Mergers & Acquisitions

Mergers & Acquisitions

Mergers & Acquisitions (M&A, M&A-Geschäft, deutsch: Fusionen und Übernahmen) bezeichnet hierbei sowohl den Vorgang an sich (siehe Hauptartikel Unternehmensübernahme) als auch die Branche der hiermit befassten Dienstleister wie Investmentbanken, Wirtschaftsjuristen, Wirtschaftsprüfer und Berater. In der Branche der Investmentbanken gilt M&A als Teilbereich der Corporate Finance.

Inhaltsverzeichnis

Typische Schritte einer M&A-Transaktion

  1. Auswahl eines Zielunternehmens
  2. Ansprache der Führung oder der Eigentümer des Zielunternehmens, teilweise unter Zuhilfenahme einer Investmentbank oder eines M&A-Beraters
  3. Unterzeichnung einer Vertraulichkeitsvereinbarung (oft auch "NDA" für non disclosure agreement)), gegenseitiges Kennenlernen und Interessenabgleich
  4. Unterzeichnung einer Absichtserklärung (auch Letter of Intent)
  5. sorgfältige Prüfung des Zielunternehmens (Due-Diligence-Prüfung)
  6. endgültige Strukturierung der Transaktion unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Due-Diligence-Prüfung
  7. Bewertung und Preisverhandlung
  8. Vertragsabschluss
  9. Anmeldung und Genehmigung der Transaktion durch die Wettbewerbsbehörde
  10. Eigentumsübertragung und Zahlung (Closing)

Größere Unternehmen verfügen oft über eigene M&A-Abteilungen, greifen aber trotzdem oft auf externe Dienstleister zurück. Die Bezahlung der Investmentbank orientiert sich dabei am Transaktionsvolumen, während Juristen typischerweise nach Zeitaufwand und Wirtschaftsprüfer entweder nach Zeitaufwand oder Fallpauschale bezahlt werden. An Investmentbanken wird in der Regel eine Grundgebühr entrichtet sowie bei Erfolg eine Erfolgsbeteiligung, die sogenannte „success fee“.

In der öffentlichen Wahrnehmung stehen M&A-Transaktionen oft in der Kritik, da Erwerber in vielen Fällen strategische Ziele mit der Transaktion verbinden, die Restrukturierungen und damit oft Arbeitsplatzabbau notwendig machen. Umgekehrt wird in der Betriebswirtschaftslehre gerade diese Tatsache als Selbstheilungskraft des Marktes gesehen.

Die größten M&A-Transaktionen

Weltweit

Hier eine Aufstellung der weltweit größten M&A-Transaktionen, gemessen am Wert in US-Dollar, seit dem Jahr 2000:[1]

Rang Jahr Käufer Ziel Transaktionswert (in Mrd. USD)
1 2000 Fusion: America Online Inc. (AOL) Time Warner Inc. 164,747
2 2007 Royal Bank of Scotland plc, Banco Santander SA, Fortis NV ABN AMRO Holding NV 90,839
3 2000 Glaxo Wellcome Plc. SmithKline Beecham Plc. 75,961
4 2004 Royal Dutch Petroleum Co. Shell Transport & Trading Co 74,559
5 2006 AT&T Inc. BellSouth Corporation 72,671
6 2001 Comcast Corporation AT&T Broadband & Internet Svcs 72,041
7 2004 Sanofi-Synthélabo SA Aventis SA 60,243
8 2000 Spin-off: Nortel Networks Corporation 59,974
9 2002 Pfizer Inc. Pharmacia Corporation 59,515
10 2007 JPMorgan Chase & Co. Bank One Corp 58,761

Europa

Hier eine Aufstellung der größten M&A-Transaktionen in Europa, gemessen am Wert in US-Dollar, seit dem Jahr 2000:[1]

Rang Jahr Käufer Ziel Transaktionswert (in Mrd. USD)
1 2007 Royal Bank of Scotland plc, Banco Santander SA, Fortis NV ABN AMRO Holding NV 90,839
2 2000 Glaxo Wellcome Plc. SmithKline Beecham Plc. 75,961
3 2004 Royal Dutch Petroleum Co. Shell Transport & Trading Co. 74,559
4 2004 Sanofi-Synthélabo SA Aventis SA 60,243
5 2000 France Télécom SA Orange Plc. 45,967
6 2006 Suez SA Gaz de France SA 39,505
7 2006 Fusion: Banca Intesa SpA Sanpaolo IMI SpA 37,624
8 2006 Mittal Steel Company NV Arcelor SA 32,240
9 2005 Telefónica SA O2 Plc. 31,659
10 2006 Fusion: Statoil ASA Norsk Hydro ASA 30,793

