Brigitte Halbmayr

Brigitte Halbmayr

Brigitte Halbmayr (* 1965 in St. Johann, Niederösterreich) ist eine österreichische Soziologin und Politikwissenschaftlerin. Seit Anfang der 1990er-Jahre ist sie am Wiener Institut für Konfliktforschung (IKF) tätig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Brigitte Halbmayr studierte Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität Wien und schloss mit dem Magister ab. An derselben Universität war sie im Wintersemester 1999/2000 als Tutorin am Institut für Zeitgeschichte tätig, sowie als Lektorin im Studienjahr 2005/06 am Institut für Politikwissenschaft und im Wintersemester 2006/07 am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie. Zudem machte sie ein Doktoratsstudium an dem Institut für Politikwissenschaft der Wiener Universität und promovierte 2005 mit einer Arbeit über den Dominanzkultur-Ansatz in Gegenüberstellung zu den Critical Whiteness Studies (CWS) in den USA und im deutschsprachigen Raum. Seit 1992 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Konfliktforschung in Wien, wo sie öfters mit der Sozialwissenschaftlerin Helga Amesberger zusammenarbeitet und teils zusammen mit ihr publiziert.[1]

Halbmayrs Forschungsschwerpunkte sind: Rassismus, Rechtsextremismus, Integration, Gender Studies, Nationalsozialismus und Holocaust, sowie Oral History.[1] Am IKF betreut sie seit 2000 unter anderem das „ZeitzeugInnen-Projekt Mauthausen“, bei dem unter wissenschaftlicher Leitung des Historikers Gerhard Botz vom Wiener Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft rund 800 Interviews mit Überlebenden des KZ Mauthausen in insgesamt 15 Ländern geführt werden.[2] Das von ihr gemeinsam mit Amesberger und der Sozialwissenschaftlerin Kerstin Lercher durchgeführte Forschungsprojekt zur „namentlichen Erfassung von ehemals inhaftierten ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück“ kam 2009 zum Abschluss.[3]

Neben verschiedenen wissenschaftlichen Studien (siehe Publikationen) veröffentlichte Halbmayr zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und Sammelwerken.[4] Sie engagiert sich unter anderem seit 1995 in der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück (ÖLGR) bzw. seit 2005 in der Nachfolgeorganisation Österreichischen Lagergemeinschaft & FreundInnen e. V. (ÖLGRF), dessen Obfrau sie unterdessen ist. Halbmayr setzte sich auch mit der Rolle von österreichischen Männern und Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus auseinander, wie in ihrem Fachaufsatz „Das war eine Selbstverständlichkeit, dass wir da geholfen haben.“ Die Fallschirmagenten Albert Huttary und Josef Zettler und ihre UnterstützerInnen – ein Fallbeispiel, der im Jahrbuch 2009 des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) veröffentlicht wurde. Dabei behandelte sie unter anderem die Schicksale der Widerstandskämpfer Hilde Zimmermann, geb. Wundsam, und Othmar Wundsam, und kommt darin zu dem Schluss:

„[…] trifft ohne Zweifel auch auf die Helfer und Helferinnen der Fallschirmagenten zu. Ihre Tätigkeit ist ohne Einschränkung als widerständig zu bezeichnen und sie war – wie die große Beteiligung österreichischer Männer und Frauen in der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungsmaschinerie zeigt – keine Selbstverständlichkeit, auch wenn die interviewten Frauen dies so darstellen.“

Brigitte Halbmayr: „Das war eine Selbstverständlichkeit,…“ […] ein Fallbeispiel. In: DÖW-Jahrbuch 2009. Münster/Deutschland 2009, S. [5]

Brigitte Halbmayr lebt in Wien.

Publikationen (Auswahl)

  • „Das war eine Selbstverständlichkeit, dass wir da geholfen haben.“ Die Fallschirmagenten Albert Huttary und Josef Zettler und ihre UnterstützerInnen – ein Fallbeispiel. In: Christine Schindler (Red.), Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Schwerpunkt: Bewaffneter Widerstand – Widerstand im Militär. Lit Verlag, Münster/Deutschland 2009 (= Jahrbuch 2009 des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes), ISBN 978-3-643-50010-6, S. 176–204. (Online als Digitalisat frei verfügbar, PDF-Datei)
  • Das Privileg der Unsichtbarkeit. Rassismus unter dem Blickwinkel von Weißsein und Dominanzkultur. Braumüller, Wien 2008 (= Studienreihe Konfliktforschung, Bd. 22), ISBN 978-3-7003-1673-2. (Mit: Helga Amesberger)
  • Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern. 3. Auflage, Mandelbaum-Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85476-219-5. (Mit: Helga Amesberger, Katrin Auer; mit einem Essay von Elfriede Jelinek; Rezension auf www.socialnet.de)
  • Rechtsextreme Parteien – eine mögliche Heimat für Frauen? Leske und Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3366-9. (Herausgeberschaft, zusammen mit: Helga Amesberger; Aufsatzsammlung, Beiträge teilweise dt., teilw. engl.)
  • „Die erste Prägung war also: Kein Krieg!“ Hilde Zimmermann (geborene Wundsam). In: Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr: Lebensgeschichten. Verlag Promedia, Wien 2001 (= Edition Spuren: Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung, Bd. 2); ISBN 3-85371-176-6, S. 257–263.
  • Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung. Verlag Promedia, Wien 2001 (= Edition Spuren); Band 1: Dokumentation und Analyse, ISBN 3-85371-175-8; Band 2: Lebensgeschichten, ISBN 3-85371-176-6. (Wissenschaftliche Studie, mit: Helga Amesberger)
  • Rassismen. Ausgewählte Analysen afrikanisch-amerikanischer Wissenschafterinnen. Braumüller, Wien 1998 (= Studienreihe Konfliktforschung, Bd. 12), ISBN 3-7003-1239-3. (Mit: Helga Amesberger)
  • „Schindlers Liste“. Spielfilme als Instrument politischer Bildung an österreichischen Schulen. Braumüller, Wien 1995 (= Studienreihe Konfliktforschung, Bd. 9), ISBN 3-7003-1107-9. (Mit: Helga Amesberger u. a.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Mag.a Dr.in Brigitte Halbmayr. In: MitarbeiterInnen […] Institut für Konfliktforschung (IKF), Wien, abgerufen am 22. April 2010.
  2. Brigitte Halbmayr. Perlentaucher, abgerufen am 22. April 2010.
  3. Namentliche Erfassung der ehemals inhaftierten ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück – Ausweitung der Archivrecherchen. In: Abgeschlossene Projekte 2009. Institut für Konfliktforschung (IKF), Wien, Stand: 27. Februar 2007, abgerufen am 22. April 2010.
  4. Brigitte Halbmayr: Buch- und Zeitschriftenbeiträge. In: MitarbeiterInnen […] → Publikationen. Institut für Konfliktforschung (IKF), Wien, abgerufen am 22. April 2010.
  5. Brigitte Halbmayr: „Das war eine Selbstverständlichkeit,…“ (…) ein Fallbeispiel. In: Jahrbuch 2009. Christine Schindler (Red.), Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Münster/Deutschland 2009, S. 204, abgerufen am 22. April 2010 (PDF-Datei).

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