- Bund Schweizerischer Frauenvereine
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Der Bund Schweizerischer Frauenvereine (BSF), der heute unter den Namen Bund Schweizerischer Frauenorganisationen und Alliance F auftritt, ist der grösste Schweizerische Frauendachverband. Alliance F zählt 140 Mitgliederverbände und 400 Einzelmitglieder und vertritt damit die Interessen von etwa 400’000 Frauen in der Schweiz. Der Verband versteht sich heute als politische Lobby-Organisation für die Anliegen im Zusammenhang mit der Gleichstellung von Frau und Mann in Beruf, Familie und Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der BSF wurde am 26. Mai 1900 offiziell gegründet. Er entstand auf Initiative progressiver Schweizer Frauenrechtsvereine unter der Leitung von Helene von Mülinen, die zugleich bis 1904 die erste Präsidentin des BSF war. Erklärtes Ziel des BSF war die Vertretung der Interessen der Frauen in den politischen Behörden. Insbesondere wollten die Frauen des BSF Einfluss auf die sich entwickelnde Zivil- und Strafgesetzgebung nehmen.
Der BSF war so etwas wie ein „Frauenparlament“. Die Probleme der Frauen wurden diskutiert und man suchte gemeinsam nach Lösungen. In den Statuten wurde sogar die Aufgabe des Bundes „in der Frage der Frauenemancipation“ festgehalten. Der Bund sollte „die Interessen der Frau gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit vertreten und auf internationaler Ebene mitarbeiten“. Der BSF sah sich als patriotische Organisation, der im Staat mitarbeiten wollte, dies als Ergänzung und nicht etwa als Konkurrenz zu den Männern; gleichzeitig vertrat er aber auch die Forderung nach voller Gleichberechtigung der Frauen.
Bei der Gründung des Vereins in Bern waren 17 Vereine beteiligt, im Jahr 1910 hatte der Dachverband bereits 66 Vereine als Mitglieder. Einige wichtige Verbände fehlen, darunter der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein (SGF), der Schweizerische Arbeiterinnenverband (SAV) und die Deutschschweizer Vereine zur Hebung der Sittlichkeit. Dem SGF dem DVHS war der BSF zu politisch, dem SAV zu bürgerlich orientiert.
Die erste Amtshandlung des BSF fand bereits vor seiner offiziellen Gründung statt: Am 17. Mai machte er eine Kollektiveingabe an das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement, in der die Frauen die Gütertrennung im ehelichen Güterrecht verlangten, das in Hinblick auf das neue Zivilgesetzbuch auf der politischen Agenda stand.
In einer Eingabe an die Schweizerische reformierte Kirchenkonferenz verlangte der BSF 1904 das Frauenstimmrecht in Kirchenangelegenheiten und in den Kirchgemeinden. Er stiess mit dieser „radikalen“ Forderung bei vielen seiner Mitgliedervereine auf starke Vorbehalte und verhielt sich in der Folge sehr zurückhaltend in dieser Frage.
Um 1910 wurden die Forderungen des von bürgerlichen Frauen getragenen BSF moderater und er rückte allgemein von seinem egalitären Weltbild ab, hin zu einem Dualistischen: Frauen und Männer sollten sich bei der Lösung gesamtgesellschaftlicher Problemstellungen in ihren traditionellen Wirkungskreisen ergänzen. Mit diesem Positionswechsel rückte der BSF näher zu den anderen traditionellen bürgerlichen Frauenvereinen, insbesondere dem Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenverein (SGF) und dem Verband deutschschweizerischer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit.
Gemeinsam mit dem SVF und dem SGF unterstützte der BSF 1918 die Motion Greulich und Göttisheim zur Einführung des Fraustimmrechts.
1923 initiierte der BSF die Gründung der Schweizerischen Zentralstelle für Frauenberufe und den Verband für Berufsberatung und Lehrlingsfürsorge. 1928 organisierte der BSF gemeinsam mit anderen Verbänden die SAFFA.
Während der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs wurde es still um den BFS. Wie andere Frauenorganisationen beteiligte er sich an der geistigen Landesverteidigung und motivierte seine Mitglieder, sich in einer der zahlreichen lokalen gemeinnützigen Frauenvereinen oder im Frauenhilfsdienst zu engagieren, um die Folgen der Krieges und der Generalmobilmachung lindern zu helfen.
Am 6. Februar 1945 reichte der BSF eine Eingabe an den Bundesrat ein, in dem die Umsetzung des Postulats Opprecht verlangt wurde. Die Frauen des BSF waren der Meinung, dass die Schweizerfrauen bei der AHV, Mutterschaftsversicherung und dem Familienschutz mitbestimmen können sollten.
1949 wurde der BFS mit dem Ziel reorganisiert, Dachverband für alle Schweizer Frauenverbände zu werden. Das Frauensekretariat wurde im Laufe dieser Umstrukturierung dem BFS als eigene Geschäftsstelle eingegliedert. Im „neuen“ BFS war auch die Arbeiterinnenbewegung (SP-Frauen) vertreten, der Schweizerische katholische Frauenbund und der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein wollten sich der politischen Richtung des BFS jedoch weiterhin nicht anschliessen.
1958, einige Monate vor der eidgenössischen Abstimmung zum Frauenstimmrecht, organisierte der BSF die Zweite SAFFA mit dem Ziel, den Schweizer Männern klarzumachen, dass das Frauenstimmrecht sie weder bedrohte, noch die Frauen dazu animieren würde, ihren angestammten Platz zu verlassen. Das Erscheinen von Iris von Rotens Buch Frauen im Laufgitter zerstörte diese Strategie nachhaltig und war nach Meinung vieler für das Scheitern der Abstimmung am 1. Februar 1959 verantwortlich.
Am 11. April 2008 nahmen über 12’000 Personen auf dem Bundesplatz in Bern an einer Sympathiekundgebung für Eveline Widmer-Schlumpf und Demonstration für mehr Respekt vor politischen Institutionen teil, zu der diverse Frauenverbände unter Federführung der Alliance F aufgerufen hatten.[1] Die Präsidentin der Alliance F, Rosmarie Zapfl, rechnete ursprünglich mit etwa 5'000 Teilnehmern.[2]
Siehe auch: Schweizer Frauenbewegung
Literatur
- Silke Redolfi: Frauen bauen Staat. 100 Jahre Bund Schweizerischer Frauenorganisationen. Zürich, 2000.
Einzelnachweise
Weblinks
Kategorien:- Frauenverband (Schweiz)
- Schweizerische Frauengeschichte
- Historische Organisation (Schweiz)
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