Wichtige Übernahmen und Fusionen (2000 und vorher)

Platz Jahr Käufer Ziel Neu entstandenes Unternehmen Transaktionswert EUR/USD Typ
1 05/1998 Daimler-Benz Chrysler DaimlerChrysler 35 Mrd. Euro Fusion
2 xx/1998 Exxon Mobil Oil ExxonMobil 85 Mrd. $ (~ 55 Mrd. Euro) Übernahme
3 04/2000 Vodafone Mannesmann Vodafone 203 Mrd. $ (181,270 Mrd. Euro) Übernahme
4 xx/2000 AOL Time Warner Time Warner 182 Mrd. $ (~ 118 Mrd. Euro) Übernahme
5 xx/2000 Pfizer Warner-Lambert Pfizer 89 Mrd. $ (~ 57 Mrd. Euro) Übernahme

Ergebnisse

Studien zu M&A beziffern den Misserfolg auf rund 2/3 aller Transaktionen.[2] Allerdings stellt sich hier oft die Frage nach dem Erfolgskriterium. Die meisten Studien betrachten den Börsenkurs (sogenannte "Event Studies", bei denen die hypothetische abnormale Rendite der Börsenkursreaktionen in einem bestimmten Zeitfenster von meist 10 Tage vor und nach der Ankündigung der Transaktion berechnet wird) oder die Gewinn- und Verlustrechnung. Darüber hinaus gibt es noch Befragungen, Fallstudien und als Indikator, ob das Unternehmen später wieder verkauft wurde ("stay or sell"). Beispiele für Letzteres im deutschsprachigen Raum sind z.B. der Kauf der Dresdner Bank durch die Allianz und ein späterer Verkauf an die Commerzbank oder der Erwerb der Winterthur Versicherung durch die Credit Suisse und der spätere Verkauf an die AXA Versicherung (beides Beispiele für ein Scheitern des Allfinanzkonzepts) oder DaimlerChrysler und die spätere Abspaltung und Verkauf. Für eine Vielzahl von Unternehmen und M&A Transaktionen sind jedoch weder Börsenkurse noch Finanzabschlüsse verfügbar, weil diese entweder nicht börsennotiert oder deren Geschäftszahlen nicht veröffentlichungspflichtig sind (vgl. zu einem umfangreichen Überblick über Erfolgsstudien und eine großzahlige Erhebung mit deutscher Beteiligung [3].)

Die Erfolge von M&A sind oft geringer als erwartet, da entweder schon die strategischen Überlegungen fehlgeleitet sind, zu hohe Kaufpreise bezahlt werden oder sich die erhofften Kosten- und Wertsynergien (z.B. Skaleneffekte) nicht einstellen bzw. durch Integrations- und Koordinationskosten überkompensiert werden.[4] Die potenziellen Synergien werden meist sehr ambitioniert ausgelegt, um die bezahlte Prämie (Differenz zwischen Marktwert und Kaufpreis) zu rechtfertigen.

Erfolgsstudien zum Thema M&A berücksichtigen häufig nur eine Dimension von M&A. Thomas Straub in "Reasons for Frequent Failure in Mergers and Acquisitions - A Comprehensive Analysis", 2007, untersucht in einer umfassenden Studie den Einfluss von mehreren Dimensionen (Strategische Logik, Integrationsaspekte sowie finanzielle Aspekte/Preis) auf das Scheitern von M&A. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass alle drei dieser Dimensionen einen signifikanten Einfluss auf den Erfolg von M&A aufweisen.[5]

Aktuelle Entwicklung

Zwischen 2007 und 2010 stagnierte die Zahl der Transaktionen aufgrund der großen Weltwirtschafts- und Finanzkrise und deren Nachwehen. Seit 2010 steigt die Zahl von Transaktionen in Europa wieder deutlich an. Dieses Wachstum ist vor allem russischen Investoren zu verdanken, die an 4/5 aller Mergers & Acquisitions-Tranaktionen als Käufer in Mittel- und Osteuropa beteiligt waren. In Südosteuropa schwankt die Zahl von Transaktionen und kann keine signifikante Steigerung verzeichnen. Besonders gefragte Branchen für M&A-Transaktionen im Jahr 2010 waren die Medien- und Unterhaltungsbranche sowie die Produktion von Basiskonsumgütern.[6]

