- Beschusshemmende Weste (Bundeswehr)
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Die technischen Daten der bei der Bundeswehr verwendeten Schutzwesten werden vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in den Technischen Lieferbedingungen der Serie 8470 (persönliche Schutzausrüstung) vorgegeben. Jeder Hersteller kann Angebote einreichen, sofern er die vorgegebenen Anforderungen erfüllt.
Mit Einführung der neuen Flecktarnuniformen beschaffte die Bundeswehr ab 1990 erstmals unter der Bezeichnung Splitterschutzweste Schutzwesten, die vor Schrapnellen schützen sollten, und führte diese querschnittlich ein. Diese Westen schützten jedoch ausdrücklich nicht vor typischer Kleinwaffenmunition im Kaliber 7,62 × 51 mm, 5,56 × 45 mm oder 5,45 x 39 mm, so dass im Vorfeld des UNOSOM II Einsatzes erstmals Westen des Typs Bristol Body Armour des Hersteller Meggitt Armor Systems (heute AML UK Ltd.) beschafft wurden. Der Name Bristol bürgerte sich im Folgenden in der Bundeswehr als generischer Begriff für schwere Schutzwesten ein. Erkennbar war die Bristol vor allem durch das britische DPM Tarnmuster der Hüllen, da die Westen als einsatzbedingter Sofortbedarf (ESB) aus dem Produktionsprogramm Meggitts für die britischen Streitkräfte gekauft wurden.
Ab ca. 1998 bis ca 2003 wurde die Bristol dann von der Schutzweste Standard (ST) des deutschen Herstellers Mehler Vario Systems abgelöst. Hauptgrund für die Ablösung war vor allem das sehr hohe Gewicht der Bristol von bis zu 18 kg (abhängig von der Größe). Beschafft wurden im folgenden Westen des Typs ST für die Masse der im Ausland eingesetzten Soldaten.
Seit 2003 gibt es zusätzlich die kleinere und leichtere Schutzweste Spezialkräfte (SK), die für die Fallschirmjägertruppe beschafft wird. Beide Westen sind weichballistische Schutzwesten der deutschen Schutzklasse I mit hartballistischen Einlagen der Schutzklasse 4 an Front und Rücken sowie einem abnehmbaren Tiefschutz der Schutzklasse 4. Die Feldjäger verfügen über die Schutzweste Feldjäger in der Schutzklasse I/I+ zum verdeckten Tragen. Das Kommando Spezialkräfte verfügt grundsätzlich über alle in der Bundeswehr eingeführten Schutzwesten, darüber hinaus aber auch über Sondermodelle, die sogenannten Plate Carrier bei denen vor allem die Hartballistik und das Befestigen von Ausrüstungsteilen im Vordergrund steht.
Im Rahmen des Programms Infanterist der Zukunft wird seit 2003 die Schutzweste Infanterie beschafft, die optional auch über einen SK4-Seitenschutz sowie eine Überweste mit MOLLE/PALS kompatiblem Schlaufensystem zur Befestigung von Ausrüstungsteilen verfügt. Im Vergleich zur Bristol-Weste ist sie 5 kg leichter und verteilt das Gewicht über einen Hüftgurt wie bei einem Rucksack auf die Hüften anstatt auf die Schultern. Gegenwärtig werden Westen des Typs IdZ und ST parallel verwendet. Über das Ausstattungssystem „Soldat im Einsatz“ wird die Schutzweste Mehler IdZ seit 2007 querschnittlich eingeführt. Bis 2015 sollen 79.220 Westen zulaufen.
Im Rahmen der Entwicklung des Systems IdZ-ES wird seit 2009 eine neue Generation Schutzwesten im Einsatz erprobt, die meist mit einem am Markt beschafften Ausrüstungsträger (Chest-Rig) kombiniert wird. Die Weste IdZ wird aber für die Masse der Einsatzsoldaten Standardausrüstung bleiben, während die Weste IdZ-ES für infanteristisch kämpfende Truppen gedacht ist.
Zusätzlich zu den genannten Schutzwesten werden im Rahmen des einsatzbedingten Sofortbedarfs teilweise andere Modelle in kleiner Zahl beschafft.
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