Axel Köhler-Schnura

Axel Köhler-Schnura

Axel Köhler-Schnura (* April 1949 in Hof als Axel Köhler) ist ein deutscher Betriebswirt, Unternehmer, Autor und Journalist sowie Umwelt- und sozialpolitischer Aktivist und Konzernkritiker mit internationalem Wirkungsfeld. Bekannt wurde er insbesondere durch sein Engagement bei der internationalen Coordination gegen BAYER-Gefahren und beim Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ausbildung, Beruf, Familie

Axel Köhler-Schnura engagiert sich seit früher Jugend in der DKP.[1] Er studierte Betriebswirtschaftslehre (BWL), Soziologie und Informatik in Regensburg sowie verschiedene Sprachen und schloss das BWL-Studium 1976 als Diplom-Kaufmann ab. Danach arbeitete er in einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Thema „Arbeiterbewusstsein“ und schloss 1978 sein Soziologie-Studium mit dem Vordiplom ab. Anschließend arbeitete er bis 1988 in mehreren Unternehmen, zuletzt in der Geschäftsleitung eines Großbetriebs der polygrafischen Industrie. Außerdem publizierte er zu Umwelt- und Wirtschaftsthemen. Seit 1988 ist er mit zwei eigenen, ökologisch ausgerichteten Firmen als selbstständiger Unternehmer tätig.[2]

Axel Köhler-Schnura lebt in Düsseldorf. Er ist verheiratet und hat vier Kinder, von denen eines früh gestorben ist.[3]

Ehrenamtliches Engagement als Konzernkritiker

Köhler-Schnura, der damals in Wuppertal wohnte, gehörte 1978 zu den Gründern der Anwohnerinitiative Wuppertaler Bürgerinitiative gegen BAYER-Umweltgefährdung, die als Reaktion auf größere Störfälle im dortigen Bayer-Werk entstand, und ist seitdem als Kritiker des BAYER-Konzerns aktiv.[4] Nach einer Explosion im Dormagener Bayer-Werk im Jahr 1979 begann die Initiative sich zunächst überregional in Deutschland und ab 1980 auch international zu vernetzen. 1983 war Köhler-Schnura maßgeblich beteiligt an der Gründung der Coordination gegen BAYER-Gefahren e. V. (CBG), die er seitdem ehrenamtlich als Vorstand vertritt und die sich zu einem weltweit agierenden und bekannten Aktionsbündnis für Umweltschutz und soziale Anliegen entwickelte. Die Kampagnen der CBG richteten und richten sich am Beispiel des multinationalen Chemie-, Pharma- und Gentechnik-Unternehmens Bayer weltweit gegen die ökologischen, sozialen und politischen Ausflüsse von Konzernmacht allgemein.[5][6]

Bereits seit 1982 war und ist die Initiative bzw. die CBG auf den jährlichen Aktionärsversammlungen der Bayer AG präsent. In diesem Rahmen kritisierte und kritisiert Köhler-Schnura den Konzern regelmäßig und warf ihm „Profitgier“ vor.[7][8][9] Die CGB gibt seit 1983 unter anderem das vierteljährlich erscheinende Magazin Stichwort BAYER heraus, bei dem Köhler-Schnura ehrenamtlich als Redakteur tätig ist.[5]

1986 rief er zusammen mit Henry Mathews und Helmut Paschlau den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre ins Leben. Dieser Verband, bei dem Köhler-Schnura von 1986 bis 1991 und von 1997 bis 2000 im Vorstand tätig war,[10][11] nutzte – ähnlich wie viele Aktionsgruppen in der angelsächsischen Welt – die Bestimmungen des Aktienrechts, um soziale, ökologische und menschenrechtliche Verfehlungen von Konzernen und Banken anzuklagen.[12][13]

Aktiv war Köhler-Schnura ab 1985 auch im Hinblick auf die I.G. Farben. Zusammen mit Opfer-Verbänden und antifaschistischen Organisationen gründete Köhler-Schnura ein Aktionsbündnis und besuchte regelmäßig die Aktionärsversammlungen der I.G. Farben, wo er sich für deren sofortige Auflösung und für eine Entschädigung der während der NS-Zeit dort beschäftigten Zwangsarbeiter einsetzte.[10][11][14]

Sonstiges ehrenamtliches Engagement

Seit Ende der 1970er-Jahre engagiert Köhler-Schnura sich auch ehrenamtlich in der Ökologiebewegung und in anderen sozialen Bewegungen. Er war an der 1978 erfolgten Gründung der linken Tageszeitung taz beteiligt und gehörte in den 1980er-Jahren zu den Mitgründern der Ökobank eG.[1] Bei Gründung und Aufbau des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und des Pestizid-Aktionsnetzwerkes (PAN) war er wesentlich beteiligt. Außerdem engagierte sich unter anderem im Vorstand der Edition „Kunst gegen Konzerne“, der internationalen Stiftung ethecon – Ethik & Ökonomie (2004 Gründungsstifter), des Vereins Mensch-Tier-Umwelt e. V., des Luxemburg-Liebknecht-Fonds (2005 Mitgründer) und des bankunabhängigen Solidar-Sparfonds ProSolidar e. V. (früher Umweltfonds e. V.; 1994 Mitgründer).[2][3]

