Adolf Jahn

Adolf Jahn

Adolf Ferdinand Walter Jahn (* 17. Dezember 1858 in Stettin; † 19. Dezember 1941 in Halle (Saale)) war ein deutscher Bildhauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Adolf Jahn war nach seinem Bruder Karl (* 11. Februar 1857) der zweite Sohn des Ehepaares Carl Wilhelm und Catharina Friederika Wilhelmina Jahn geb. Burchard. Der Vater war Kaufmann und lebte in Stettin, die Mutter war die Tochter von Joachim Friedrich Burchard, Lehrer und Küster an der Berliner Garnisonkirche und stammte aus Berlin. Nach dem Tod der Eltern wuchs Adolf Jahn in Berlin bei der Schwester seines Vaters auf. Er besuchte in Berlin zunächst die Gewerbeschule und kam mit 19 Jahren an die Akademie der Künste (Berlin), wo er von 1877 bis 1880 als Schüler von Albert Wolff und Fritz Schaper Bildhauerei studierte. In den Jahren 1877 bis 1880 studierte er an der Akademie der bildenden Künste Wien bei A. Schmidgruber und V. O. Tilgner. Nach dem Studium übernahm er selber Lehrtätigkeiten, 1885 an der königlichen Fachschule der Metallindustrie in Iserlohn und ab 1891 als Dozent an der Technischen Universität Berlin im Fach Bildhauerei gemeinsam mit Otto Geyer. Die Bildhauerinnen Lilli Wislicenus-Finzelberg und Else Fürst waren Schülerinnen der beiden. 1890 heiratete Adolf Jahn in Wien Emilie Bertha Porsch (* 28. April 1859 in Znaim in Mähren, † 13. Juni 1905 in Berlin-Schöneberg), Tochter von Dr. jur. Ignaz Porsch und Josefa Porsch geb. Palka. Er nahm seine Frau mit nach Berlin, wo er sich ab 1891 mit einer eigenen Werkstatt selbständig machte. Neben der Monumentalbildnerei bildeten vor allem Porträtbüsten und Bronzestatuetten den Schwerpunkt seines Werkes. Er beschickte von 1891 bis 1918 die Große Berliner Kunst-Ausstellung mit zahlreichen Statuen, Gruppen, Büsten und Reliefs in Bronze, Marmor, Gips und Holz. Adolf Jahns bekanntestes Werk ist die Statuette "Nathan der Weise" nach dem gleichnamigen Drama von Gotthold Ephraim Lessing. Sie wurde um 1910 durch die Bronzegießerei Aktiengesellschaft Gladenbeck mit patentiertem Verfahren des "Pyrochrom" vervielfältigt in unterschiedlichen Größen und Farben und wird bis heute auf Auktionen angeboten. 1893 wurde der einzige Sohn Walter Hugo Otto geboren. Nach dem Tod seiner Frau zog er seinen Sohn alleine groß. Adolf Jahn war bis nach dem 1. Weltkrieg als Bildhauer tätig. Seit 1930 lebte er bei seinem Sohn und dessen Familie in Halle/Saale, wo er 1941 starb.

Werke

  • Statuetten: Nathan der Weise (1893), Shylock, Othello, Wasserträgerin, Neue Saat (1897), Mutterliebe (1900), Dante, Alfred Krupp, Luther, Wilhelm II. als Kreuzritter, Schicksal (1906)
  • Bildnisbüsten: Wilhelm I., Geheimrat Samuel Kristeller, General-Regimentskommandeur Ferdinand Hann von Weyhern, Karl Schrader (Jurist) (1906), Prof. Peter Hahn, Graf Bolko von Hochberg (1906), Dr. Goldstück, eine Portraitbüste des Bildhauers Gerhard Janensch blieb unvollendet
  • Reliefs: Die Arbeit (1910)
  • Arbeiten in öffentlichem Besitz: Berlin, Staatsbibliothek: 2 allegorische Figuren der preußischen Hochschulen Marburg und Greifswald (1914); Berlin, Alter Garnisonfriedhof: Grabdenkmal für Olga Malcomess (1904); Lüben in Schlesien, heute Lubin: Denkmal Kaiser-Wilhelm I. (1901); Nordhausen: Eduard Baltzer- Brunnen (1910); Tuttlingen: Denkmal für Max Schneckenburger mit Bronzefigur der Germania und Porträtrelief des Dichters am Sockel (1892); Danzig: allegorische weibliche Figuren für die Reichsbank (1902); Fulda: desgleichen

Zitat

„Ein Meister der Kleinkunst. Die Skulptur wird bei uns leider noch meist mit dem Metermaß gemessen. Im übrigen kauft man französische Bronzen oder minderwertige Imitationen. Da sei denn auf den bescheidenen Berliner Bildhauer hingewiesen, der jüngst mit bemerkenswertem Erfolg Werke der Kleinkunst geschaffen hat. A. Jahn ist auch der Monumentalbildnerei nicht fremd, aber der Hauptschmuck seiner Werkstätte in der v. d. Heydtstraße in Berlin bilden neben einigen Portraitbüsten von Gelehrten Bronzestatuetten von einzigartigem schlichtem Reiz in Aufbau und Silhouette. Sein "Nathan der Weise", der augenscheinlich das Märchen von den drei Ringen erzählt, ist eine der glücklichsten Verkörperungen des klugen und gerechten Juden, den die Schule des Talmud das Denken, die des Lebens die Duldung gelehrt hat. Die "Wasserträgerin" wirkt besonders durch eine gewisse herbe Anmuth, die Friesrock und Flanelljacke durchbricht. Das feste und doch balanzirende Schreiten gelangt zu natürlichem überzeugendem Ausdruck, die Ausführung des charakteristischen Kopfes wie die Behandlung der rohen Stoffgewebe zeugen von gleich liebevoller Sorgfalt.“

Aus: Deutsche Kunst, Beiblatt: Das Atelier, Illustrierte Zeitschrift für das deutsche Kunstschaffen, Nr. 17 vom 20. Juni 1898

Sonstiges

  • Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Von der Antike bis zur Gegenwart, Thieme und Becker
  • Ethos und Pathos - die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Peter Bloch
  • Nachweise und Dokumente sind auf der website: Homepage zu finden.

Weblinks


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