AC 428

AC 428
AC Cars
AC 428 Convertible (mit anfänglich serienmäßigen Drahtspeichenrädern)

AC 428 Convertible (mit anfänglich serienmäßigen Drahtspeichenrädern)

428
Hersteller: AC Cars
Produktionszeitraum: 1967–1973
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Cabriolet, Coupé
Motoren: 7,0 Liter V8
Länge: 4470 mm
Breite: 1727 mm
Höhe: 1245 mm
Radstand: 2413 mm
Leergewicht: 1430 kg
Vorgängermodell: AC Greyhound/
AC Cobra
Nachfolgemodell: AC 3000ME/
AC Ace (Brooklands)
Später AC 428 Fastback mit serienmäßigen Wolfrace-Leichtmetallfelgen (mit Zentralverschluss)
AC 428 Convertible (1971)
Zum Vergleich: Ein ebenfalls von Pietro Frua gestalteter Maserati Mistral

Der AC 428 war ein in geschlossener und offener Form angebotener Sportwagen des britischen Automobilherstellers AC Cars, der zwischen 1965 und 1973 hergestellt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Der traditionsreiche britische Fahrzeughersteller AC Cars war seit den 1950er-Jahren bekannt für kleine Sportwagen mit stilvollem Design. Hierzu gehörten die Modelle AC Ace und AC Aceca, die mit unterschiedlichen Motoren britischer Herkunft angeboten wurden. Davon abgeleitet entstand ab 1959 der AC Greyhound, ein viersitziger Gran Turismo, der in weniger als 100 Exemplaren hergestellt wurde. An diese Tradition wollte das seinerzeit von Charles und Derek Hurlock geleitete Unternehmen, nachdem es zwischenzeitlich durch den Bau des brachialen AC Cobra zu Berühmtheit und einigem Wohlstand gelangt war, Mitte der 1960er-Jahre mit einem neuen Modell anknüpfen. Die Idee bestand darin, das bekannte und bewährte Fahrwerk des AC Cobra – geringfügig verlängert – und den ebenfalls im Cobra verwendeten großen Achtzylindermotor von Ford mit einer eleganten GT-Karosserie zu versehen und den Cobra so gewissermaßen erwachsen zu machen. Mit diesem Fahrzeug wollte AC auf dem Markt der Luxusfahrzeuge antreten und mit Fahrzeugen wie Aston Martin, Bristol oder Jensen konkurrieren.

Das Design

Charles und Derek Hurlock entschieden sich frühzeitig dafür, die Karosserie des neuen Gran Turismo in Italien entwerfen zu lassen. Nach anfänglichen Gesprächen mit Bertone erhielt schließlich im April 1965 die Carrozzeria Frua in Turin den Auftrag. Der erste Prototyp, ein zweisitziges Cabriolet („Convertible“), wurde im Oktober 1965 auf der International Motor Exhibition in London gezeigt, im März 1967 folgte in Genf die Präsentation des 428 Coupé mit Fließheck-Karosserie („Fastback“). Vor diesem Hintergrund wird der AC 428 häufig, jedoch nicht offiziell auch AC Frua genannt.

Das Karosseriedesign des neuen AC war keineswegs eigenständig. Pietro Frua, ein Meister darin, seine Kreationen mehrfach zu verwenden, wiederholte hier ersichtlich die Linien des 1963 von ihm entworfenen Maserati Mistral, und auch der etwas später präsentierte Monteverdi High Speed 375 der ersten Generation wies deutliche Ähnlichkeiten auf. Andererseits finden sich viele Designmerkmale des AC 428 bereits an dem 1962 fertiggestellten, von AC selbst entworfenen Einzelstück AC MA-200[1], der ursprünglich als Ablösung der Modelle AC Ace, AC Aceca und AC Greyhound vorgesehen war und das durch Kontakte des Schweizer AC-Importeurs Patthey auch bei verschiedenen italienischen Karosseriebauern bekannt war.

Wie weit die Übereinstimmungen tatsächlich gehen, ist unklar. Zutreffend ist sicherlich, dass sich die grundsätzlichen Proportionen der drei Modelle im Wesentlichen entsprechen; auch die Frontgestaltung von Mistral und 428 gleichen sich weitgehend. Es gibt Quellen, die darüber hinaus behaupten, alle drei Fahrzeuge hätten teilweise identische Karosserie- bzw. Anbauteile verwandt; dies betreffe beispielsweise die Türen, die Glaspartien und Stoßstangen.

Das Design der Fahrzeuge war im Detail mitunter eigenständig; mal wurden Stoßstangen und Kühleröffnungen im Stil des Jaguar E-Type verwendet, mal variierte die Position von Blinkern, Spiegeln oder Ähnlichem. Hier war manches individuell auf Kundenwünsche zugeschnitten. Der Berliner Designer Luigi Colani kleidete in den 1980er-Jahren einen 428 Convertible nach eigenen Vorstellungen ein.

