Bettina Flitner

Bettina Flitner

Bettina Flitner (* 29. Oktober 1961 in Köln) ist eine deutsche Fotografin. Sie lebt und arbeitet in Köln und Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bettina Flitner ist Enkelin von Wilhelm Flitner und Elisabeth Flitner sowie die Nichte von Andreas Flitner. Sie ist in Köln, New York und Perugia zur Schule gegangen. Sie machte eine Ausbildung zur Cutterin beim WDR und studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Ihre ersten Filme wurden vielfach ausgezeichnet. Seit 1990 arbeitet Bettina Flitner vorwiegend als Fotografin, seit 1992 ist sie assoziiertes Mitglied der Fotografenagentur laif.

Ihre künstlerischen Arbeiten haben oft einen seriellen Charakter und kombinieren Bild und Text, meist Zitate der Portraitierten. So ihre "Reportage aus dem Niemandsland", die Fotoserie über den Mauerfall 1989, zu der sie Menschen aus Ost und West nach ihrer Befindlichkeit befragte. Oder die Arbeit "Nachbarn" über die Ausschreitungen von Hoyerswerda und die Trilogie "Mein Herz. Mein Feind. Mein Denkmal" aus den Jahren 1992 bis 1995. "Lebende Bilder voller Poesie, eine seltene Balance zwischen Pathos und Normalität. Bilder und Sätze, die den Betrachter hypnotisieren., schrieb das Zeit Magazin.[1]

Bettina Flitner hat von Anfang an zwischen den Genres gearbeitet: zwischen dokumentarischem Journalismus und inszenierter Fiktion. Immer stehen dabei die Menschen im Mittelpunkt. Wegweisend innovativ waren Flitners frühe Installationen im öffentlichen Raum, mit denen sie "seit den 1990er Jahren den Kunstbetrieb infiltriert und seine Grenzen sprengt."[2]. Ihre preisgekrönte Arbeit "Ich bin stolz, ein Rechter zu sein" über rechtsradikale Jugendliche, die sie auf der ART Cologne 2001 als Rauminstallation inszenierte, hat kontroverse Diskussionen ausgelöst. "Aus den Bildern spricht genau das, was Hannah Arendt vor Jahrzehnten die ‚Banalität des Bösen' nannte" lautete die Begründung der Jury der „Rückblende 2000“ für den Sonderpreis für politische Fotografie. [3] 2004 erschien Bettina Flitners Portraitband "Frauen mit Visionen". Sie hat dafür ganz Europa bereist und Frauen, die den Kontinent über ihr eigenes Land hinaus geprägt haben, portraitiert, Staatschefinnen wie Menschenrechtlerinnen, Künstlerinnen wie Schriftstellerinnen. "Bettina Flitner, ihr Name gilt schon seit langem als ein Markenzeichen für eigenwillige Foto-Konzepte, die oftmals einen dokumentarischen Charakter haben, aber meist ganz persönliche Geschichten erzählen. [...] Behutsam spielt Flitner mit Kontrasten. Nie wirken jene Bilder komponiert oder aufgesetzt. Es scheint fast so, als sei sie wie durch ein durchsichtiges Band auf magische Weise mit den Persönlichkeiten verbunden", urteilte die Süddeutsche Zeitung. [4]

Die Ausstellung, die sie gemeinsam mit der Architektin Prof. Dörte Gatermann konzipierte, tourte durch Europa. Das Porträtieren weiblicher "Vorbilder" setzte Flitner mit ihrer Arbeit "Frauen die forschen" fort, für die sie 25 deutsche Spitzenforscherinnen fotografierte. Auch diese Portraits touren als Ausstellung. Zuletzt fotografierte sie am Ufer der Rheins Menschen, Individuen und Gruppen. "Mit theatralischem Gespür gestaltet Bettina Flitner Szenarien, die eine Flut von Assoziationen auslösen. [...] In ihren neuen Arbeiten aus dem Zyklus "Boatpeople" bewegt sich die geborene Kölnerin elegisch zwischen Abschied und Ankunft."[5]

