- Hindenburgdamm
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54.8761111111118.55Koordinaten: 54° 52′ 34″ N, 8° 33′ 0″ O
Der elf Kilometer lange Hindenburgdamm verbindet die nordfriesische Insel Sylt mit dem Festland von Schleswig-Holstein. Er wurde am 1. Juni 1927 nach einer Bauzeit von vier Jahren eröffnet und dient ausschließlich dem Eisenbahnverkehr. Er ist Teil der Marschbahn von Hamburg nach Westerland. Ursprünglich eingleisig erbaut, später mit einer Ausweiche versehen, ist er seit 1972[1] durchgehend zweigleisig. Bei seiner Erbauung war der Damm noch 11,3 km lang, heute misst er aufgrund von Landgewinnung und Eindeichungsmaßnahmen im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog lediglich knapp 9 km.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Situation vor dem Dammbau
Nach Ende des Deutsch-dänischen Krieges 1864 gehörten Sylt und Westerland zum neuen Kreis Tondern. Das Seebad Westerland gewann zunehmend an Bedeutung. Die Marschbahn führte 1887 bereits von Altona über Husum und Niebüll nach Tondern. Von dort aus wurde die Strecke bis zum Umschlaghafen Hoyerschleuse verlängert, von dem Raddampfer bis zum Sylter Hafen Munkmarsch fuhren.
Die Verbindung war tidenabhängig, und im Winter schob sich gelegentlich das Eis im Wattenmeer zu einer unüberwindlichen Barriere zusammen. So dauerte die Überfahrt rund sechs Stunden, bei widrigen Witterungs- und Strömungsbedingungen auch länger. In der Zeit von 1875 bis 1876 führte Ludwig Meyn Untersuchungen und Bohrungen im Wattenmeer vor Sylt zum Bau eines Dammes vom Festland zur Sylter Ostspitze Nösse durch. Die zunehmende Bedeutung Westerlands als Seebad führte schließlich 1910 zur Aufnahme der amtlichen Planungen, die aber durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurden. Als Folge des Kriegs kamen Tondern und Hoyerschleuse 1920 zu Dänemark; Sylt gehörte weiterhin zu Deutschland. Deutsche Reisende mussten, um den Festlandsfährhafen nach Sylt zu erreichen, die neue Grenze überqueren und benötigten dafür ein Visum. Dies erhöhte die Dringlichkeit zum Bau des Dammes auf deutschem Gebiet. Zwar wurde die Visapflicht 1922 durch eine Transitregelung mit plombierten Zügen über dänisches Gebiet und Überwachung des Umsteigens in Hoyerschleuse durch den dänischen Zoll abgelöst, doch hatte sich Dänemark dazu nur für eine begrenzte Zeit und nur unter der Bedingung bereit gefunden, dass die Deutschen diese Zeit nutzen würden, um einen neuen Zugang nach Sylt vom deutschen Festland zu schaffen.[2]
Der Bau des Damms
Auf Grund der geringen Kapazität der Straßen nordwestlich von Niebüll wurde 1922 ein Gleis nach Klanxbüll verlegt, auf dem der Materialtransport erfolgte. 1923 wurde schließlich mit dem Bau des Eisenbahndammes begonnen. Vier Monate nach Baubeginn spülte eine Sturmflut das bis dahin Geschaffene fort. Nach dieser Erfahrung wurde die Trasse weiter nach Norden gelegt. Der Damm wurde von den Firmen Philipp Holzmann in Frankfurt am Main (vom Festland her) und Peter Fix Söhne in Duisburg (von Sylt her) erbaut. Zwischen Buschlahnungen und Spundwänden wurde ein Spülfeld geschaffen. 1.000 bis 1.500 Arbeiter waren als Dammbauer tätig. In dem vier Jahre dauernden Bauprozess wurden über drei Millionen Kubikmeter Sand und Klei sowie 120.000 Tonnen Steine vom Festland angefahren. Der Damm erhielt den Querschnitt eines zweiseitigen Seedeiches mit 50 Meter Fußbreite und 11 Meter Kronenbreite.[1]
Die Baukosten für den Damm beliefen sich auf 18,5 Mio RM (das ergibt ca. 1700 RM pro km - soviel kostete auch ein zweigleisiger Tunnel). [3] Um die Baukosten für den Dammbau in Höhe von 25 Millionen Mark (samt Zufahrstrecken)[1] aufzufangen, wurde für die Fahrt über den Hindenburgdamm ein Zuschlag zum Preis einer Fahrt von 40 Kilometer Länge eingeführt. Der Zuschlag wurde ab 1933 schrittweise gesenkt und fiel 1940 weg.