Die Technik

Für den Rennsport modifizierter AC 428 Fastback
AC 428 Convertible (1969) mit serienmäßigen Drahtspeichenrädern und Zentralverschluss
Frontpartie des AC 428
Rückleuchten von der Alfa Romeo Giulia: Heckpartie des 428

Der AC 428 übernahm das Chassis des AC Cobra Mark III. Die einzige Änderung bestand in einer Verlängerung des Radstands um 15 Zentimeter. Das Fahrwerk entsprach ebenfalls dem des Cobra: es gab unabhängige Einzelradaufhängung vorn und hinten, Schraubenfedern mit innen liegenden Stoßdämpfern und Querlenker.

Antriebsseitig wurde anfänglich der 6997 cm³ große Achtzylinder von Ford installiert, der aus dem AC Cobra 427 bekannt war und 390 SAE-PS abgab. Dieses Triebwerk erhielten die ersten fünf Convertible und einige Coupés. Ab März 1968 wurde die Motorisierung auf den 428-Galaxy-Motor von Ford umgestellt, ein 7014 cm³ großes Triebwerk mit einer Leistung von 345 SAE-PS (Motorversion „Ford Police Interceptor“). Alle in der Folgezeit produzierten Fahrzeuge erhielten diesen Motor. Als Kraftübertragung gab es wahlweise ein manuelles Vierganggetriebe von Muncie oder eine – weitaus häufiger bestellte – Dreistufenautomatik von Ford (Type C6).

Die Produktion

Die Serienproduktion des AC 428 Convertible begann Ende 1966, ein halbes Jahr später wurde die Herstellung des Coupés aufgenommen.

Der Produktionsprozess war umständlich. AC stellte in Großbritannien zunächst rollfertige Fahrgestelle her. Sie wurden dann per Bahn zu Pietro Frua nach Turin verfrachtet, wo die Karosserie hergestellt und mit dem Fahrwerk verbunden wurde. Die eingekleideten Fahrzeuge kamen sodann wieder nach Thames Ditton. AC übernahm dort das sogenannte „Finish“, d. h. den Einbau des Interieurs und die Lackierung. Der Produktionsprozess war zeitaufwendig und zu einem guten Teil für den hohen Preis des AC 428 verantwortlich.

Der AC 428 wurde bis zum Sommer 1973 als Neufahrzeug angeboten. In dieser Zeit entstanden 29 Convertible und 49 Coupés; daneben sollen drei weitere Fahrzeuge mit unbekannter Karosserie entstanden sein. Der Neupreis für ein Coupé lag 1968 bei 4.050 britischen Pfund, das Convertible war 200 Pfund teurer. Preislich entsprach der AC 428 damit dem Aston Martin V8 I, am Ende seiner Produktionszeit übertraf er dessen Preis indes erheblich.

Die Produktion des AC 428 endete im Sommer 1973. Gründe hierfür gab es viele. Einerseits war der AC sehr teuer; andererseits brach der Markt für große und schnelle Sportwagen angesichts der sich anbahnenden Ölkrise zunehmend zusammen, sodass auch Konkurrenten wie Aston Martin oder Jensen es schwer hatten zu bestehen. Darüber hinaus gab es Schwierigkeiten mit Ford, da der Vertrag über den Bezug von Triebwerken in diesem Jahr durch Zeitablauf endete und seitens der Amerikaner kein Interesse an einer Verlängerung bestand. Schließlich hatten verschiedene Streiks in Italien die Produktion der Karosserien mehrfach massiv gefährdet und wiederholt zu erheblichen Verzögerungen in der Auslieferung geführt, was für das Image des Wagens und der Marke nicht förderlich war.

Nach 1973 gab es bei AC zunächst keinen direkten Nachfolger für den 428. Das nächste neue Modell, der AC 3000ME, ging erst 1979 in Serie, sprach jedoch mit Mittelmotor-Auslegung, 3,0-Ford-V6-Motor und einem etwas günstigeren Preis eine andere Käuferschicht an. Konzeptionell ähnlicher war der AC Ace (Brooklands), ein zweisitziges Cabriolet, das die AC Cars Group Ltd. unter Leitung des Südafrikaners Alan Lubinsky nach dem Ausscheiden der Inhaberfamilie Hurlock in einer Kleinstserie von etwa 59 Fahrzeugen von 1996 bis 1999 mit amerikanischer Ford-Technik baute.

Die meisten AC 428 existieren heute noch; allein der Verbleib von fünf Convertibles und sechs Coupés kann nicht mehr geklärt werden.

Sondermodelle

AC 428 II

Im Frühjahr 1973 entwarf Pietro Frua einen überarbeiteten AC 428 Convertible, der von Charles und Derek Hurlock in Auftrag gegeben worden und möglicherweise als Nachfolger des bisherigen Modells gedacht war. Das Cabriolet unterschied sich von der bislang produzierten Version vor allem durch eine neu gestaltete Frontpartie. Sie wies statt der stehenden Rundscheinwerfer eine leicht abfallende Linie auf, in der Klappscheinwerfer untergebracht waren. Die vordere Stoßstange war nun aus einem Stück, und die Blink- sowie Standlichter befanden sich über der Stoßstange. Weitere Änderungen sind aus den wenigen bekannten Fotografien nicht ersichtlich. Eine Serienproduktion des Fahrzeugs kam nicht zustande; die Familie Hurlock stellte noch in der Entwicklungsphase des modifizierten Modells die Produktion des 428 ein. Das 428 II Convertible-Einzelstück wurde erst rund zehn Jahre später vervollständigt und erhielt eine rote Lackierung. Es existiert noch heute in Privatbesitz.