Fotobücher

  • Die Staatsbibliothek und ich : Bettina Flitner porträtiert 24 Persönlichkeiten mit Schätzen aus der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz ; Begleitbuch zur Ausstellung in der Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, vom 21. September bis 30. Dezember 2011 / hrsg. von Barbara Schneider-Kempf, Berlin : 2011. ISBN - 978-3-88053-169-7
  • Frauen die forschen, 25 Spitzenforscherinnen, von Bettina Flitner (Foto) und Jeanne Rubner (Text), Collection Rolf Heyne, 2008, ISBN 978-389910402-8
  • Frauen mit Visionen - 48 Europäerinnen. Mit Texten von Alice Schwarzer. 2004, ISBN 978-3-89660-357-9
  • L'Europe au Fèminin - Personnalités d'exception. Éditions de la Martinière, 2004
  • Menschen wie du und ich. 1999, ISBN 3-9804354-6-6
  • Mitten ins Herz'. Reportagen und Installationen. Edition Braus 1998, ISBN 3-89466-230-1
  • Mein Herz. Mein Feind. Mein Denkmal. Drei Fotoessays. 1995 ISBN 3-922670-35-0
  • Gefangen im Zoo. 1993. ISBN 3-86150-000-0
  • Reportage aus dem Niemandsland. 1990, ISBN 3-88520-401-0
  • Nicht als Frau geboren. 1988. ISBN 3-922670-16-4

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

  • 1990: Fotogalerie am Helsingforser Platz, Berlin
  • 1991: Elefanten-Press Galerie, Berlin
  • 1992: Grauwert-Galerie, Hamburg
  • 1993: Melkweg Galerie, Amsterdam, Niederlande
  • 1994: Mein Denkmal Fotoinstallation auf dem Josef-Haubrich-Hof, Köln
  • 1995: Fotoforum, Luzern, Schweiz
  • 1996: Der Rächer von Dresden zum Festival Theater der Welt, Dresden
  • 1997: Fotoinstallationen im Stadtzentrum Potsdam, Köln, Bern, Hamburg
  • 1998: Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
  • 1999: Galerie von Loeper, Hamburg
  • 2001: ART Cologne, Förderkoje für junge KünstlerInnen, Galerie von Loeper
  • 2002: Museum für Kommunikation Berlin
  • 2003: ART Cologne, Galerie von Loeper
  • 2004: Swiss Re, München
  • 2005: Tampere Art Museum, Tampere, Finnland
  • 2005: Galerie 6811, forum junge kunst
  • 2007: Biblioteca National, Madrid
  • 2008: Visual Gallery, Photokina
  • 2009: Urania, Berlin
  • 2011: Die Staatsbibliothek und ich, Staatsbibliothek zu Berlin - SPK

Gruppenausstellungen

  • 1991: "Krieg für Frieden" Elefanten-Press Galerie, Berlin
  • 1993: "Sie nennen es Liebe" Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin
  • 1995: "Passagen" Galerie Tammen und Busch, Berlin
  • 1996: Museum of Contemporary Art, Antwerpen, Belgien
  • 1997: Haus der Geschichte, Bonn
  • 1998: KölnKunst 5, Kunsthalle Köln
  • 1999: ART Cologne, Galerie von Loeper
  • 2003: "wonderlands", Museum Küppersmühle Sammlung Grothe
  • 2006: "Am Strom", Galerie Holtmann, Köln
  • 2008: "Positionen der Fotografie Heute II", Galerie Holtmann
  • 2008: Deutsches Historisches Museum Berlin: "Die Welt im Umbruch"

Junger Bildjournalismus der neunziger Jahre

  • 2008: FSMGallery Fondazione Studio Marangoni
  • 2008: Positionen der Fotografie Heute II
  • 2009: Fotofestival Lodz
  • 2009: Kunstzentrum Nei Liicht, Galeries Dudelange, Luxembourg
  • 2010: "Wendezeiten" [6]

Filmografie

  • Ich, Kurzspielfilm, 1988
  • Das Fest, Dokumentarfilm, WDR 1989
  • Aktenzeichen xx-ungelöst, RTL 1991
  • Mein Feind, Dokumentarfilm, 1994
  • Die Ministerin, Dokumentarfilm, WDR 1999

Filme über Bettina Flitner

  • „Fotos wie ein Film in Kopf“ Autorin: Sabine Stadtmüller, WDR, 1992, 29 Min
  • „Durch das Auge ins Herz“, Autor: Carsten Hueck, Deutsche Welle, 2002, 26 Min.
  • „Viva femmes - vous avez dit femmes“ Autor: Raphael Engel, Television Suisse, 1999, 12 Min.
  • „Kurzporträt über Bettina Flitner“, Autorin: Astrid Heinrich Sendung, West.Art, WDR, 2004, 3 Min.
  • „Aus unserer Mitte“, Sendung West.Art, WDR, 2008, 5 Min.
  • „Mit Zorn und Zärtlichkeit“, Autoren: Rita Döbbe und Jan Frerichs, ZDF, 2008, 30 Min.

