Anna Emerentia von Reventlow

Anna Emerentia von Reventlow
Anna Emerentia Reventlow (1680-1753)

Anna Emerentia Gräfin von Reventlow (* 1680 auf Gut Hemmelmark; † 4. Februar 1753 in Uetersen) war eine deutsche Gräfin, Wohltäterin und Priorin des Klosters Uetersen.

Das gestiftete Kruzifix aus dem Jahre 1716

Leben

Sie war die Tochter des Landrates und Amtmanns in Flensburg Henning von Reventlow (1640–1705) und dessen Frau Margrethe geb. von Rumohr (1638–1705), Tochter des Grafen Heinrich von Rumohr (1600–1653) und dessen Ehefrau Ida geb. von Brockdorff (1600–1668). Anna Emerentia von Reventlow war von 1713 bis 1753 Priorin des Klosters Uetersen. Sie war die Nachfolgerin von Ida Hedwig von Brockdorff (1639–1713) und wurde am 13. Oktober 1713 zur Vorsteherin des Klosters erwählt, bei der sie sich selbst ihre eigene Stimme gab. Sie hatte einen überaus herrischen und streitbaren Charakter. Ihr erster Vorgesetzter während ihrer Amtszeit war Friedrich von Reventlow (1649–1728). Er war ihr Onkel und erster Propst von dreien, der streitbaren und selbstherrliche Priorin. Mit ihr in endlosen Streit verwickelt, trat er nach fast 30 Jahren von seinem Amt als Klosterpropst des Klosters in Uetersen zurück. Ihm folgte Heinrich von Reventlow (1678–1723), zweitet Propst von dreien, der streitbaren und selbstherrliche Priorin. Mit ihr auch im endlosen Streit und Prozessen verwickelt, trat er, wie sein Vorgänger Friedrich von Reventlow ebenfalls schon nach sieben Jahren von seinem Amt als Klosterpropst zurück. Dritter Propst ihrer Amtszeit war Benedikt von Ahlefeldt (1678–1757), er hatte als weltlicher Arm die Angelegenheiten und Rechte des Klosters im Namen der Priorin (nur nach außen) zu vertreten. Auch er hatte mit der zank- und herrschsüchtigen Priorin Anna Emerentia von Reventlow seine Schwierigkeiten, die „einen ausnehmend männlichen und gesetzten Charakter hatte“. Benedikt von Ahlefeldt erreichte durch seinen Charme, die selbstherrliche Priorin Anna Emerantia von Reventlow so zu überzeugen, dass seine Enkelin Metta von Oberg (1737–1794) als „Auswärtige“ „durch Belieben des Convents“ einen Klosterplatz erhielt und nach Entrichtung des Immatrikulations-Geldes von 125 Reichstaler Species am 26. März 1743 eingeschrieben wurde.

Anderseits war sie sehr sozial eingestellt und stiftete 1735 ein Armenhaus mit 16 Wohnungen und legte ein „Armenkapital“ von 11.000 Mark für Bedürftige an, das allerdings später durch Inflation und die Währungsreform aufgezehrt wurde. 1716 ließ sie den Chor der alten Klosterkirche auf ihre Kosten renovieren und stiftete ein barockes Kruzifix von über zwei Meter Höhe. Der Corpus und Schriftrolle sind vergoldet, und an den Kreuzenden sind Engelsköpfe aufgesetzt. Schon in Aufzeichnungen der alten Kirche wurde es als „großes vergüldetes Crucifix“ erwähnt. Heute hängt es an der Südwand der Empore der Klosterkirche Uetersen. Nach dem die alte Klosterkirche abgerissen war, wurde an fast der gleichen Stelle 1748/49 die neue Klosterkirche errichtet. Auch hier setzte sie sich, gegen den Willen von Benedikt von Ahlefeld, für den Bau eines überdachten Verbindungsganges zwischen Kirche und Kloster samt Treppenhaus zum Fräuleinchor ein, damit die Nonnen witterungsgeschützt und sicher den Chor erreichen konnten. Sie selbst kaufte sich eine Loge in der neuen Kirche und ließ diese mit ihrem Wappen schmücken. Bis heute ist diese Loge unverändert erhalten geblieben und ein besonderer Blickpunkt in der Kirche.

Sie verstarb am 14. Februar 1753 im Kloster Uetersen und wurde auf dem „Jungfernfriedhof“ beigesetzt. Ihre Grabplatte enthält eine umfangreiche Aufschrift mit dem Familienwappen der Reventlows. Die Aufschrift endet mit den Worten: „Die wohlselige Frau Priörin hat als ein immer währendes Denckmahl ihrer Mildthätigkeit gegen die Armen das Armenhaus alhier zu Ütersen Ao 1735 gestiftet und dasselbe mit ansehnlichen Legatis versorget welches von Ihro Mayestät König Friedrich dem Fünften allergnädigst confirmiret worden“.

Anna Emerentia von Reventlow gehört zu den wenigen Priorinnen des Klosters Uetersen, deren Wirken noch heute sichtbare Spuren hinterlassen hat.

Literatur

  • Johann Friedrich Camerer: Vermischte historisch-politische Nachrichten in Briefen von einigen merkwürdigen Gegenden der Herzogthümer Schleßwig und Hollstein, ihrer natürlichen Geschichte und andern seltenen Alterthümern Flensburg und Leipzig 1758–1762
  • Wilhelm Ehlers: Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg Verlag J. W. Groth Elmshorn 1922
  • Hans Ferdinand Bubbe Versuch einer Chronik der Stadt und des Klosters Uetersen Band 1 Kapitel I S. 39 und 56, C.D.C. Heydorns Verlag Uetersen 1932
  • Erwin Freytag: Liste der Pröbste und Priörinen an dem Zisterzienser Nonnenkloster und späteren Adliden Kloster zu Uetersen, Jahrbuch für den Kreis Pinneberg Beig Verlag Pinneberg 1970
  • Doris Meyn: Liste der Pröbste und Priörinen des Klosters Uetersen bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts (ZSHG 1976)
  • Elsa Plath-Langheinrich: Das Kloster am Uetersten End C.D.C. Heydorns Verlag 2008
  • Elsa Plath-Langheinrich: Kloster Uetersen in Holstein Wachholtz Verlag 2009

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