Bernhard Georg von Scheibler

Bernhard Georg von Scheibler
Bernhard Georg von Scheibler

Bernhard Georg von Scheibler (* 28. Dezember 1724 in Monschau; † 6. Mai 1786 in Monschau) war ein deutscher Tuchfabrikant.

Leben und Wirken

Der Sohn des Monschauer Tuchfabrikanten Johann Heinrich Scheibler (1705–1765) und der Maria Agnes Offermann, verwitwete Schloesser (1698–1765), wurde wie auch drei seiner jüngeren Brüder im väterlichen Betrieb in den technischen Abläufen und in der Verwaltung der Tuchfabrikation ausgebildet. Nach der Ausbildung übertrug der Vater ihm die Aufgabe, Filialen in den Städten Hagen und Herdecke in der damaligen Grafschaft Mark zu gründen. Diese Fabriken erlangten rasch einen wirtschaftlich angesehen Ruf und waren sowohl für den Wohlstand der Bevölkerung als auch für die Arbeitsplatzsicherung derart von Bedeutung, dass König Friedrich der Große per königlichem Erlass von 1752 die Mitarbeiter dieser Fabriken vom Dienst in der Armee freistellen ließ und ihnen dadurch auch keine Nachteile entstehen solle. Ein Jahr später gründete Scheibler zusammen mit dem französischen Kaufmann Delamaison und Angehörigen der Tuchfabrikanten-Familien Harkort und Moll darüber hinaus ein Handlungsgeschäft für Siamosen, kleinkarierte oder farbig gestreifte Schürzenstoffe und Bettbezüge aus Baumwoll- und Viskosegarnen, benannt nach einem siamesischen Händler, der diese Waren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach Frankreich brachte. Diesem Geschäft war allerdings kein längerfristiger Erfolg beschieden und die „Siamoisen-Compagnie“ löste sich 1756 wieder auf.

Da aber auch die Zunftrechte immer mehr Einschränkungen in den Produktionsabläufen mit sich brachten, übertrug Scheibler im gleichen Jahr und zu Beginn des Siebenjährigen Kriegs seine Fabriken in Hagen und Herdecke einem Verwalter und kehrte wieder in das väterliche Stammhaus nach Monschau zurück, da es sich aus seiner Sicht im zunftfreien Monschau günstiger produzieren und besser planen ließ. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1765 übernahm Bernhard Georg die Leitung der Monschauer Tuchfabrik, deren umfangreicher Ausbau mittlerweile durch Großaufträge aus dem gesamten Herzogtum Jülich-Berg erforderlich geworden war. Aber auch Aufträge aus zahlreichen europäischen Staaten sowie den Höfen in Paris und Wien steigerten die Bedeutung der Monschauer Tuche.

In Anerkennung seiner unternehmerischen Verdienste wurde Bernhard Georg Scheibler am 24. Dezember 1781 durch den zuständigen Kurfürsten Karl Theodor zu Pfalz-Bayern als Erster der weit verzweigten Unternehmerfamilie Scheibler in den erblichen Adelsstand erhoben mit der Berechtigung den Titel „Edler“ in seinem Namen zu führen. Wenige Monate später wurde ihm noch eine wertvolle Medaille mit dem Brustbild des Kurfürsten und seiner Gattin überreicht.

Familie

Bernhard Georg Edler von Scheibler war verheiratet mit Clara Maria Moll (1733–1802), Tochter eins Tuchfabrikanten aus Hagen, die ihm je vier Töchter und Söhne gebar. Der älteste Sohn, Johann Christian Edler von Scheibler (1754–1787), ebenfalls Tuchfabrikant, erhielt 1783 für seine Verdienste zusätzlich auch den österreichischen persönlichen Adel zuerkannt. Johann Christians Sohn Bernhard Georg (1783–1860) errichtete im Jahre 1807 in Eupen als erster Fabrikant eine mechanische Wollspinnerei.

Während der zweite Sohn Bernhard Paul (1758–1805), Vater des späteren Landrates des Kreises Eupen Bernhard von Scheibler, im Monschauer Betrieb tätig blieb, entschied sich der dritte Sohn, Karl Wilhelm von Scheibler (1772–1843) für eine militärische Laufbahn und brachte es zum Feldmarschallleutnants und Festungskommandant von Legnano und Josefstadt, wofür er 1814 in den Freiherrenstand erhoben wurde.