Preise (Auswahl)

  • 1988 Förderpreis der Deutschen Filmkritik für den Film "Ich"
  • 1988 Preis des Oberhausener Manifests für den Film "Ich"
  • 1991 Preis für jungen Bildjournalismus, von Agfa/Bilderberg
  • 1993 Chargesheimer-Preis der Stadt Köln
  • 1994/95 Für den Film "Mein Feind":
"Prix du public" Festival Films des femmes, Paris
"Prix de la mise en scène" Festival Henri Langlois, Paris
"Preis der Jury" Festival Internazionale, Turin
"Preis der Jury" 24. Internationalen Studentenfilmtage, Potsdam

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zeit-Magazin, 26. Juni 1996
  2. Prof. Klaus Honnef im Vorwort des Buches „Mitten ins Herz“ von Bettina Flitner, Edition Braus, 1998
  3. Katalog der Rückblende 2000, S. 5.
  4. Süddeutsche Zeitung, 30. Juli 2004
  5. Capital 21/2007
  6. Galerie Zellermayer

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Flitner — ist der Nachname mehrerer Personen: Andreas Flitner (* 1922), deutscher Pädagoge und Bildungspolitiker Bettina Flitner (* 1962), deutsche Fotografin Elisabeth Flitner (geborene Elisabeth Czapski; 1894–1988), deutsche Nationalökonomin und… …   Deutsch Wikipedia

  • Dörte Gatermann — (* 25. März 1956 in Hamburg) ist eine deutsche Architektin und Hochschullehrerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werke 2 Mitgliedschaften und Initiativen 3 Bauwerke (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Staatsbibliothek zu Berlin (Haus Potsdamer Straße) — Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße (Haus 2) Daten Ort Berlin Baumeister …   Deutsch Wikipedia

  • Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler — Mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler werden seit 1957 überdurchschnittliche Begabungen im Bereich der Kunst geehrt. Den Künstlern soll mit einem Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro (Stand: 2010)… …   Deutsch Wikipedia

  • Müttergenesungswerk — Sonderbriefmarke (Berlin 1957) zum Gedenken an Elly Heuss Knapp als Gründerin, mit einem Zuschlag für das Müttergenesungswerk Müttergenesungswerk (MGW) ist die Kurzbezeichnung für die Elly Heuss Knapp Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk,… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsches Müttergenesungswerk — Sonderbriefmarke (Berlin 1957) zum Gedenken an Elly Heuss Knapp als Gründerin, mit einem Zuschlag für das Müttergenesungswerk Müttergenesungswerk (MGW) ist die Kurzbezeichnung für die Elly Heuss Knapp Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Elisabeth Badinter — Élisabeth Badinter (* 5. März 1944 als Élisabeth Bleustein Blanchet in Boulogne Billancourt) ist Autorin und Professorin für Philosophie an der Eliteuniversität École polytechnique in Paris. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Philosophie 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Elly-Heuss-Knapp-Stiftung — Sonderbriefmarke (Berlin 1957) zum Gedenken an Elly Heuss Knapp als Gründerin, mit einem Zuschlag für das Müttergenesungswerk Müttergenesungswerk (MGW) ist die Kurzbezeichnung für die Elly Heuss Knapp Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kati Outinen — (* 17. August 1961 in Helsinki, Finnland) ist eine finnische Schauspielerin. Ihre Schauspielausbildung erhielt sie bei dem exzentrischen Theaterregisseur Jouko Turkka, der im Stile des Theaters der Grausamkeit von Antonin Artaud seine Schüler zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Outinen — Kati Outinen (* 17. August 1961 in Helsinki, Finnland) ist eine finnische Schauspielerin. Ihre Schauspielausbildung erhielt sie bei dem exzentrischen Theaterregisseur Jouko Turkka, der im Stile des Theaters der Grausamkeit von Antonin Artaud… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”