Alfred Junge

Alfred Junge

Alfred Junge (* 29. Januar 1886 in Görlitz; † 21. Juli 1964 in Bad Kissingen[1]) war ein deutscher Filmarchitekt mit herausragender Karriere beim britischen Film.

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge in Deutschland

Junge hatte 18jährig als Schauspieler am Stadttheater seiner Heimatstadt Görlitz begonnen und spielte in der Folgezeit an Provinzbühnen (so zum Beispiel in Oberschlesien, wo er rund um das Jahr 1908 sein Domizil in Beuthen aufgeschlagen hatte). Nach Kunststudien in Italien kam Junge nach Berlin, wo er als Bühnenbildner an der dortigen Staatsoper und am Staatstheater arbeitete. 1920 stieß er zum Film. Dort assistierte Junge zunächst dem erfahrenen Architekten-Kollegen Paul Leni, ab 1923 zeichnete er als Chefarchitekt selbst verantwortlich.

Ein früher Förderer Alfred Junges wurde der Regisseur E. A. Dupont, für den der Görlitzer unter anderem die Bauten zu dessen berühmtestem Film Variété entwarf. Daneben war er vor allem für die Regisseure Hans Steinhoff und Erich Waschneck aktiv. Dupont und Junge gingen Ende 1927 nach England, um zwei Filme („Moulin Rouge“ und „Nachtwelt“) umzusetzen. Im Anschluss daran kehrten beide wieder nach Berlin zurück. Zwei weitere England-Engagements brachte das Team 1930 erneut auf die Britischen Inseln. Die dort entstandenen Kontakte führten 1932 zu Junges Entschluss, sich in London niederzulassen.

Die Erfolge in England

Er fand sofort Anschluss an die britische Filmindustrie und arbeitete zunächst für die Firma Gaumont. Neben zahlreichen schwächeren Filmen designte Junge auch mehrmals die Kulissen für Alfred Hitchcock (dessen Nebenwerk Waltzes from Vienna und die frühen Thriller Der Mann, der zuviel wußte und Jung und unschuldig). Mit dem betulichen Abenteuerstoff „King Solomon‘s Mines“, der vorlagegerechten Adaption von A. J. Cronins sozialkritischem Roman Die Zitadelle und der vielbeachteten, gefeierten Lehrer-Biographie Auf Wiedersehen, Mr. Chips arbeitete sich Junge an die Spitze britischer Filmarchitekten.

1942 begann eine überaus erfolgreiche Kooperation mit dem Regie- und Produktions-Duo Michael Powell (mit dem er bereits im Jahrzehnt zuvor erstmals zusammengearbeitet hatte) und Emeric Pressburger, für das Alfred Junge in den kommenden vier Jahren einige der vorzüglichsten Farbfilm-Großproduktionen dieses Jahrzehnts ausstattete. Vor allem seine Dekorationen zu dem romantischen Fantasy-Märchen Irrtum im Jenseits -- besonders erwähnenswert: die Himmel-Sequenzen, die Junge mit seinem Landsmann Hein Heckroth entwarf -- und das im Himalaya-Gebirge in Nordindien angesiedelte Nonnen- und Schuldrama Schwarze Narzisse, für die er mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, gehörten zu den Spitzenleistungen britischer Filmarchitektur der 40er Jahre.

Nach der Auszeichnung mit dem Akademiepreis benannte die amerikanische Filmgesellschaft MGM Junge zum Leiter der Design-Abteilung ihrer britischen Dependance. In dieser Eigenschaft überwachte er in den kommenden Jahren alle in Großbritannien gedrehten MGM-Produktionen in Bezug auf ihre künstlerische Gestaltung. Seine besten Spätwerke als Szenenbildner umfassten vor allem historische Stoffe, allen voran die beiden prunkvollen Ritterfilme Ivanhoe und Die Ritter der Tafelrunde mit Robert Taylor in der jeweiligen Hauptrolle. Nach dem kommerziellen Misserfolg des als Comeback von David O. Selznick konzipierten, überaus kostspieligen und ambitionierten Hemingway-Remakes In einem anderen Land zog sich Junge 1957 im Alter von 71 Jahren aus dem Filmgeschäft zurück.

