Heinrich Bedford-Strohm

Heinrich Bedford-Strohm
Heinrich Bedford-Strohm (Nov. 2011)

Heinrich Bedford-Strohm (* 30. März 1960 in Memmingen) ist ein deutscher evangelisch-lutherischer Systematischer Theologe mit Schwerpunkt Sozialethik und seit dem 1. November 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Geboren 1960 in Memmingen, verbrachte Heinrich Bedford-Strohm seine Kindheit zunächst in Pfarrhäusern im Pfarrdorf Buxach und im oberfränkischen Coburg, da sein Vater Albert Strohm evangelischer Pfarrer und später Dekan des evangelisch-lutherischen Dekanats Passau war. Er wuchs in einer theologisch geprägten Familie auf und wurde durch das evangelisch-lutherische Gemeindeleben geprägt.

Heinrich Bedford-Strohm studierte von 1981 bis 1988 Evangelische Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley. Von 1989 bis 1992 Assistent am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Sozialethik bei Wolfgang Huber an der Universität Heidelberg [1]. Er wurde 1992 mit der Arbeit "Vorrang für die Armen. Auf dem Weg zu einer theologischen Theorie der Gerechtigkeit" promoviert. Von 1992 bis 1994 war er Vikar in Heddesheim.

Nach dem Vikariat nahm er eine Gastprofessur für Sozialethik am Union Theological Seminary in New York als "Visiting Teaching Fellow in the Bonhoeffer Exchange Program" an. Es folgte 1998 die Habilitation in Systematischer Theologie durch die Theologische Fakultät Heidelberg mit einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Habilitationsschrift "Gemeinschaft aus kommunikativer Freiheit. Sozialer Zusammenhalt in der modernen Gesellschaft. Ein theologischer Beitrag."

Von 1997 bis 2004 war Bedford-Strohm Pfarrer an der Coburger Morizkirche. Er führt unter anderem seine Erfahrung aus der Seelsorge in der Gemeinde St. Moriz als Motivation für seine Arbeit als Sozialethiker an. Während dieser Zeit hatte er eine Vertretungsprofessur für Systematische Theologie und Ethik an der Universität Gießen (von Oktober 1999 bis September 2001) inne. Hierfür erhielt er im November 2001 den Wolfgang-Mittermeier-Preis der Universität Gießen für "hervorragende Leistungen in der akademischen Lehre."

Am 1. April 2004 folgte er einem Ruf an die Universität Bamberg als Professor für Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen. Von April 2006 bis September 2009 bekleidete er das Amt des Dekans der Fakultät Humanwissenschaften an der Universität Bamberg. Im Februar 2006 war Bedford-Strohm als Theologischer Berater bei der 9. Vollversammlung des Weltkirchenrates in Porto Alegre tätig. Internationale Gastvorträge und -professuren führten ihn an die Universitäten von Pretoria, Stellenbosch Port Elizabeth, New York City, Johannesburg. Seit Januar 2008 ist er Direktor der Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für Öffentliche Theologie an der Universität Bamberg und seit 2007 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Konfessionskundlichen Instituts. Von Januar 2009 bis Dezember 2011 hat er eine außerordentliche Professur als Extraordinary Professor for Systematic Theology and Ecclesiology an der Universität Stellenbosch (Südafrika) inne. Seit 1. September 2009 ist er geschäftsführender und verantwortlicher Herausgeber der Zeitschrift "Evangelische Theologie" (Gütersloher Verlagshaus). Des Weiteren ist Bedford-Strohm seit Februar 2008 als Berufenes Mitglied in der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Synodalperiode 2008-2014).

Am 4. April 2011 wurde Heinrich Bedford-Strohm als Nachfolger von Johannes Friedrich zum neuen Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gewählt. Er wurde am 30. Oktober 2011 in sein Amt eingeführt.[2][3]

Heinrich Bedford-Strohm ist verheiratet mit der Psychotherapeutin Deborah Bedford und hat mit ihr drei Söhne.

