Joshua Milton Blahyi

Joshua Milton Blahyi

Joshua Milton Blahyi (* 30. September 1971) – besser bekannt unter seinem Nickname General Butt Naked (deutsch:General Splitternackt) – ist ein bisher nicht verurteilter liberianischer Kriegsverbrecher. Er lebt mit seiner Familie an einem geheim gehaltenen Ort in Ghana im Exil. Blahyi gilt wegen seiner mehrfach dokumentierten Kannibalismus-Rituale zu den obskursten Persönlichkeiten des Ersten Liberianischen Bürgerkrieges, er ist verantwortlich für die von seiner Kampfeinheit begangenen, beispiellosen Gewaltexzesse.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Jugend

Joshua Milton Blahyi ist ein am 30. September 1971 geborener liberianischer Staatsbürger, er gehört zum westafrikanischen Volk der Sarpo, einer nur etwa 12.000 Individuen zählenden Bevölkerungsgruppe im Grand Gedeh County und Sinoe County.

Als Elfjähriger erlebte Blahyi erstmals während einer geheimen Zeremonie die Opferung und rituelle Verspeisung eines Menschen. Dieses Erlebnis bezeichnete er als seine religiöse Erweckung. Er wurde als Angehöriger eines Geheimbundes von seinen Mentoren für die Laufbahn eines Schamanen und Zauberers für das Volk der Krahn auserkoren und vorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt erreichte der liberianische Bürgerkrieg seine Heimatregion und der Junge musste mit seinen Kumpanen als Kindersoldaten in den Kampf ziehen.[2]

Blahyi wird Warlord

Die von seinen militärischen Ausbildern um Roosevelt Johnson geforderte Grausamkeit und Tapferkeit bildete wegen der bereits absolvierten Prüfungen für Blahyi nur die logische Fortsetzung eines Weges, die ihn nun zum Anführer einer seelenlosen Kampfeinheit werden ließ. Die von Blahyi und seinen Kämpfern verübten Grausamkeit richteten sich gezielt gegen die Zivilbevölkerung. Die Eigenart, nur mit Turnschuhen bekleidet in den Kampf zu ziehen, brachte ihm den Spitznamen „General Butt Naked“ ein, Blahyi selbst behauptete, für diese Nacktheit würden seine Kämpfer von den Göttern unbesiegbar gemacht werden. Zu den Ritualen, die ihm nachgesagt werden, gehörte auch die morgendliche rituelle Verspeisung von Menschenfleisch. Im Bürgerkrieg kontrollierte Blahyi ein durch seine Terrorherrschaft weitgehend entvölkertes Gebiet im Zentrum Liberias. Mit der Einnahme Monrovias durch Charles Taylor und Yormie Johnson endete seine Zeit als Warlord, da er in der folgenden Phase der Waffenruhe für keine Kriegspartei mehr von Nutzen sein konnte, floh Blahyi 1996, um der Strafverfolgung und der Rache seiner Feinde zu entgehen, außer Landes.[2]

Aufenthalt im Flüchtlingslager

Im Jahr 1997 taucht Blahyi im Buduburam Flüchtlingslager in Ghana wieder auf, er gab nun vor, bereits 1996 sei ihm während eines Kampfes Gott erschienen und habe ihm klar gemacht, dass er "von Satan versklavt" sei. Daraufhin stellte "General Butt Naked" seine Kampfhandlungen ein, ließ sich ein zweites Mal taufen und begann zu predigen. In dieser Phase der Selbstfindung gründete er auch eine Familie und hatte mindestens drei Kinder.[2]

Rückkehr nach Liberia

Im Januar 2008 kehrte Blahyi aus Ghana kommend nach Liberia zurück und wurde vor die Wahrheits-und Versöhnungskommission geladen, um seine Beteiligung am Bürgerkrieg zu dokumentieren. Die von ihm in der Zeit zwischen 1980 und 1996 eingeräumten Kriegsverbrechen belegen den Tod von mehr als 20.000 Menschen. Blahyi erklärte seine Bereitschaft, diese Aussagen auch vor einem Tribunal des Strafgerichtshofes in Den Haag zu bestätigen.[1]
Blahyi entschuldigte sein Verhalten mit der Begründung, er sei seit seiner Kindheit vom Satan besessen gewesen. Als Beleg für seine Läuterung habe er an der Gründung der End Time Train Evangelistic Ministries Inc. in Liberia mitgewirkt. Blahyi verfügt auch 2010 in Liberia noch über einen gewissen Einfluss, so soll keine Anklage gegen ihn erhoben werden, da er zum Zeitpunkt der Taten schuldunzurechnungsfähig und minderjährig war und er inzwischen alle Verbrechen bereuen würde.[2]

Literatur

  • Dirk van der Boom: Bürgerkrieg in Liberia: Chronologie - Protagonisten - Prognose. In: Studien zur Politikwissenschaft; Abteilung B, Forschungsberichte und Dissertationen. 80, Münster/Hamburg 1993, ISBN 3-89473-623-2.
  • Denis Johnson: In der Hölle: Blicke in den Abgrund der Welt. Tropenverlag, Berlin 2006 (übersetzt von Bettina Arabanell), ISBN 978-3-932170-90-4, S. 186.

Einzelnachweise

  1. a b A.G.: Liberia: Ex-Rebellenführer gesteht 20.000 Morde. In: Die Presse. (21. Januar 2008). (Volltext als Digitalisat)
  2. a b c d Edna Fernandes: Face to face with General Butt Naked - the most evil man in the world. In: The Daily Mail. (28. Nov. 2010). (Volltext als Digitalisat)

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