstehenden Krieg mit dem Osmanischen Reich eingestellt und daher einen Großteil seiner Armee an der türkischen Grenze konzentriert hatte, war es der serbischen Armee nicht gelungen, die entscheidende Schlacht bei Sliwnitza vom 17. bis zum 19. November 1885 zu gewinnen. Die von der Südgrenze anrückenden bulgarischen Truppen brachten schließlich die Kriegswende und marschierten daraufhin in Serbien ein. Erst die Intervention Österreich-Ungarns zugunsten seines Verbündeten Serbien, die nach der Kapitulation der serbischen Armee bei Pirot erfolgte, beendete den bulgarischen Vormarsch. Im Frieden von Bukarest vom 3. März 1886 wurde der status quo ante wiederhergestellt. Im Tophane-Vertrag vom 5. April 1886greg. wurde die Vereinigung des Fürstentums Bulgarien mit Ostrumelien im Herbst 1885 international anerkannt.
Im Zuge dieser Ereignisse, die auch unter dem Oberbegriff der Bulgarischen Krise zusammengefasst werden, verschlechterte sich das russisch-österreichische Verhältnis derart, dass der Dreikaiserbund zerbrach. Obwohl der bulgarische Fürst Alexander I. in einer prorussischen Militärrevolte gestürzt wurde, wusste sich die bulgarische Regierung jedoch gegen Russland durchzusetzen und Russland verlor seinen Einfluss auf Bulgarien an Großbritannien. Österreich dagegen konnte seine Stellung und die seines Verbündeten Serbien behaupten und zusätzlich seinen Favoriten Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha-Koháry als neuen bulgarischen Fürsten durchsetzen.
Nur massiver Druck der deutschen Regierung verhinderte einen bewaffneten Konflikt auf dem Balkan, in den auch die Großmächte hineingezogen worden wären. Bismarck musste nun seine Bündnispolitik mit dem so genannten System der Aushilfen retten. Direkte Folge des Scheiterns des Dreikaiserbundes war der Abschluss des Rückversicherungsvertrags und der Mittelmeerentente.
Sonstiges
Das Theaterstück Helden von George Bernard Shaw ist in diesem Krieg angesiedelt.
Literatur
- Bakalov, Georgi; Milen Kumanov (2003). Elektronno izdanie – Istorija na Bǎlgarija (Bulgarisch). Sofia: Trud, Sirma,
- Knaus, Gerald; Bulgarien, Verlag Beck, München, 1997, S.67-68
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