- Brasilianische Literatur
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Brasilianische Literatur ist die in portugiesischer Sprache verfasste Literatur aus Brasilien. Dabei ist die Literatur in die Zeit von der Unabhängigkeit und nach der Unabhängigkeit 1822 zu unterscheiden. Die Literatur vor der Unabhängigkeit wurde zumeist von Portugiesen geprägt, die zwar oftmals in Brasilien geboren wurden, sich aber als Portugiesen betrachteten. Berühmtester Vertreter war António Vieira. Nach der Unabhängigkeit des Landes 1822 entwickelte sich eine eigenständige brasilianische Literatur, die auch Bezug auf die afrikanischen und indigenen Minderheiten nahm und bis heute stark expandiert. Die bekanntesten modernen Autoren Brasiliens sind oder waren Carlos Drummond de Andrade, Jorge Amado und Paulo Coelho.
Inhaltsverzeichnis
Anfänge
Die Briefe des Pero Vaz de Caminha
Der Steuermann des portugiesischen Seefahrers und Brasilien-Entdeckers Pedro Alvares Cabral, Pero Vaz de Caminha, beschrieb als erster Europaer Brasilien überhaupt und die Landung der Flotte an der Küste von Salvador da Bahia.
Brasiliens erster Lyriker
Gregorio de Matos (1636-1696) war der erste Lyriker Brasiliens. Er bekam den Beinamen Höllenmaul und musste wegen seiner kritischen Haltung ins Exil.
Naturbeschreibungen und Ethnologie
Viele portugiesische Reisende wie Gabriel Soares de Sousa beschrieben Brasilien aus ethnologischer, anthropologischer und biologischer Sicht. Ihre Werke geben Einblicke in die Flora und Fauna im Brasilien des 16. Jahrhundert.
Ein Deutscher in Brasilien
Die Beschreibungen des deutschen Militärs und Söldnerkommandanten Hans Staden sind die ersten eines Nicht-Portugiesen zu diesem Thema. Er beschrieb darin seine Erlebnisse im Dienst der portugiesischen Gouverneure in Brasilien, eingestreut mit Erzählungen über die indigene Bevölkerung des Landes.[1]
Unabhängigkeit
Die Literatur während des Kaiserreiches
Brasilien wurde 1822 von Portugal unabhängig und erlebte seitdem als eigenständige Nation eine reiche literarische Blüte. Gerade das 19. Jahrhundert brachte sehr berühmte brasilianische Autoren wie Jose de Alencar (1829-1877), Casimiro de Abreu oder Joaquim Maria Machado de Assis (1839-1908), den wohl bedeutendsten Schriftsteller Brasiliens im 19. Jahrhundert, hervor.
Das 20. Jahrhundert
Im zwanzigsten Jahrhundert folgte Brasilien im Allgemeinen den Tendenzen der lateinamerikanischen Literatur, brachte aber außerordentlich viele Autoren von Weltgeltung hervor: zu nennen sind Érico Veríssimo, der direkt eingewanderten Portugiesen entstammte, Carlos Drummond de Andrade, Mário de Andrade, der Anthropologe und Schriftsteller Darcy Ribeiro, Clarice Lispector, Euclides da Cunha, Oswald de Andrade, der Soziologe und Essayist Gilberto Freyre, Rachel de Queiroz, José Lins do Rego, Jorge Amado, der größte Lyriker Brasiliens war João Cabral de Melo Neto, Moacyr Scliar, Chico Buarque, João Ubaldo Ribeiro, den Romancier João Guimarães Rosa, Manuel Bandeira, Rubem Fonseca oder aber die Schriftstellerin Lygia Fagundes Telles, eine der exponiertesten zeitgenössischen Schriftstellerinnen ihres Landes. Der Romancier Paulo Coelho ist der heute weltweit berühmteste Schriftsteller Brasiliens; seine Bücher wurden weltweit zu Bestseller; er ist ein bedeutender Exponent der Brasilianischen Kultur überhaupt. Ferreira Gullar war der Prémio Camões-Preisträger des Jahres 2010.
Das brasilianische Theater
Auch im Drama gab es einige herausragende Autoren: Arthur Azevedo mit seinen Komödien, Nelson Rodrigues, der das Theater in Brasilien erneuerte sowie Jorge de Andrade, der erste erfolgreiche moderne Dramatiker Brasiliens. Ein bedeutender Exponent des Theaters unserer Zeit war Augusto Boal.
Siehe auch
Liste brasilianischer Schriftsteller
Literatur
Aufsatzsammlungen
- Wolfgang Eitel (Hrsg.): Lateinamerikanische Literatur der Gegenwart. Kröner, Stuttgart 1978.
- Mechtild Strausfeld (Hrsg.): Brasilianische Literatur. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-38524-0. (suhrkamp taschenbuch. 2024).
Literaturgeschichten
- Assis Brasil: História Crítica da Literatura Brasileira. 4 Bände. Companhia Editora Americana, Rio de Janeiro 1973.
- Antônio Cândido: Presença da Literatura Brasileira. Difusão Européia do Livro, São Paulo 1968.
- Afrânio Coutinho (Hrsg.): A Literatura no Brasil. 6 Bände. Ed. Sul Americana, Rio de Janeiro, 1956 ff.
- A Literatura Brasileira. 6 Bände. Ed. Cultrix, São Paulo 1964 ff. - Band 1: J. Aderaldo Castello: Período Colonial. Band 2: Antônio Soares Amora: O Romantismo. Band 3: João Pacheco: O Realismo. Band 4: Massaud Moisés: O Simbolismo. Band 5: Alfredo Bosi: O Pré-Modernismo. Band 6: Wilsons Martins: O Modernismo.
- Thomas Sträter: Die brasilianische Chronik (1936–1984) : Untersuchungen zu moderner Kurzprosa. Edições UFC, Fortaleza 1992, ISBN 85-7282-001-9. (Kölner Schriften zur Literatur und Gesellschaft der portugiesischsprachigen Länder. 5).
- Dietrich Briesemeister (Hrsg.): Brasilianische Literatur der Zeit der Mililtärherrschaft (1964 – 1984). Vervuert, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-89354-547-6. (Bibliotheca Ibero-Americana. 47).
- Ulrich Fleischmann, Ellen Spielmann: Die brasilianische Literatur. In: Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur - KLfG. Edition text + kritik, München. Loseblattausgabe. ISBN 978-3-86916-162-4.
Weblinks
- Brasilianische Literatur, Kurzeinführung, deutsch, auf Brasilienportal.ch
Einzelnachweise
- ↑ Hans Staden: Warhaftige Historia. Zwei Reisen nach Brasilien (1548–1555). Historia de duas viagens ao Brasil. Kritische Ausgabe durch Franz Obermeier; Fontes Americanae 1; Kiel 2007, ISBN 3-931368-70-X.
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