Filmografie

  • 1923: Die grüne Manuela
  • 1923: Das alte Gesetz
  • 1924: Mensch gegen Mensch
  • 1924: Der Mann um Mitternacht
  • 1924: Die Kleine aus der Konfektion
  • 1925: Athleten
  • 1925: Sündenbabel
  • 1925: Ein Lebenskünstler
  • 1926: Die Tragödie eines Verlorenen
  • 1926: Spitzen
  • 1926: Liebeshandel
  • 1926: Brennende Grenze
  • 1927: Mata Hari
  • 1927: Regine, die Tragödie einer Frau
  • 1928: Moulin Rouge (Moulin Rouge)
  • 1928: Piccadilly – Nachtwelt
  • 1928: Die Carmen von St. Pauli
  • 1929: Der Günstling von Schönbrunn
  • 1929: Die Drei um Edith
  • 1929: Ich lebe für Dich
  • 1930: Zwei Welten
  • 1930: Menschen im Käfig
  • 1930: Ariane
  • 1931: Salto mortale
  • 1931: Marius (Marius)
  • 1931: Die Nächte von Port Said
  • 1932: Teilnehmer antwortet nicht
  • 1932: Acht Mädels im Boot
  • 1932: After the Ball
  • 1932: The Midshipmaid
  • 1932: The Good Companions
  • 1933: Sleeping Car
  • 1933: Ich war ein Spion (I Was a Spy)
  • 1933: Waltz Time
  • 1933: Jack Ahoy
  • 1933: The Constant Nymph
  • 1933: Waltzes from Vienna
  • 1933: Sensation in London (Evergreen)
  • 1934: Wild Boy
  • 1934: Evensong
  • 1934: Der Mann, der zuviel wußte

Anmerkung

  1. der oftmals zu lesende Todesort London wie auch die anderslautenden Sterbedaten Junges sind unzutreffend. Filmhistoriker Kay Weniger bestätigt sowohl das oben genannte Todesdatum als auch den Sterbeort; beides wurde ihm von Bad Kissingen mitgeteilt

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Alfred Junge — est un chef décorateur et directeur artistique d origine allemande, né à Görlitz (Allemagne) le 29 janvier 1886, décédé à Londres (Angleterre, Royaume Uni) le 16 juillet 1964. Sommaire 1 Biographie …   Wikipédia en Français

  • Alfred Junge — German born production designer Alfred Junge (1886 1964) had wanted to be an artist from childhood. Dabbling in theatre in his teenage years he joined the Görlitz Stadttheater at eighteen and was involved in all areas of production. He worked in… …   Wikipedia

  • Junge (Begriffsklärung) — Junge bezeichnet: ein männliches Kind, siehe Junge ein Jungtier, siehe juvenil Junge ist der Familiennamen folgender Personen: Alfred Junge (1886–1964), deutscher Filmarchitekt Barbara Junge (* 1943; geborene Becher), deutsche… …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Hitchcock — Alfred Hitchcock, Fotografie von Jack Mitchell Sir Alfred Joseph Hitchcock, KBE,[1] (* 13. August 1899 in Leytonstone; † 29. April 1980 in Los Angeles) war ein britischer …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Lothar Wegener — Alfred Wegener, etwa 1925 Alfred Lothar Wegener (* 1. November 1880 in Berlin; † November 1930 in Grönland) war ein deutscher Meteorologe, Polar und Geowissenschaftler. Als sein wichtigster Beitrag zur Wissenschaft gilt seine erst postum… …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Wegener — um 1925 Alfred Lothar Wegener (* 1. November 1880 in Berlin; † November 1930 in Grönland) war ein deutscher Meteorologe, Polar und Geowissenschaftler. Als sein wichtigster Beitrag zur Wissenschaft gilt seine erst postum anerkannte Theorie der… …   Deutsch Wikipedia

  • Junge Freiheit — Beschreibung Wochenzeitung Sprache …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Szklarski — [ʃklarski] (* 21. Januar 1912 in Chicago; † 9. April 1992 in Kattowitz) war ein polnischer Schriftsteller. Er publizierte auch unter den Pseudonymen Alfred Bronowski, Fred Garland, Aleksander Gruda und Alfred Murawski. Leben und Schaffen Alfred… …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Lion — (* 21. April 1908 in Schöneberg; † 2. Februar 1987 in San Diego, Kalifornien) war einer der Gründer des Jazz Plattenlabels Blue Note, das heute einen fast legendären Ruf als Inbegriff des Jazzlabels genießt. Inhaltsverzeichnis 1 Jugend im Berlin… …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Matusche — (* 8. Oktober 1909 in Leipzig; † 31. Juli 1973 in Karl Marx Stadt) war ein deutscher Dramatiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Wirkung und Nachwelt …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”