Schließlich war es dem vierten Sohn, Friedrich von Scheibler (1777–1824) vorbehalten, die mittlerweile nicht mehr florierenden Betriebe in Hagen und Herdecke zu übernehmen und später nach Iserlohn zu verlagern, um der Tuchproduktion dort zu einer neuen Blütezeit zu verhelfen.

Literatur und Quellen

  • Carl Johann Heinrich Scheibler: Geschichte und Geschlechtsregister der Familie Scheibler, Köln, 1895 Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Walter Scheibler: Geschichte und Schicksale einer Firma in sechs Generationen (1724–1937), Aachen, 1937
  • Hans Carl Scheibler / Karl Wülfrath, Westdeutsche Ahnentafeln, Weimar 1939
  • Elisabeth Nay-Scheibler: Die Geschichte der Familie Scheibler, in: Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau (Hg), Köln 1994,
  • Josef Mangoldt: Aufstieg und Niedergang der Tuchindustrie in Monschau im 18. und 19. Jahrhundert, in: Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau, Köln, 1994
  • Landschaftsverband Rheinland: Eine Gesellschaft von Migranten, kleinräumige Wanderung und Integration von Textilarbeitern im belgisch-niederländisch-deutschen Grenzraum zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Transcriptverlag Bielefeld, 2008

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bernhard von Scheibler — Bernhard Edler von Scheibler (* 13. Februar 1785 in Eupen; † 20. April 1837 ebenda) war ein preußischer Landrat und Kommissar für Neutral Moresnet. Leben und Wirken Der Sohn des Monschauer Tuchfabrikanten Bernhard Paul Edler von Scheibler… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Wilhelm von Scheibler — Karl Wilhelm von Scheibler, Lithographire von Friedrich Lieder, 1825 Karl Wilhelm von Scheibler (* 6. September 1772 in Eupen; † 29. Januar 1843 in Josefstadt) war ein deutscher Soldat in österreichischen Diensten; zuletzt war er im Range eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich von Scheibler — (* 1. März 1777 in Monschau; † 3. April 1824 in Iserlohn) war ein deutscher Tuchfabrikant und Maire von Iserlohn. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Scheibler — ist der Name einer hessischen Unternehmerfamilie, siehe Scheibler (Unternehmerfamilie) Scheibler ist der Familienname folgender Personen: Bernhard von Scheibler (1785–1837), preußischer Landrat des Kreises Eupen, Kgl. belgischer Kommissar für… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernhard Scheibler — Bernhard (von) Scheibler ist der Name von: Bernhard von Scheibler (1785–1837), preußischer Landrat des Kreises Eupen, Kgl. belgischer Kommissar für Neutral Moresnet Bernhard Georg von Scheibler (1724–1786), Tuchfabrikant in Monschau, Hagen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Scheibler (Unternehmerfamilie) — Wappen Scheibler in Hessen, Westfalen und am Rhein Scheibler ist der Name einer aus dem hessischen Gemünden an der Wohra abstammenden alten und ehemaligen Kaufmannsfamilie. Ab Ende des 16. Jahrhunderts wirkte sie besonders im Rheinland als… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Heinrich Scheibler (Monschau) — Johann Heinrich Scheibler (* 14. September 1705 in Volberg; † 26. August 1765 in Monschau) war ein deutscher Tuchfabrikant und Erbauer des Roten Hauses in Monschau …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Heinrich Scheibler (Krefeld) — Johann Heinrich Scheibler (* 11. November 1777 in Monschau; † 20. Januar 1837 in Krefeld) war ein Samt und Seidenfabrikant in Krefeld. Darüber hinaus wurde er bekannt als autodidaktischer Musiktheoretiker …   Deutsch Wikipedia

  • Herzog von Ratibor — Stammwappen der Hohenlohe Das Haus Hohenlohe ist ein fränkisches Adelsgeschlecht. Sein Herrschaftsgebiet erstreckte sich über die später nach ihm benannte Hohenloher Ebene zwischen Kocher, Tauber und Jagst. Trotz wiederholter Teilungen im 13. und …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Iserlohn — Inhaltsverzeichnis 1 Ehrenbürger 2 Söhne und Töchter der Stadt 3 Persönlichkeiten, die in der Stadt wirken oder gewirkt haben 4 (Ob …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”