Literatur

  • Gerhard Picot: Unternehmenskauf und Restrukturierung - Handbuch zum Wirtschaftsrecht, 3. Auflage, C.H. Beck Verlag, München 2004, ISBN 3-4065-1464-2
  • Ralf Ek, Philipp von Hoyenberg: Unternehmenskauf und -verkauf, Beck-Rechtsberater im dtv, 1. Auflage, 2006, ISBN 3-406-54707-9 (C.H. Beck)

Fußnoten

  1. a b M&A-Statistiken beim Institute of Mergers, Acquisitions and Alliances (IMAA)
  2. Neue Zürcher Zeitung: Jetzt Firmen kaufen! vom 26. Mai 2008
  3. Jansen, Stephan A. "Management von Unternehmenszusammenschlüssen", 2004
  4. „Übernahmen vernichten Wert“, in Handelsblatt Unternehmen und Märkte, 3. Mai 2006, S. 17
  5. Thomas Straub: Reasons for Frequent Failure in Mergers and Acquisitions - A Comprehensive Analysis, Deutscher Universitäts Verlag (DUV), Gabler Wissenschaft, 2007, ISBN 978-3-8350-0844-1
  6. M&A-Activities in CEE/SEE in 2010 - Waiting for the next growth, Studie von Roland Berger Strategy Consultants

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mergers and Acquisitions — Die Artikel Fusion (Wirtschaft), Unternehmensübernahme, M A und Unternehmenskauf überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Mergers and acquisitions — Die Artikel Fusion (Wirtschaft), Unternehmensübernahme, M A und Unternehmenskauf überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Mergers & Acquisitions — Die Artikel Fusion (Wirtschaft), Unternehmensübernahme, M A und Unternehmenskauf überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese… …   Deutsch Wikipedia

  • List of acquisitions by Google — Google s logo Google is a computer software and a web search engine company. Each acquisition listed is for the respective company in its entirety, unless otherwise specified. The acquisition date listed is the date of the agreement between… …   Wikipedia

  • Computers and Information Systems — ▪ 2009 Introduction Smartphone: The New Computer.       The market for the smartphone in reality a handheld computer for Web browsing, e mail, music, and video that was integrated with a cellular telephone continued to grow in 2008. According to… …   Universalium

  • Unternehmensfusion — Eine Fusion ist ein Zusammenschluss oder Verschmelzung von zwei oder mehreren Unternehmen zu einem einzigen Unternehmen. Inhaltsverzeichnis 1 Sprachgebrauch und Terminologie 2 Rechtliche Grundlage 3 Siehe auch 4 Literatur 5 …   Deutsch Wikipedia

  • LL.M. — LL.M. (lat. Legum Magister, wobei LL. die lateinische Abkürzung für den Plural „Rechte“ ist) ist die Abkürzung für den akademischen Grad eines (engl.) Master of Laws (zu deutsch: Meister der Rechte). Dieser Postgraduierten Abschluss kann von… …   Deutsch Wikipedia

  • LL.M. oec. — LL.M. (lat. Legum Magister, wobei LL. die lateinische Abkürzung für den Plural „Rechte“ ist) ist die Abkürzung für den akademischen Grad eines (engl.) Master of Laws (zu deutsch: Meister der Rechte). Dieser Postgraduierten Abschluss kann von… …   Deutsch Wikipedia

  • Magister des Wirtschaftsrechts — LL.M. (lat. Legum Magister, wobei LL. die lateinische Abkürzung für den Plural „Rechte“ ist) ist die Abkürzung für den akademischen Grad eines (engl.) Master of Laws (zu deutsch: Meister der Rechte). Dieser Postgraduierten Abschluss kann von… …   Deutsch Wikipedia

  • Master of Comparative Jurisprudence — LL.M. (lat. Legum Magister, wobei LL. die lateinische Abkürzung für den Plural „Rechte“ ist) ist die Abkürzung für den akademischen Grad eines (engl.) Master of Laws (zu deutsch: Meister der Rechte). Dieser Postgraduierten Abschluss kann von… …   Deutsch Wikipedia

  • Master of Law — LL.M. (lat. Legum Magister, wobei LL. die lateinische Abkürzung für den Plural „Rechte“ ist) ist die Abkürzung für den akademischen Grad eines (engl.) Master of Laws (zu deutsch: Meister der Rechte). Dieser Postgraduierten Abschluss kann von… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”