Arnold Reimann

Arnold Reimann

Arnold Friedrich Siegfried Reimann (* 10. Oktober 1870 in Bütow; † 2. Juni 1938) war ein Berliner Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte sowie Stadtschulrat. Er trat für einen stark nationalistischen Geschichtsunterricht ein und war führend bei der Integration des Schulfaches im Geist des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reimann wurde 1900 in Berlin über das Thema seiner Dissertation, der Nürnberger Humanistenfamilie Pirckheimer[1], promoviert. Ab 1904 unterrichtete er am Luisenstädtischem Gymnasium, 1915 wurde er Schulrat, in der Revolution 1918/19 als Mitglied der DNVP jedoch nicht als Schulrat bestätigt und amtierte ab 1922 als Schulleiter des angesehenen Gymnasium zum Grauen Kloster bis zum 1. April 1933, als er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand trat. Er publizierte zahlreiche Schulbücher für den Geschichts- und Deutschunterricht.[2] Dabei unterstützte er zeitlose Heldenverehrung für antike Kriegstaten, so für die Schlacht an den Thermopylen[3], und die Revision des Versailler Vertrages.[4] Seine Geschichtsbücher wurden aber lange nicht in Preußen zugelassen, da sie zu nationalistisch waren. Sein Widersacher war der Leiter der Zulassungskommission im preußischen Kultusministerium Siegfried Kawerau. Ab 1933 änderte er die Bücher im Sinne der neuen Machthaber, allerdings zu zaghaft, so dass er 1935 in Ungnade fiel. Vorher hatte ihn Martin Löpelmann, ein altes NSDAP-Mitglied im Reichserziehungsministerium, noch gestützt.

Von 1923 bis 1934 war er Vorsitzender im Verband der Geschichtslehrer Deutschlands, ab Juni 1933 satzungswidrig,[5] und betrieb willfährig die Gleichschaltung des Verbandes in den NS-Lehrerbund, wurde dort aber von Moritz Edelmann verdrängt.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam Reimanns Schrift Hindenburg und Ludendorff (Oestergaard, Berlin 1936) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur.[6]

Schriften (Auswahl)

  • Pirckheimer-Studien I+II, Diss. Berlin 1900
  • Geschichtswerk für höhere Schulen, Neunteilige Ausgabe, München-Berlin 1925-1931
  • Hindenburg und Ludendorff, Berlin 1936
  • Die älteren Pirckheimer. Geschichte eines Nürnberger Patriziergeschlechtes im Zeitalter des Frühhumanismus (bis 1501). Hg. aus dem Nachlaß v. Hans Rupprich, Leipzig 1944

Literatur

  • Agnes Blänsdorf: Lehrwerke für Geschichtsunterricht an Höheren Schulen 1933-1945. Autoren und Verlage unter den Bedingungen des Nationalsozialismus; in: Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften, Bd. I, hg. v. Hartmut Lehmann, Otto Gerhard Oexle, Göttingen 2004, S. 273-370, spez. zu Reimann S. 348 ff
  • Wolfgang Hasberg/Manfred Seidenfuß (Hrsg.): Geschichtsdidaktiker im Griff des Nationalsozialismus. Münster 2005 (=Geschichtsdidaktik in Vergangenheit und Gegenwart 2)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Briefedition zu Willibald Pirckheimer
  2. Agnes Blänsdorf: Lehrwerke für Geschichtsunterricht, in: Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften, Bd. I, hg.Hartmut Lehmann, Otto Gerhard Oexle, Göttingen 2004, S. 350 online-Fassung
  3. Anuschka Albertz: Exemplarisches Heldentum
  4. http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/Kriegserfahrungen/bendick.pdf Bendick: Schulbuchkarte von 1926, S. 408.
  5. Rolf Ballof: Geschichte des Verbandes
  6. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-q.html

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