Verband der Geschichtslehrer Deutschlands

Verband der Geschichtslehrer Deutschlands
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Verbandsdaten
Name: Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V. (VGD)
Mitglieder: 3400
Landesverbände: 16 in den Bundesländern
Gründungsdatum: 1913
Bundesvorstand
Vorsitz: 1. Dr. Peter Lautzas, Mainz

2. Ulrich Bongertmann, Rostock

Verbandszeitschriften
aktuell: geschichte für heute
bis 2008: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht
Internet
Website: VGD

Der Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e. V. wurde 1913 in Marburg gegründet. Er vertritt die fachbezogenen Interessen der Geschichtslehrer/innen in der Bundesrepublik Deutschland (ca. 80 000) und ist in 16 Landesverbände untergliedert. Zu seinen Aktivitäten gehören

Für den Geschichtsunterricht ist er einer der wichtigen Gesprächspartner der Kultus- und Bildungsministerien. Er arbeitet in zahlreichen Kooperationen mit namhaften Bundesinstitutionen, Verlagen, Universitäten und Akademien zusammen. Der Verband hat einen Sitz im Ausschuss des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. Er gehört der europäischen Geschichtslehrervereinigung Euroclio an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1911 gründeten die Leipziger Oberlehrer Fritz Friedrich und Paul Rühlmann die Zeitschrift „Vergangenheit und Gegenwart. Zeitschrift für den Geschichtsunterricht und staatsbürgerliche Erziehung in allen Schulgattungen“, in der Anfang 1913 ein Aufruf veröffentlicht wurde, der zur Gründung des „Verbandes Deutscher Geschichtslehrer“ in Marburg an der Lahn im September desselben Jahres führte. Dieser Verband wuchs bis 1914 von 40 auf 240 Mitglieder und erreichte nach dem Aufbau mehrerer Landes- und Ortsgruppen 1927 mit 1.226 Mitgliedern seine größte Zahl.[1] Bei der Gründung 1913 wurde als Verbandszweck angegeben, die Forschungen der Geschichtswissenschaft für den Schulunterricht nutzbar zu machen, die Lehrpläne kritisch zu sichten, die Aus- und Fortbildung der Geschichtslehrer zu begleiten und Unterrichtsmaterialien (Quellen) zu erschließen. Bereits zu dieser Zeit verstand er sich als Korrektiv der Schulverwaltungen und auch gegen den wilhelminischen Zeitgeist, dem aus einer konservativ-idealistischen Position verurteilten „Triumphzeitalter der technischen Fortschritte“.

In der Weimarer Republik verhielt sich die Mehrheit des Verbandes demokratiekritisch und stand den Deutschnationalen nahe. Inhaltlich engagierte sich der Verband sehr in der Kriegsschulddebatte. Aber auch in dieser Zeit zeigten sich progressive Tendenzen besonders in der Leipziger Gruppe, die Universalgeschichte, Geistes- und Kulturgeschichte favorisierte.

In der nationalsozialistischen Zeit wurde der Verband 1933/34 im NS-Lehrerbund gleichgeschaltet.[2]

Am 15. September 1949 gelang es, den Verband auf dem Münchner Historikertag wiederzugründen. Als Zweck wurde vorsichtig formuliert, „unser gesamtes Geschichtsbild neu [zu] durchdenken“. Die Ziele des Geschichtsunterrichts in den Bundesländern wurden häufig mit Hilfe von Verbandsmitgliedern festgelegt. Treibende Kraft für die Neugründung war eine Gruppe nordrhein-westfälischer Geschichtslehrer um Gerhard Bonwetsch, Ernst Wilmanns und Karl Krüger, unterstützt vom Freiburger Historiker Gerhard Ritter und von Karl Bosl in Bayern. Der sozialdemokratische Gewerkschafter Georg Eckert wurde als Vorstandsmitglied integriert, ohne Einfluss zu gewinnen.[3]

Beharrlich blieb diese noch sehr konservativ geprägte Generation auf traditionellen Positionen eines abendländisch und nationaldeutsch orientierten Geschichtsunterrichts und beeinflusste über die Calwer Empfehlungen von 1951 stark die Lehrpläne und Geschichtsbücher.[4] Zum Hauptproblem entwickelte sich die Beziehung zur politischen Bildung als Unterrichtsziel und zur Einführung eines eigenen Faches Gemeinschaftskunde. Der Bundesvorsitzende Felix Messerschmid überwand die konservative Opposition gegen das neue Fach.