Wissenschaftliche Schwerpunkte

Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit Bedford-Strohms sind Ökumenische Theologie, Ekklesiologie, Bio-, Friedens- und Wirtschaftsethik, Sozialstaat und Gerechtigkeitstheorien, Schöpfungsethik, christlicher Glaube und moderne Gesellschaft. An seinem Bamberger Lehrstuhl entstand die "Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für Öffentliche Theologie, die sich mit der Reflexion von Fragen öffentlicher Relevanz im Lichte theologischer Traditionen befasst.[4]

Mitgliedschaften (Auswahl)

  • Mitglied der SPD (ruhend)
  • Mitglied der Internationalen Arbeitsgruppe für Bioethik des Weltkirchenrates
  • Mitglied der Kammer für Soziale Ordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland ("Sozialkammer")
  • Vorsitzender der Gesellschaft für Evangelische Theologie
  • Geschäftsführender und verantwortlicher Herausgeber der Zeitschrift "Evangelische Theologie" (Gütersloher Verlagshaus)
  • Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim
  • Mitglied des Exekutivkomitees des "European Forum for the Study of Religion and the Environment"
  • Mitglied der Jury des Preises der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort"
  • Direktor der Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für Öffentliche Theologie an der Universität Bamberg
  • Berufenes Mitglied der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
  • Extraordinary Professor for Systematic Theology and Ecclesiology, Universität Stellenbosch (Südafrika)

Bibliographie (Auswahl)

Monographien
  • Vorrang für die Armen. Auf dem Weg zu einer theologischen Theorie der Gerechtigkeit, Gütersloh 1993, ISBN 3579020102 (Dissertationsschrift)
  • Gemeinschaft aus kommunikativer Freiheit. Sozialer Zusammenhalt in der modernen Gesellschaft. Ein theologischer Beitrag, Gütersloh 1999 (Habilitationsschrift)
  • Schöpfung (Ökumenische Studienhefte 12), Göttingen 2001
Herausgeberschaften
  • Religion Unterrichten. Aktuelle Standortbestimmung im Schnittfeld zwischen Kirche und Gesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2003
  • Und das Leben der zukünftigen Welt. Von Auferstehung und Jüngstem Gericht, Neukirchen-Vluyn 2007
  • Reihe Öffentliche Theologie (zusammen mit Wolfgang Huber), Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2009
Zeitschriftenartikel
  • Freiheit und Verbindlichkeit. Auf dem Wege zu einer ökumenischen Soziallehre, Herder Korrespondenz 58, 2004, 406-410
Weiteres
  • Freiheit Verantworten. Festschrift zum 60. Geburtstag von Wolfgang Huber, Gütersloh 2002 (als Mitherausgeber)
  • Kontinuität und Umbruch im deutschen Wirtschafts- und Sozialmodell, Jahrbuch Sozialer Protestantismus 1, Gütersloh 2007 (als Mitherausgeber)
  • Nach Gott im Leben fragen. Ökumenische Einführung in die Theologie, Gütersloh/Freiburg 2004 (als Mitautor)
  • Ethische Schlüsselprobleme. Lebensweltlich – systematisch – didaktisch, hg. von R. Lachmann, G. Adam und W. Rothgangel, Göttingen 2006 (als Mitautor)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reinhard Bingener schreibt in der FAZ über Bedford-Strohm und sein Verhältnis zu Huber: "Theologie so zu formatieren, dass sie Anschluß an kirchliche und politische Themen der Gegenwart findet, hat Bedford-Strohm vom früheren EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber gelernt, der nicht nur sein akademischer Lehrer, sondern mittlerweile auch ein enger Freund ist" in: FAZ, 6. April 2011.
  2. Bericht auf sueddeutsche.de vom 30. Oktober 2011, abgerufen am 30. Oktober 2011
  3. Hinweis zum Ende der Amtszeit des derzeitigen Bischofs auf der Seite der Landeskirche, abgerufen am 4. April 2011
  4. http://www.uni-bamberg.de/ev-syst/leistungen/forschung/dbfoet

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