Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung

Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung

Der Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung wird von der Solbach-Freise-Stiftung für Zivilcourage mit Sitz in Bodenwerder einmal jährlich seit dem Jahre 1995 an Menschen vergeben, die sich zivilcouragiert verhalten und für mehr Gerechtigkeit eingesetzt haben. Der Preis richtet sich an Einzelpersonen oder Gruppen, wurde aber auch bereits geteilt vergeben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Dotierung

Preisgeberin ist die im Ruhestand befindliche Realschullehrerin Anne Solbach-Freise, die Ende der 1930er-Jahre geboren wurde und die in Bodenwerder in Niedersachsen lebt. Sie wurde Ende der 1960er-Jahre als Lehrerin in Lüdenscheid von ihrem damaligen Schulleiter gemobbt und später von der Schulbehörde mit sofortiger Wirkung pensioniert, wogegen sie erfolgreich klagte. Solbach-Freise wechselte dann die Schule, fühlte sich aber beschädigt und wurde depressiv. Neben ihrem Schuldienst engagierte sie sich unter anderem im Natur- und Umweltschutz und in der Friedensbewegung.[1]

1995 gründete Solbach-Freise eine private Stiftung für Zivilcourage und schrieb unter dem Motto „Demokratie wagen – Zivilcourage zeigen“ einen Preis aus, den sie jedes Jahr selbst vergibt und aus eigenen Mitteln finanziert. Motivation der Stifterin war und ist es, „Zivilcourage als Bürgertugend zu fördern und durch die Verleihung des Preises den mutigen Einsatz von Personen und Organisationen für Gerechtigkeit zu ehren“. Die nach der Stifterin benannte Solbach-Freise-Stiftung für Zivilcourage hat ihren Sitz in Bodenwerder, dem Heimatort von Solbach-Freise, wo auch jährlich der Preis bei einer Feier verliehen wird.[1][2]

Dem aus drei Personen bestehenden Stiftungsrat gehören die Konrektorin Gabriele Tudzynski-Ruhwedel, der Sozialpädagoge Dieter Schmidt und die Wissenschaftsjournalistin Antje Bultmann an.

Die Stifterin unterstützte seit Gründung der Stiftung vor allem Menschenrechtler und Atomkraftgegner sowie Kriegs- und Globalisierungsgegner.[3] Über die Stiftung und die Preisverleihungen wurde mehrmals in regionalen und überregionalen Medien berichtet, wie in Zeitungen und Zeitschriften sowie im Rundfunk und Fernsehen.[4]

Der Preis war anfangs mit einem Preisgeld von 5000 DM dotiert, später mit 4000 Euro und ab 2009 mit 5000 Euro.[1][5] Im Jahr 2010 erhöhte Solbach-Freise das Preisgeld auf 10.000 Euro; außerdem wurde der Preis erstmals an eine Organisation verliehen.[2][6]

Bisherige Preisträger

Hinweis: Die Angaben zum Wohnort und teils zum Beruf sowie zur Begründung der Preisvergabe beruhen jeweils auf den Bemerkungen auf der Website der Solbach-Freise-Stiftung bzw. sind an diese angelehnt.

Jahr Preisträger Wohnort,
ggf. Beruf
Begründung der Stiftung für die Preisvergabe
1995

Hermann Focke

Cloppenburg, Veterinär

Kämpft gegen quälende Tiertransporte quer durchs Land.

1996

Uwe Chrobrock

Hamburg, Polizeibeamter

Kämpft gegen unwürdige Behandlung von Flüchtlingen durch Kollegen.

1998

Conrad Link

?, Bayern

Für seinen Widerstand gegen Atomkraft und Rüstungsindustrie.

1999

Erika Drees

Stendal

Setzt sich gegen Menschenrechtsverletzungen (schon in der DDR) ein, sowie gegen Atomwaffen und Rüstungsindustrie.

2000

Axel Köhler-Schnura

Düsseldorf

Ist weltweiter Leiter der „Coordination gegen BAYER-Gefahren“.

2001

Gregor Böckermann

Frankfurt

Bekämpft die kapitalistische Globalisierung und gehört zur „Initiative Ordensleute für den Frieden“.