Der Verband setzte sich seit den 1970er Jahren erfolgreich für den Erhalt eines eigenständigen Geschichtsunterrichts ein und gegen die Integration in einen allgemein gesellschaftswissenschaftlichen Fächerverbund. Die Verbandszeitschrift Geschichte in Wissenschaft und Unterricht opponierte gegen die von Vertretern der kritischen Geschichtsdidaktik herausgegebene Geschichtsdidaktik. Seit 2008 erscheint die neue Bundeszeitschrift „geschichte für heute“ im Wochenschau-Verlag.

Eine aktuelle Initiative ist die Festlegung von nationalen Bildungsstandards für das Fach Geschichte. In verschiedenen Arbeitskreisen werden mehrere aktuelle Probleme des Geschichtsunterrichts bearbeitet, wie die zeitgemäße Behandlung der deutsch-deutschen Geschichte, die Universalgeschichte, die deutsch-jüdische Geschichte, die Neuen Medien.

Vorsitzende des Verbandes

Name Ort Amtszeit
Dr. Friedrich Neubauer Frankfurt/Main 1913-1923
Dr. Arnold Reimann Berlin 1923-1933
Dr. Arnold Reimann Berlin 1933-1934 (satzungswidrig)
Dr. Gerhard Bonwetsch Detmold 1949-1955
Dr. Felix Messerschmid Ulm 1955-1967
Dr. Hans-Georg Fernis Mainz 1967-1972
Dr. Siegfried Graßmann Hamburg 1972-1980
Dr. Gustav Adolf Süß Mainz 1980-1986
Dr. Paul Leidinger Münster 1986-1988
Dr. Traude Petersen Elmshorn 1988-1992
Rolf Ballof Seesen 1992-2002
Dr. Peter Lautzas Mainz seit 2002

Arbeitsgemeinschaften

AK „Bildungsstandards Geschichte/Gymnasium“
Der AK überarbeitet die auf dem Historikertag in Konstanz 2006 vorgelegte Fassung für die Sekundarstufe I/Gymnasium anhand der eingegangenen Rückmeldungen und hat auf dem Historikertag 2010 in Berlin eine Neuausgabe vorgelegt. Bildungsstandards Geschichte i. d. F. v. 2010
Leiter: Ulrich Bongertmann, Rostock
AK „Deutsch-jüdische Geschichte - integriert betrachtet“
Der AK arbeitet in Kooperation mit der wissenschaftlichen Kommission des Leo-Baeck-Institutes, des deutschen Büros von Yad Vashem und der Bundeszentrale für politische Bildung an einem didaktischen Konzept zur Vermittlung der deutsch-jüdischen Geschichte im Unterricht.
Leiter: Rolf Ballof, Seesen
Publikation: Rolf Ballof u.a.: Deutsch-jüdische Geschichte: Quellen zur Geschichte und Politik. Texte und Quellen in Auswahl [Sekundarstufe II], Ernst Klett Verlag, Leipzig ISBN 978-3-12-430052-2
AK „Welt- und globalgeschichtliche Perspektiven im Geschichtsunterricht“
Der AK entwickelt in Kooperation mit den Hochschullehrern der Konferenz für Geschichtsdidaktik (KGD) Vorschläge, wie die Globalgeschichte didaktisch zu fassen ist und wie die entsprechenden Aspekte in die Lehrpläne der Länder und in den konkreten Unterricht integriert werden können. Er hat 2010 seine Tätigkeit erfolgreich abgeschlossen.
Leiter: Hans Woidt, Tübingen
Publikation: Hans Woidt u.a.: Globale Perspektiven im Geschichtsunterricht. Quellen zur Geschichte und Politik, Ernst Klett Verlag Leipzig 2010 ISBN 3-12430066-1
AK „Geschichte in medialer Vermittlung“
Der AK entwickelt in Kooperation mit der Humboldt-Universität Berlin, dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht und mehreren kommerziellen Gesellschaften Konzepte und beteiligt sich an Produktionen zur Nutzung vor allem von filmischen und elektronischen Medien für den Unterricht.
Leiter: Klaus Fieberg, Leverkusen
AK „Begegnung der Kulturen“
Dieser AK hat es sich zum Ziel gesetzt, in Kooperation mit dem Zentrum für interkulturelle Studien der Universität Mainz und der Herbert-Quandt-Stiftung das weite Feld der interkulturellen Verständigung zunächst am Beispiel der islamischen Welt anzugehen und entsprechende Leitlinien zu erarbeiten sowie geeignete Materialien für die Schulen bereitzustellen.
Leiter: Dr. Gisbert Gemein, Neuss
Publikation: Gisbert Gemein u.a.: Kulturkonflikte - Kulturbegegnungen. Juden, Christen und Muslime in Geschichte und Gegenwart, Schwalbach/Ts. 2010 (auch Ausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung) Kulturbegegnungen

