- Sylt Shuttle
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Sylt Shuttle, auch als Autozug Sylt bekannt, ist ein Autotransportzugangebot im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Die Züge verkehren zwischen Niebüll und Westerland auf der Insel Sylt. Anders als beim Autoreisezug wird nur eine kurze Entfernung zurückgelegt. Die Fahrt mit dem Sylt Shuttle ist der schnellste Weg, um mit Kraftfahrzeugen vom deutschen Festland aus nach Sylt zu gelangen. Betreiber ist die DB AutoZug GmbH, die wiederum eine 100-prozentige Tochter der DB Fernverkehr AG ist.
Inhaltsverzeichnis
Anlagen und Fahrzeuge
Da es keine öffentlich befahrbare Straße vom Festland nach Sylt gibt, befördern Züge die Fahrzeuge auf dem letzten Abschnitt der Marschbahn von Niebüll über den Hindenburgdamm nach Westerland. Dieser Abschnitt ist 39 Kilometer lang. Die Fahrzeit beträgt inklusive Ver- und Entladung etwa 40 Minuten. Verladen werden die Fahrzeuge auf eigens dafür konstruierten Autotransportwagen (sogenannte „Westerland-Einheiten“). Während für den PKW-Transport Doppelstockwagen eingesetzt werden, werden LKW, Busse sowie PKW mit Dachaufbauten und einer Gesamthöhe über 2,80 Meter auf Flachwagen verladen. Während der Überfahrt bleiben die Fahrer und Insassen in den Fahrzeugen sitzen.
Für den Transport von Motorrädern und Motorradfahrern entstanden im Jahr 2001 im Ausbesserungswerk Neumünster fünf spezielle Motorradwagen des Typs Bomd 277. Diese Spezialwagen wurden aus ehemaligen Halbgepäckwagen der Bauart BDms 276 umgebaut und bieten Platz für 32 Sitzplatzreisende und acht Motorräder. Weitere Motorräder können auf den Flachwagen transportiert werden.
In der Regel werden die Autozüge von Lokomotiven der DB-Baureihe 218 gezogen, oft wegen starker Winde und des hohen Windwiderstandes der Autozugwagen mit zwei Maschinen . Zwischen 2003 und 2008 wurden auch Lokomotiven der Baureihe 215.9 eingesetzt. Diese Baureihe entstand 2003 und 2004 im Ausbesserungswerk Bremen-Sebaldsbrück durch Umbauten aus der BR 215.[1]
Alternative zum Fahrzeugtransport zu und von der Insel Sylt ist die Fährverbindung zwischen List (Sylt) und der dänischen Insel Rømø mit dem Fährschiff der Rømø-Sylt-Linie.
Geschichte
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Kraftfahrzeuge nach Sylt zunächst über Kopframpen, die ursprünglich der Viehverladung dienten, auf Flachwagen verladen. Schon 1950 wurden 20 000 Fahrzeuge über den Hindenburgdamm befördert. Nun ergaben sich jährlich steigende Beförderungszahlen, so dass 1959 eine Ausweiche auf dem Damm gebaut werden musste, um auf der noch eingleisigen Verbindung Begegnungen zuzulassen. Bald konnten die Kopframpen den Ansturm nicht mehr fassen und die Verladebahnhöfe in Niebüll und Westerland erhielten 1964 Doppelstockanlagen. Im Bw Husum wurden Doppelstockwagen Laees549 [2] für die speziellen Verhältnisse des Hindenburgdamms umgerüstet und 1968 entstanden neue Verladeanlagen für diese zweistöckigen Züge. 1970 wurden 261 000, 1980 533 000 1986 641 000 Fahrzeuge befördert. 1972 wurden weitere Ausweichen bei Emmelsbüll und Morsum gebaut.[3]
Eine neue Phase brachte in Niebüll eine neue Verladeanlage auf der Ostseite des Bahnhofs mit großem Stauraum und einer direkten Zufahrt von der Bundesstraße 5, die den Engpass am Bahnübergang in der Gather Landstraße vom Zufahrverkehr zur Autoverladung befreite. Weiterhin wurden jährlich, besonders zu Ostern, neue Rekorde in den Beförderungszahlen erreicht. Mit den Westerland-Einheiten wurden 1989 neu gebaute Züge mit Laaseks555–Wagen dazu beschafft. Ältere Wagen werden für Saisonverstärkungen immer noch unterhalten.