2002

Bernhard Nolz

Siegen,
Lehrer

Kämpft gegen Kriegseinsätze der USA – Vorsitzender der „Pädagogen für den Frieden“, Gründer des Siegener „Zentrums für Friedenskultur“.

2003

Gertrud Becker

Nordenham

Für 35 Jahre Kampf gegen die Vergiftungen (Blei/Zink, Radioaktivität) in ihrer Heimat.

2004

Traute Kirsch, Susanne Kamien

Beverungen bzw. Lüchow

Für ihren jahrzehntelangen Widerstand gegen Atomkraftwerke in ihrer Heimat.

2005

José Bové

Millau, Frankreich

Für seinen jahrzehntelangen Kampf für gesunde Lebensmittel und besonders für seine weltweiten Aktivitäten gegen Agrogentechnik.

2006

Siegwart Horst Günther

St. Peter-Ording

Für seinen Einsatz zur Öffentlichmachung der Folgen von Munition aus abgereichertem Uran (depleted uranium, DU) im Irak und auf dem Balkan.

2007

Peter Binz

Trier

Er hat sich viele Jahre lang für Umweltgift-Geschädigte eingesetzt – gegen alle Angriffe von Wirtschaft, Behörden oder Kollegen.

2008

Friedrich Mülln

München

Für seinen langjährigen mutigen Einsatz gegen Massentierhaltung und andere Tierquälereien.

2009

Jürgen Grässlin

Freiburg

Für 25 Jahre wagemutigen Widerstand gegen die deutsche Rüstungsindustrie.

2010

urgewald e. V.

Sassenberg

Anwalt für Umwelt und Menschenrechte. Einsatz gegen Konzerne und Banken, die Kredite für ungerechte und umweltschädliche Projekte vergeben.

Literatur

  • Wolfgang Keim (Red.): Kritik der Transformation. Erziehungswissenschaft im vereinigten Deutschland. Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-50913-8, S. 377. (Jahrbuch für Pädagogik, 2002)
  • Bernhard Nolz: Institution and Movement. On the Situation of „Peace Education“ in Germany. In: Werner Wintersteiner et. al. (Hrsg.): Peace education in Europe. Visions and experiences. Waxmann Verlag, Münster 2003, ISBN 3-8309-1260-9, S. 187. (European studies in education, Bd. 19; englisch)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Melanie Mühl, Marcus Jauer: Zivilcourage. Der entscheidende Moment. In: FAZ, 16. November 2009. (Aufgerufen am 13. Dezember 2010.)
  2. a b Preis für Zivilcourage geht an urgewald. In: Westfälische Nachrichten, 8. November 2010. (Aufgerufen am 13. Dezember 2010.)
  3. Andreas Schwarzkopf: Häufig gegen den Strom. In: Frankfurter Rundschau, 14. November 2009. (Aufgerufen am 14. Dezember 2010.)
  4. Berichterstattungen erfolgten zum Beispiel u. a. im Schweizer Magazin Zeitpunkt (2007); in der Fachzeitschrift umwelt-medizin-gesellschaft (2009); in den überregionalen deutschen Tageszeitungen FAZ, Frankfurter Rundschau und taz (jeweils 2009); in der digitalen Wochenzeitung Glocalist Review und in der umweltpolitischen Monatszeitschrift umwelt aktuell (jeweils 2010); im Lokalsender Radio Aktiv (2009); sowie in mehreren regionalen Tageszeitungen, wie beispielsweise alleine im November 2010 in: Deister- und Weserzeitung, Pyrmonter Nachrichten und Westfälische Nachrichten. (Jeweils aufgerufen am 19. Dezember 2010.)
  5. (saw): „Wer so starke Feinde hat, der muss ein mutiger Mensch sein“. In: Deister- und Weserzeitung, 15. November 2009. (Aufgerufen am 14. Dezember 2010.)
  6. (saw): Bodenwerder. „Es reicht nicht, einfach nur dagegen zu sein“. In: Deister- und Weserzeitung, 7. November 2010. (Aufgerufen am 13. Dezember 2010.)

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