Aribert Reimann

Aribert Reimann
Aribert Reimann, September 2010

Aribert Reimann (* 4. März 1936 in Berlin) ist ein deutscher Pianist und Komponist und Musikwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bereits als Zehnjähriger komponierte Reimann erste Klavierlieder. Nach dem Abitur nahm er eine Tätigkeit als Korrepetitor an der Städtischen Oper Berlin auf. Außerdem begann er das Studium in den Fächern Komposition, Kontrapunkt und Klavier (unter anderem bei Boris Blacher und Ernst Pepping) an der Hochschule für Musik Berlin. Bereits 1958 ging Reimann zum Musikwissenschaftsstudium an die Universität Wien. Ende der fünfziger Jahre folgten zudem erste Auftritte als Pianist und Liedbegleiter. Anfang der siebziger Jahre wurde Reimann Mitglied der Akademie der Künste (Berlin). In der Zeit von 1983 bis 1998 übernahm er eine Professur an der Hochschule der Künste Berlin im Fachgebiet Zeitgenössisches Lied. Reimann schrieb Kammermusik, Orchesterwerke sowie breit gefächerte Vokalmusikwerke vom unbegleiteten Sologesang bis zur Chorsinfonik und wurde so zu einem bedeutenden Komponisten der Gegenwart.

Den Anfang seiner Karriere markierten Kooperationen Aribert Reimanns mit Günter Grass für das Ballett[1]. Die Zusammenarbeit kam auf Vermittlung des Tänzers und Choreografen Marcel Luipart zustande. Nach einem Libretto von Grass komponierte Reimann die Handlungsballette Stoffreste (1959) und Die Vogelscheuchen (1970). Zudem vertonte Aribert Reimann 1966 das Gedicht März von Günter Grass für Sprechstimme und Flöte. In erster Linie hat sich Reimann als Komponist wichtiger (Literatur-)Opern hervorgetan: Mit Ein Traumspiel nach August Strindberg, das 1965 uraufgeführt wurde, begann Reimanns erfolgreiche Arbeit als Opernkomponist. Melusine, (1971 Schwetzinger Festspiele), Lear (1978 Bayerische Staatsoper) nach William Shakespeare, Die Gespenstersonate ebenfalls nach August Strindberg (1983 Berlin), Troades nach dem Schauspiel des Euripides in der Fassung von Franz Werfel (1986 München), Das Schloss nach dem Roman von Franz Kafka (1992 Berlin), Bernarda Albas Haus nach Federico García Lorca (2000 München) und zuletzt Medea nach dem gleichnamigen dritten Teil der Trilogie Das goldene Vlies von Franz Grillparzer[2] (2010 Wien) haben den Rang Reimanns als einen der führenden deutschen Opernkomponisten nachhaltig gefestigt.

Reimann wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland sowie mit dem Verdienstorden des Landes Berlin. 2011 wurde ihm der Ernst von Siemens Musikpreis für sein Lebenswerk zugesprochen.[3]

Auf Einladung von Walter Fink war er 1997 der siebte Komponist im jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival.

Das dem zeitgenössischen Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann gewidmete Werk Cantus für Klarinette und Orchester wurde am 13. Januar 2006 im großen Sendesaal des WDR in Köln uraufgeführt. Inspiriert wurde Reimann zu diesem Werk durch die Kompositionen für Klarinette von Claude Debussy. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Auszeichnungen

Ausgewählte Werke

  • Orchesterwerke
    • Sinfonie nach der Oper "Ein Traumspiel" (1964)
    • Rondes für Streichorchester (1967)
    • Loqui (1969)
    • Variationen (1975)
    • Sieben Fragmente für Orchester in memoriam Robert Schumann (1988)
    • Neun Stücke (1993)
    • Konzert für Violine und Orchester (1995/96)
    • SPIRALAT HALOM, Traumspiralen (2002)
    • Nahe Ferne, Momente zu Ludwig van Beethovens Klavierstück in B-Dur (2002/03)
    • Zeit-Inseln (2004)
    • Cantus für Klarinette und Orchester (2006)
  • Orchesterwerke mit Gesang
    • Ein Totentanz, Suite für Bariton und Kammerorchester (1960)
    • Hölderlin-Fragmente für Sopran und Orchester (1963)
    • Verrà la morte, Kantate nach Cesare Pavese für Soli (Sopran, Tenor, Bariton), zwei gemischte Chöre und Orchester (1966)
    • Inane, Monolog für Sopran und Orchester (1968)
    • Fragmente aus der Oper "Melusine" (1970)
    • Zyklus nach Texten aus dem Gedichtband Atemwende von Paul Celan für Bariton und Orchester (1971)
    • Lines für Sopran und Kammerstreichorchester (1973)
    • Wolkenloses Christfest, Requiem für Bariton, Violoncello und Orchester (1974)
    • Fragmente aus "Lear" für Bariton und Orchester (1976/78)
    • Chacun sa chimère, Poème visuel von Charles Baudelaire für Tenor und Orchester (1981)
    • Drei Lieder nach Gedichten von Edgar Allan Poe für Sopran und Orchester (1980/82)
    • Finite Infinity nach Gedichten von Emily Dickinson für Sopran und Orchester (1994/95)
    • KUMI ORI für Bariton und Orchester (1999)
    • Tarde für Sopran und Orchester (2003)
  • Vokalmusik
    • März für Sprecher und Bassflöte (1966), UA 30. Juli 1966 Biswil (CH), Alte Kirche (Günter Grass, Sprecher; Aurèle Nicolet, Flöte)
    • Entsorgt für Bariton solo (1989)
    • Eingedunkelt für Alt solo. Neun Gedichte (1992)
    • Lady Lazarus für Sopran solo (1992)
    • Nightpiece für Sopran und Klavier (1992)
    • Fünf Lieder nach Gedichten von Paul Celan für Countertenor und Klavier (1994/2001)
    • …ni una sombra, Trio für Sopran, Klarinette in A und Klavier, nach einem Gedicht von Friedrich Rückert und Worten von Antonio Porchia (2006)
  • Kammermusik
    • Reflexionen für sieben Instrumente (1966)
    • Trovers nach altfranzösischen Troubadour-Texten für Sprechstimme und Ensemble (1967)
    • Gedichte der Maria Stuart von Robert Schumann, op. 135 von 1852 für Mezzosopran und Kammerensemble (1988)
    • Metamorphosen über ein Menuett von Franz Schubert (D 600) für zehn Instrumente (1997)
    • Drei Gedichte der Sappho, in der deutschen Übertragung von Walter Jens (2000)
    • Fanfarrias para el público für 15 Blasinstrumente (2004)

Einzelnachweise

  1. Anselm Weyer: Der Tanz des Günter Grass. Vogelscheuchen, Motten, fünf Köche und eine Gans: Der große Literat hatte eine Schwäche fürs Ballett. Tanz - die europäische Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance (Mai 2010), S. 50ff.
  2. Interview mit Reimann zu Stoff und Ton in Süddeutsche Zeitung 26. Februar 2010, S. 12.
  3. vgl. "Nobelpreis der Musik" an Aribert Reimann bei br-online.de, 1. Februar 2011 (aufgerufen am 1. Februar 2011)

Literatur

Weblinks


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