Literatur

  • Paul Leidinger (Hrsg.): Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Festschrift des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands zum 75jährigen Bestehen. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1988
  • Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e. V., Geschichte, Aufgaben, Verfassung, Wochenschau-Verlag Schwalbach/Ts. 2000
  • Verband der Geschichtslehrer Deutschlands, Landesverband Rheinland-Pfalz, Fachzeitschrift „Praxis Geschichte“ und Klaus Fieberg (Autor): Wegweiser durch das Internet für den Geschichtsunterricht (CD-Rom). Westermann Braunschweig 2001
  • Rolf Ballof (Hrsg.): Geschichte des Mittelalters für unsere Zeit. Erträge des Kongresses der Geschichtslehrer Deutschlands „Geschichte des Mittelalters im Geschichtsunterricht“, Quedlinburg 20.-23. Oktober 1999. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 2003
  • Christoph Kleßmann/Peter Lautzas (Hrsg.): Teilung und Integration. Die doppelte deutsche Nachkriegsgeschichte als wissenschaftliches und didaktisches Problem. Bundeszentrale für politische Bildung Bonn 2005 (= Schriftenreihe Bd. 482) und zugleich Wochenschau-Verlag Schwalbach/Ts.
  • Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (Hrsg.): Bildungsstandards Geschichte. Rahmenmodell Gymnasium 5.-10. Jahrgangsstufe. Wochenschau-Verlag Schwalbach/Ts. 2006
  • Arbeitsgruppe im Verband der Geschichtslehrer Deutschlands: Modell für die integrierte Behandlung der Geschichte beider deutscher Staaten von 1945 bis 1990. Ein Kerncurriculum. In: Ulrich Arnswald/Ulrich Bongertmann/Ulrich Mählert (Hrsg.): DDR-Geschichte im Unterricht. Schulbuchanalyse - Schülerbefragung - Modellcurriculum. Metropol Verlag Berlin 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stefan Jordan: Die Entwicklung einer problematischen Disziplin. Zur Geschichte der Geschichtsdidaktik, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 2 (2005), H. 2, URL: online
  2. Tobias Arand: „(…) Ziel, der deutschen Jugend und darüber hinaus dem deutschen Volk ein einheitliches Geschichtsbild zu schaffen“ - Die Rolle des ‚Reichssachbearbeiters Geschichte im NSLB’ Moritz Edelmann im Prozeß der Gleichschaltung des Geschichtsunterrichts im NS-Staat, in: Geschichtsdidaktiker im Griff des Nationalsozialismus, hrsg. v. W. Hasberg und M. Seidenfuß. Münster 2005. (=Geschichtsdidaktik in Vergangenheit und Gegenwart 2). S. 121-143 online-Fassung
  3. Gründungsaufruf 1949, in: Tobias Arand: „Nach wie vor steht die deutsche Geschichte im Mittelpunkt.“ Die inhaltliche und organisatorische Neuordnung des Geschichtslehrerverbands ab 1949, in: W. Hasberg/M. Seidenfuß (Hg.): Modernisierung im Umbruch: Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht nach 1945, LIT Berlin u.a. 2008, S. 217 ff
  4. Thomas Etzemüller: Sozialgeschichte als politische Geschichte: Werner Conze und die Neuorientierung der westdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945, München 2001, S. 185ff online-Fassung

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