- Bräunsdorf (Oberschöna)
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Bräunsdorf Gemeinde OberschönaKoordinaten: 50° 56′ N, 13° 13′ O50.93756213.215129310Koordinaten: 50° 56′ 15″ N, 13° 12′ 54″ O Höhe: 310–406 m ü. NN Einwohner: 800 Eingemeindung: 1. März 1994 Eingemeindet nach: Bräunsdorf-Langhennersdorf Postleitzahl: 09603 Vorwahl: 037328 Bräunsdorf ist ein der Gemeinde Oberschöna eingemeindetes Dorf mit 800 Einwohnern im Landkreis Mittelsachsen, am Nordrand des Erzgebirges, im Tal der Großen Striegis und stark bergbaulich geprägt. Das Dorf ist darüber hinaus wegen des ehemaligen Kinderheimes für schwererziehbare Jugendliche bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Dorf Bräunsdorf liegt an der nördlichen Grenze des Osterzgebirges, im collinen Bereich zwischen 310 m (Striegistal) und 406 m über NN, an der Staatsstraße 205 zwischen Freiberg und Hainichen. Kirchlich gehört Bräunsdorf zum Kirchspiel Langhennersdorf. Als Bodentypen sind überwiegend Braunerden aus Löß über Glimmerschiefer (Kambrium) anzutreffen, die natürliche Vegetation kennzeichnete sich durch Hainsimsen-Eichen-Buchenwälder und azonale Schlucht- und Schatthangwälder, im Bereich der Großen Striegis durch Schwarzerlen-Bachwälder mit Übergängen zu Traubenkirschen-Erlen-Eschenwälder, die heute teilweise als bachsäumende Galeriewälder in Resten noch erhalten sind. Die heutige Vegetation wird maßgeblich durch die Gemeine Fichte, intensiven Ackerbau und Weidewirtschaft bestimmt. Klimatisch kann der Ort in die unteren feuchten Berglagen mit einer Jahresmitteltemperatur von 7,6 bis 7,0 °C und einem mittleren Jahresniederschlag von etwas unter 800 mm eingeordnet werden.
Geschichte
Bräunsdorf wurde 1230 erstmalig urkundlich erwähnt, doch wird angenommen, das es bereits vor 1162 im Zuge der zweiten Welle der deutschen Ostkolonisation als Waldhufendorf begründet worden ist. Der Name Bräunsdorf leitet sich vom für die Besiedlung verantwortlichen Lokator Bruno ab. Das Dorf gehörte ab 1162 zum Gebiet des vom meißnischen Markgrafen Otto dem Reichen gestifteten Zisterzienserklosters Marienzelle, heute Kloster Altzella bei Nossen. Die erste Erwähnung erfolgte im Zusammenhang eines Prozesses des Klosters gegen Theodorich von Vriberch, welcher sich Land unweit des Dorfes ungerechtfertigt angeeignet hatte.
Mit der ersten Blüte des Freiberger Bergbaus kann auch in Bräunsdorf mit Bergbautätigkeit gerechnet werden, welche jedoch wahrscheinlich schon mit dem Einfall Adolfs von Nassau 1296 wieder darniederlag. Mit Einführung der Reformation kam Bräunsdorf zum Amt Nossen, wurde jedoch 1552 vom sächsischen Kurfürsten Moritz seinem Kanzler Dr. Ulrich Mordeisen für treue Dienste als Lehe übereignet, doch erst 1555 konnte er es, nach einem Prozess, gemeinsam mit 16 anderen Dörfern, unter Kurfürst August in Besitz nehmen, der es irrtümlicherweise bei seinem Regierungsantritt 1553 an Klosterverwalter Kilian Schmidt verpfändet hatte. Mordeisens Söhne verkaufen Bräunsdorf wiederum 1572 an den Kurfürsten Christian I. und es kam zum Amt Freiberg.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf bis auf ein Haus vollständig zerstört und bald vom kurfürstlichen Hofrat Berlich, dem bereits Wegefarth gehörte, aufgekauft. 1664 erwarb Dr. Romanus Teller Bräunsdorf und führte es zu neuer Blüte. Er erweiterte das Rittergut und förderte maßgeblich den Bergbau, so dass bald 22 Gruben in und um das Dorf entstanden, wobei zwischen 150 und 550 Mann beschäftigt waren. 1703 wurde im Striegistal eine reine Bergarbeitersiedlung, das sogenannte Zechendorf, gegründet. Auf der gegenüberliegenden, westlichen Seite der Großen Striegis entstand zur selben Zeit der Bergort Siegfried mit drei Gruben. 1814 wurde das Bräunsdorfer und das Siegfrieder Revier vereinigt, bis 1864 der gesamte Bergbau stillgelegt wurde.
1808 kaufte die Familie Schubert von Kleefeld das Rittergut, war jedoch schon 1818 gezwungen, es wieder zu versteigern, weshalb es das Königreich Sachsen erwarb und 1824 in ein Landeswaisenhaus umwandelte. Später wurde es ausgebaut und zur Korrektionsanstalt für kriminelle Kinder. Die Aufseher trugen Uniformen und bei Entweichung eines Zöglings wurde eine alte Kanone abgefeuert, um die Flucht anzuzeigen. Von nun an bestimmte die Anstalt das Leben und die Entwicklung des Dorfes und ein dritter Dorfteil, das Guts- und Heimgelände, entstand abseits der bestehenden Dorfkerne. Nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich der Charakter der Anstalt hin zur Fürsorge und Erziehungsanstalt für Kinder, bis sie 1933 zur Korrektionsanstalt für „asoziale und arbeitsunwillige“ Erwachsene wurde, wobei man in Ver- und Bewahrte unterschied. 1945 wurde die Anstalt zum Jugendwerkhof, ab 1960 bis zur politischen Wende 1989, zum Spezialkinderheim für schwererziehbare Kinder. Nach längerem Leerstand wird das Guts- und Heimgelände derzeit zu einem Konferenz- und Schulungszentrum ausgebaut.
Das Wahrzeichen Bräunsdorfs ist der Wasserturm, welcher von 1910 bis 1913 im neoromanischen Stil erbaut wurde und seither über dem Ort thront.
Literatur
- P. Knauth: Der Ortsname Bräunsdorf und Verwandtes. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 60; 1930; S. 36-38
- P. Müller: Die Parochie Bräunsdorf. In: G. Buchwald (Hrsg.): Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Freiberg.; Strauch Verlag; Leipzig 1901; S. 485–488 (Digitalisat)
- H. J. Schneider, R. Störr, H. Härtel, (Hrsg.): 775 Jahre Bräunsdorf – eine lebendige Geschichte.; Bräunsdorf 2005; 68 S.
- R. Sittner, H. Sellack: 750 Jahre Bräunsdorf.; Bräunsdorf 1980, 20 S.
- Freiberger Land. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1988 (Werte unserer Heimat. Band 47). S. 57–60.
Weblinks
Wiktionary: Bräunsdorf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Bräunsdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Natura2000 Schutzgebiet Striegistäler
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