Betrieb
Der Betrieb unterhält seine Autotransportwagen, die „Westerland-Einheiten“ und Flachwagen sowie die Diesellokomotiven der Baureihe 218 in einer am Bahnhof Niebüll errichteten Werkstatt. Das ehemalige Unterhaltungswerk in Husum war an die Nord-Ostsee-Bahn übertragen worden.
2003 scheiterten Pläne der Connex-Tochter Nord-Ostsee-Bahn, ebenfalls einen Shuttleverkehr einzurichten, nachdem DB Autozug keinen Zugang zu den Verladeterminals gewährte. Die für den Verkehr vorgesehenen Flachwagen wurden verkauft.[4] Nachdem die DB auch für den Jahresfahrplan 2004 keine aus Sicht von Connex zumutbaren Trassen auf eine entsprechende Anmeldung zugeteilt habe, wandte sich Connex mit einer Beschwerde an das Eisenbahn-Bundesamt. Dieses untersagte der Deutschen Bahn im Oktober 2003, Großvaterrechte bei der Trassenkonstruktion auszuüben.[5] Am 21. Juni 2005 bestätigte das Verwaltungsgericht Köln in vier Eilverfahren die Auffassung der Deutschen Bahn bezüglich der Großvaterrechte sowie der Bevorzugung regelmäßiger Verkehre, wie beispielsweise Taktverkehren.[6]
Mitte Januar 2011 entschied das Oberverwaltungsgericht Münster, dass DB Autozug Bedingungen veröffentlichen muss, unter denen andere Bahnunternehmen die Autoverladestationen mitnutzen können. Diese Auffassung hatten zuvor auch die Bundesnetzagentur und das Verwaltungsgericht Köln vertreten.[7]
Zwischenfälle
Am Nachmittag des 3. September 2009 wurde ein mit Dämmmaterial beladener 7,5-Tonnen-LKW von einer Sturmböe auf dem Hindenburgdamm vom fahrenden Zug geweht. Der Fahrer wurde aus dem Fahrzeug ins Wattenmeer geschleudert und kam ums Leben. Die Strecke war mehrere Stunden gesperrt. Bereits im Jahr 1993 wurde in einem ähnlich gelagerten Fall ein Kleinlastwagen samt Anhänger von einem Flachwagen des Autozugs geweht. Damals kamen jedoch keine Menschen ernsthaft zu Schaden.
Weblinks
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Commons: Autozug Sylt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Sylt Shuttle der DB
Einzelnachweise
- ↑ Eisenbahn-Kurier (Hrsg.): Baureihe225 für Sylt Shuttle. In: Newsarchiv 2003. EK-Verlag, Freiburg 30. Juni 2003. Abgerufen am 20. Oktober 2008.
Eisenbahn-Kurier (Hrsg.): Erste 215.9 abgeliefert. In: Newsarchiv 2003. EK-Verlag, Freiburg 1. Oktober 2003. Abgerufen am 20. Oktober 2008.
Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V. (Hrsg.): Drehscheibe. Heft 211 November 2008. Köln 4. Oktober 2008, ISSN 0934-2230, S. 32. - ↑ http://www.maerklinist.de/pages/original/hindenburgdamm/hindenburgdamm.htm
- ↑ Hans Bock: Die Marschbahn, Verlag Boyens & Co, Heide 1989 ISBN 3-8042-0458-9
- ↑ Meldung Kein Connex-Sylt-Shuttle. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2003, ISSN 1421-2811, S. 297.
- ↑ Meldung EBA beanstandet Trassenvergabe. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2003, ISSN 1421-2811, S. 528.
- ↑ Meldung DB AG gewinnt Prozess zur Trassenvergabe. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8–9/2005, S. 360.
- ↑ Bahn-Monopol nach Sylt fällt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 11, 14. Januar 2011, S. 18.
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