AC 429

Ein weiteres Sondermodell ist der AC 429. Es ist – anders als der AC 428 – ein viersitziges Coupé. Bei diesem Modell handelt es nicht im eigentlichen Sinne um einen AC, und auch eine technische Verwandtschaft zum AC 428 bestand zunächst nicht. Vielmehr war es in technischer Hinsicht ein Monteverdi, der 1969 unter dem Namen AC vorgestellt wurde.

Der Ausgangspunkt für die Entstehung dieses Unikats war ein Streit zwischen Peter Monteverdi und Pietro Frua, der seit 1967 Karosserien für den Schweizer Automobilhersteller entwarf und produzierte. Als Ergänzung zu dem in Serie produzierten Zweisitzer Monteverdi 375/S High Speed stellte Frua im Auftrag Monteverdis 1968 zunächst als Einzelstück ein verlängertes 2+2-sitziges Coupé mit Fließheckkarosserie her, das den Namen Monteverdi 375/L High Speed erhielt. Das Fahrzeug wurde von der Öffentlichkeit mit einiger Begeisterung aufgenommen. Während Pietro Frua kurz darauf mit der Produktion eines zweiten 375/L begann, kam es im Hinblick auf ausstehende Zahlung von Lizenzgebühren zum Streit mit Peter Monteverdi und letztlich zur Auflösung der Geschäftsbeziehung. Während Monteverdi sich der Carrozzeria Fissore zuwandte, behielt Frua das zweite, nicht gänzlich komplettierte 2+2-Fahrgestell im eigenen Werk zurück. Ein Jahr später interessierten sich die AC-Inhaber Charles und Derek Hurlock für dieses Modell und beauftragten Frua damit, es zu komplettieren und als AC auszustatten. Frua installierte einige Änderungen – darunter halb abdeckende Klappscheinwerfer im Stil des Iso Lele – sowie einige AC-Markenembleme. Weitere Modifikationen gab es nicht.

Anstelle der ursprünglichen Antriebseinheit aus dem Hause Chrysler erhielt der AC 429 diejenige des AC 428. Im Hinblick auf eine angedachte Serienfertigung wurde das Fahrzeug bei AC in Thames Ditton auch schrittweise auf Fahrwerkskomponenten des AC 428 umgerüstet, so dass schlussendlich keine technischen Ähnlichkeiten mehr zum Monteverdi bestanden.

Der Wagen wurde zunächst auf Derek Hurlock zugelassen, wies jedoch als handgearbeitetes Einzelstück Unzulänglichkeiten auf, so gab es Undichtigkeiten im Bereich der Fenster und der Karosserie. Eine Serienproduktion kam aus Kostengründen nicht zustande. Das Einzelstück existiert noch heute in Privatbesitz und wird seit mehreren Jahren aufwändig restauriert.

Der AC 428 heute

Heute ist der AC 428 ein unterschätzter Klassiker. Die Preise sind hoch, liegen aber teilweise deutlich unter den Beträgen, die für italienische oder auch britische Konkurrenten gezahlt werden. Zudem erreicht der AC nicht ansatzweise die Preise eines klassischen Cobra mit vergleichbarer Motorisierung. Im Mai 2010 wurde das 428 Coupé mit der Fahrgestellnummer CF065 zum Preis von 100.800 € versteigert.[2]

Bekannte Fahrer des AC 428

Der AC 428 war ein Elite-Fahrzeug, das einige Mitglieder der – vor allem britischen – Prominenz ansprach. Dazu gehörten:

Trivia

Ein roter 428 Convertible wurde in der sechsten Staffel der britischen Fernsehserie Mit Schirm, Charme und Melone in insgesamt acht Folgen als Dienstwagen der Agenten John Steed (Patrick Macnee) und Tara King (Linda Thorson) verwendet. Bei dem eingesetzten Fahrzeug handelte es sich um den 1965 hergestellten Prototyp.

Konkurrenten

Literatur

  • Frank Oleski, Rainer W. Schlegelmilch und Hartmut Lehbrink: Gericke’s 100 – 100 Jahre Sportwagen. Düsseldorf 2005, ISBN 3-938118-00-8.
  • Das große Buch der Sportwagen; Erlangen 1990 (keine ISBN)
  • John McLellan: Classic ACs. Sutton Publishing Ltd., Stroud, Gloucestershire 2000, ISBN 978-0-750-92042-1 (englisch).
  • Simon Taylor, Peter Burn: AC Heritage: From the Three-Wheeler to Superblower. Osprey Publishing Ltd. (UK), Botley, Oxford 2000 (2. Auflage), ISBN 978-1-855-32875-4 (englisch).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der AC 428-Vorläufer AC MA-200 auf der Website von Conceptcarz.com
  2. Notiz auf der Internet-Seite von RM-Auctions

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