Im Zusammenhang mit den befürchteten Strömungsänderungen durch den Dammbau wurden im Festlandsbereich nördlich und südlich des Damms je etwa 600 Meter Anwachs mit neuen, höheren Deichen eingedeicht, so dass der Wiedingharder Neue Koog und der Dreieckskoog entstanden.
Namensgebung
Der Damm wurde nach dem damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannt, der die Eisenbahnverbindung am 1. Juni 1927 eröffnete und als erster offizieller Bahnpassagier vom Festlandbahnhof Klanxbüll nach Westerland auf Sylt fuhr. Einen offiziellen Namen hatte der Damm bei der Einweihung nicht. Erst beim Einweihungsbankett wurde die Bezeichnung „Hindenburgdamm“ von Sylter Bürgern geprägt und setzte sich schließlich durch.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Name lange Zeit in der Kritik, da Hindenburg wegen seiner zögerlichen Haltung als Wegbereiter Adolf Hitlers gesehen wurde. Es gab zahlreiche Initiativen, den Damm umzubenennen. Vorschläge wie „Sylt-Damm”, „Friedens-Damm” und „Nordfriesland-Damm” konnten sich jedoch nicht durchsetzen.
Natur und Umwelt
Der Damm unterbrach den Gezeitenstrom, der bis dahin zwischen dem Festland und Sylt floss. Es wird heute vermutet, dass die dadurch verursachte Änderung der Strömungsverhältnisse mitverantwortlich für den erheblichen Landverlust an der Hörnum-Odde am Südende von Sylt ist.
Der Damm liegt in der besonders geschützten Zone I des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, die nicht betreten oder befahren werden darf. Wattwanderungen sind in diesem Teil des Wattenmeeres darüber hinaus auch deswegen nicht erlaubt, da die Tidenströme dort sehr stark sind.
Bahnverkehr
Autoverladung
Ab 1932 wurden auch Autos mit dem Zug nach Sylt befördert. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden sie nach Sylt nur als Wagenladungen transportiert. Täglich wurde ein Güterzug gefahren, der während der Sommersaison um einen reinen Kfz-Güterzug täglich ergänzt wurde.
Die Fahrzeuginsassen durften ab 1950 im Fahrzeug verbleiben, die nun nicht mehr mit Sicherungsseilen verzurrt wurden. Ab 1951 gab es spezielle Autotransportzüge, die als Naheilzüge behandelt wurden. Anfangs reichten vier Autozüge täglich. Im Folgejahr wurden sechs Autozüge pro Tag gefahren. Bald drohte die Autobeförderung zum Engpass zu werden und der Wunsch nach dem Bau einer Straßenverbindung nach Sylt wurde immer lauter. 1955 wurden zur Kapazitätssteigerung Kreuzungsmöglichkeiten auf dem Damm und auf dem Festland bei Lehnshallig geschaffen. Ostern 1957 wurden 450 Fahrzeuge übergesetzt. Nach Abschluss der Beschleunigungsarbeiten wurde die Strecke bis Morsum auf Sylt 1957 zur Hauptbahn heraufgestuft. Ab 1960 wurden Kraftfahrzeuge nur noch in reinen Autozügen befördert. 1961 wurden neue doppelstöckige Autotransportwagen in Betrieb genommen. 1964 kamen neue doppelstöckige Gliedertransportwagen zum Einsatz. Seit einigen Jahren verkehren die Züge als Sylt Shuttle. Seit 1997 ist für den Autoverladeverkehr die DB AutoZug zuständig.