Er gehörte dem deutschen Koordinierungskreis des Europäischen Sozialforums (ESF) an und war von 1999 bis 2003 jeweils verantwortlich für den Bereich „Multinationale Konzerne“ beim ersten ESF 2002 in Florenz und beim zweiten ESF 2003 in Paris.[2]

Auszeichnungen

Publikationen (Auswahl)

Autorenschaft

  • Konturen bundesdeutscher Rohstoffpolitik. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1983, ISBN 3-602-24713-9. (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialpolitik, Nr. 113)
  • Islam – Leitbilder der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Al-Kitab-Verlag, Köln 1981, ISBN 3-88794-001-6. (Reihe Islamische Gesellschaft)
  • Die Seerechtskonferenz. Eine Problemanalyse. 2. Auflage. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1981, ISBN 3-602-24791-0. (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialpolitik, Nr. 91)
  • Grundlagen der Umwelttheorien. Eine kritische Beurteilung. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1980, ISBN 3-88054-519-7. (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialpolitik, Nr. 77)
  • Umweltschutz und Marktwirtschaft. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1979, ISBN 3-88054-334-8. (Curriculum soziale Marktwirtschaft, Baustein 9)
  • Auflagen als Instrument der Umweltpolitik. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1978, ISBN 3-88054-146-9. (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialpolitik, Nr. 56; mit: Klaus Robert Kabelitz)
  • Abgaben als Instrument der Umweltschutzpolitik. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1977, ISBN 3-88054-134-5. (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialpolitik, Nr. 43; mit: Klaus Robert Kabelitz)

Redaktionelle Bearbeitung

  • BAYER macht Kasse. Berichte über die Geschäfte des BAYER-Konzerns. 1. Auflage. Hrsg.: Coordination gegen BAYER-Gefahren, Schmetterling-Verlag Stuttgart 1991, ISBN 3-926369-41-8. (Mit: Achim Schmottlach)

Herausgeberschaft

  • Alternativer Geschäftsbericht zum BAYER-Konzern. Kritische BAYER-Aktionäre. 1. Auflage. Hrsg.: Internationale Coordinationsstelle – Aktiv gegen BAYER-Umweltgefährdung e. V., Weltkreis-Verlag, Dortmund 1985, ISBN 3-88142-355-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Kurzbiografie von Axel Köhler-Schnura auf der Website der OekoGeno eG. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  2. a b c Kurzbiografie von Axel Köhler-Schnura auf der Website des Sparfonds ProSolidar e. V.. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  3. a b Vita Axel Köhler-Schnura auf der Website der Stiftung ethecon – Ethik & Ökonomie. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  4. Vgl. 20 Jahre CGB. In: Stichwort BAYER, Heft 02/1998. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  5. a b Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Interview mit Axel Köhler-Schnura in der NRhZ-Online – Neuen Rheinischen Zeitung, 25. August 2005. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  6. Andrea Hösch: Bayer-Watch. In: greenpeace magazin, Ausgabe 6.09. (Aufgerufen am 6. Januar 2011.)
  7. Vgl. BAYER Hauptversammlungen auf der Website der Coordination gegen BAYER-Gefahren. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  8. Michael Schmidt-Klingenberg: Sie wollen unsere Heimat kaputtmachen. In: Der Spiegel, Nr. 35/1988 vom 29. August 1988, S. 100–103. (PDF-Format; aufgerufen am 6. Januar 2011.)
  9. Unter Druck gesetzt. In: Der Spiegel, Nr. 4/1992 vom 20. Januar 1992, S. 107, 110, 112. (PDF-Format; aufgerufen am 6. Januar 2011.)
  10. a b Vgl. Anhang zum Jahresbericht 2000 des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre (PDF-Datei; aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  11. a b Vgl. Anhang zum Jahresbericht 2001 des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre (PDF-Datei; aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  12. Vgl. Aktuelle Website des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  13. Vgl. Alte Website des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  14. Peter Nowak: Kein Aus für IG Farben. In: taz, 19. Dezember 2002. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  15. Pressemitteilung: Kritische Aktionäre verleihen Henry Mathews Preis an Axel Köhler-Schnura und die Coordination gegen BAYER-Gefahren. leverkusen.com (22. September 2011). Abgerufen am 23. Oktober 2011.

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