- Bartning-Notkirche
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Die Bartning-Notkirchen sind ein Kirchbauprogramm der Evangelischen Kirche in Deutschland, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von dem Architekten Otto Bartning entwickelt wurde, um den Mangel an gottesdienstlichen Räumen, der durch die Zerstörung vieler Kirchen und den Zuzug von Flüchtlingen entstanden war, mit schnellen und einfachen Mitteln zu beseitigen.
Bartning, der auf seine Erfahrungen unter anderem beim Bau der Stahlkirche auf der Pressa-Ausstellung in Köln (1928) zurückgreifen konnte, entwickelte einen Modellraum in Leichtbauweise aus vorgefertigten Einzelteilen. Das benötigte Holz wurde meist von Gemeinden in Skandinavien oder den USA gestiftet. Sogar Trümmersteine konnten zum Bau verwendet werden. Das Grundmodell ließ sich leicht für lokale Bedürfnisse variieren.
Die Planung sah drei Typen von Kirchbauten vor:
- Typ A
- Typ B
- mit polygonalem Altarraum
- mit angemauertem Altarraum
- ohne gesonderten Altarraum
- Typ C
Geplant waren ursprünglich 48 Kirchbauten, 3 des Typs A und 45 des Typs B, von denen 43, 2 Notkirchen des Typs A (Bethanienkirche in Frankfurt am Main und Schweizer Kirche in Emden) und 41 des Typs B, realisiert wurden. Zwei Kirchen des Typs B wurden später an einen anderen Ort umgesetzt.[1]
Das Konzept war so erfolgreich, dass die meisten der danach gebauten 43 Kirchen bis heute in Gebrauch sind.
In einem Folgeprogramm wurden später weitere Notkirchen der neuen kleineren Typen Gemeindezentrum und Diasporakapelle errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Notkirchen der Typen A und B
- Offenbarungskirche (Berlin)
- Gethsemane-Kirche, Bochum
- Gnadenkirche (Chemnitz)
- Friedenskirche (Dresden-Löbtau)
- Schweizer Kirche, Emden
- Bethanienkirche, Frankfurt am Main
- St. Martinus, Hamburg-Eppendorf
- St. Markus (Hamburg-Hoheluft)
- Adventskirche Hamburg-Schnelsen
- St. Petri in Hannover-Döhren
- Wichernkirche (Heilbronn)
- Luther-Kirche, Köln-Mülheim
- Trinitatiskirche (Leipzig)
- Lutherkirche (Mainz)
- Gnadenkirche (Mannheim)
- St. Leonhard, Nürnberg, heute Gemeindehaus
- Erlöserkirche, Münster
- Auferstehungskirche, Pforzheim (1. Notkirche)
- Johanniskirche (Rostock)
- Friedenskirche (Stralsund)
- Kreuzkirche (Wehrendorf) (Vlotho a. d. Weser)
- Neue Kirche, Wismar
- Lukaskirche (Worms)
- Johanneskirche (Wuppertal)
Gemeindezentren und Diasporakapellen
- Lukaskirche (Birkenheide)
- Friedenskirche, Garrel
- Gnadenkirche Schafhof, Nürnberg
- Lukaskirche (Werlte)
Literatur
- Otto Bartning: Die 48 Notkirchen. (Entwurf u. Leitung: Hilfswerk der Ev. Kirchen in Deutschland, Bauabteilung Neckarsteinach), Schneider Heidelberg 1949
- Chris Gerbing: Die Auferstehungskirche in Pforzheim (1945–1948). Otto Bartnings Kirchenbau im Spannungsfeld zwischen Moderne und Traditionalismus. Schnell & Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1428-8
- Christoph Schneider: Das Notkirchenprogramm von Otto Bartning. (Edition Wissenschaft, Bd. 7, Reihe Kunstgeschichte), Tectum Verlag, Marburg 1997, ISBN 3-8288-0089-0
- Svenja Schrickel: Die Notkirchen von Otto Bartning – eine serielle Kirchenbauproduktion der Nachkriegszeit. Überlieferte Zeichen eines Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Esslingen am Neckar 34 (2005), H. 4, S. 201–213, ISSN 0342-0027
Weblinks
Commons: Notkirchen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau
- Das Otto-Bartning-Archiv der TUD
- Bartning-Notkirche. In: archINFORM.
- Meldung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zum Erhalt der Offenbarungskirche in Berlin-Friedrichshain
Einzelnachweise
- ↑ Bartnings Sakral- und Sepulkralwerk bauzeitlich-systematisch, abgerufen am 14. September 2010
Kategorien:- Kirchenbautyp
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