Am 20. Januar 2011 entschied das Oberverwaltungsgericht in Münster, dass DB AutoZug Bedingungen festlegen muss, wie die Verladeterminals von anderen Anbietern mitgenutzt werden können.[4]
Unfälle
Im Jahr 1993 wurde ein Kleinlastwagen samt Anhänger von einem Flachwagen des Autozugs geweht. Die Insassen wurden dabei leicht verletzt. Am 3. September 2009 kam es zu einem tödlichen Unfall auf dem Hindenburgdamm, als durch eine Sturmböe ein Lastwagen von einem Flachwagen des fahrenden Autozuges fiel. Der Fahrer wurde herausgeschleudert und verstarb noch an der Unfallstelle.[5] Das Flensburger Landgericht hat einen Zugbegleiter der Bahn zu einer Geldstrafe in Höhe von 3.750 Euro verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Zugführer für den Unfall verantwortlich ist, weil er den Lastwagen nicht vorschriftsmäßig verzurrt hatte.[6] Nach dem Unfall im Jahr 2009 kam es zu einer Diskussion über die Sicherheit auf dem Hindenburgdamm. Eine Arbeitsgruppe wurde eingesetzt, um ein neues Notfall-Konzept zu erarbeiten.
Sonstiger Bahnverkehr
Im Personenfernverkehr nutzen vor allem Urlauber den Hindenburgdamm zur Fahrt nach Sylt. Mehrmals täglich verkehren Intercity-Züge über den Damm. Regionalzüge der Nord-Ostsee-Bahn fahren etwa im Stundentakt; sie dienen unter anderem dem Transport von Pendlern aus dem Bereich Niebüll. Auch Güterverkehr zur Versorgung der Insel findet über den Hindenburgdamm statt und nutzt überwiegend den Autotransport.
Blockstelle auf dem Hindenburgdamm
Auf dem Damm befand sich eine Blockstelle, zu der das Personal mit außerplanmäßigen Halten von Personenzügen gebracht und abgeholt wurde. Seit 1996 wird sie als selbsttätiger Streckenblock ohne Personal betrieben.
Sonstiges
- Hindenburgdamm heißt auch eine Straße im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf.
Literatur
- Erich Staisch: Der Zug nach Norden. Ernst Kabel, Hamburg 1994, ISBN 3-8225-0298-7
- Hans Bock: Die Marschbahn von Altona nach Westerland. Boyens, Heide 1989, ISBN 3-8042-0458-9
- Günther Klebes: Die Inselbahnen Deutschlands in alten Ansichten. Zaltbommel 1987, ISBN 978-90-288-2003-6.
- Rolf Stumpf: Die Eisenbahn nach Sylt. EK, Freiburg 2003, ISBN 3-88255-455-X (Regionale Verkehrsgeschichte 38)
- Jan Kirschner: Auf Schienen durch die Nordsee – 75 Jahre Hindenburgdamm. sh:z, Flensburg 2002, ISBN 3-926055-65-0
Weblinks
Commons: Hindenburgdamm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Historische Fotos vom Bau des Hindenburgdamms
- Informationsseite der Deutschen Bahn AG zum SyltShuttle
Einzelnachweise
- ↑ a b c Gerd Holmer: Der Hindenburgdamm an der Strecke Niebüll – Westerland. In: Pressedienst der Bundesbahndirektion Hamburg (Hrsg.): 100 Jahre Eisenbahndirektion Hamburg 1884–1984, S. 119–121
- ↑ vgl. Stumpf, a. a. O.
- ↑ Rolf Stumpf: Die Eisenbahn nach Sylt. EK Verlag 2003, ISBN 3-88255-455-X
- ↑ Die Welt: Kein Monopol mehr auf Sylt
- ↑ sh:z Sylt: Lastwagen vom Autozug geweht, 3. September 2009
- ↑ NDR.de: Geldstrafe im Prozess um tödlichen Unfall vom 9. September 2010
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