- Burg Rethem
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Burg Rethem Burg Rethem mit historischen Backsteinresten (rot) als Neubau von 2004
Entstehungszeit: 1200 bis 1300 Burgentyp: Niederungsburg, Ortslage Erhaltungszustand: Burgstall Ständische Stellung: Herzöge Ort: Rethem (Aller) Geographische Lage 52° 47′ 6,4″ N, 9° 23′ 8″ O52.7851159.385543Koordinaten: 52° 47′ 6,4″ N, 9° 23′ 8″ O Die Burg Rethem ist eine im 13. Jahrhundert entstandene Niederungsburg in Rethem (Aller) in Niedersachsen, die unmittelbar an der Aller liegt. Die etwa im 16. Jahrhundert bastionsartig ausgebaute Wasserburg hatte für die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg eine herausragende Stellung. Sie lag an der Landesgrenze und an einem für den Lüneburger Salzhandel wichtigen Allerübergang. Nach Kriegszerstörungen, Bränden und Überbauungen waren von der Burganlage im 20. Jahrhundert nur noch wenige Mauerreste vorhanden. Nach archäologischer Erkundung in den Jahren 2000 und 2001 sind die Burgfundamente seit 2004 vom Neubau des Burghofs Rethem überbaut, der als kulturelles Veranstaltungszentrum die historische Bausubstanz präsentiert.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Burg befindet sich östlich der Altstadt von Rethem nahe der Aller. Der Fluss fließt etwa 50 m östlich der Burgstelle in Süd-Nord-Richtung vorbei. Nördlich führt an der Burg die B 209 vorbei, die dort die Aller über eine Brücke passiert.
Geschichte
Eine Vorläuferanlage der Burg Rethem, die vermutlich um 1200 entstanden war, war die Altenburg. Ihre Erd- und Wallreste befinden sich etwa 2,5 km südwestlich von Rethem. Herzog Heinrich der Löwe soll sie den Grafen von Wölpe übertragen haben, die sie einem Geschlecht von Rethem als Lehen übertrugen. Dieses Geschlecht begründete die Burg Rethem wahrscheinlich im 13. Jahrhundert. Zur Burganlage bestehen seit ihrer Entstehungszeit umfangreiche Archivalien mit Urkunden, Inventarlisten, Lageskizzen und Amtsbüchern. Der erste urkundliche Hinweis auf die Burg findet sich Anfang des 14. Jahrhunderts. Demnach werden 1311 ein Hauptmann des Herzogs und Burgmannen genannt. 1314 fand auf der Burg ein Treffen des Grafen Otto II. mit den Grafen von Hoya und Vertretern der Stadt Nienburg statt um einen Streit zu schlichten. Einer weiteren urkundlichen Erwähnung nach verpfändete Herzog Magnus von Braunschweig die Burg 1371 an den Bischof von Verden. Dem Pfandnehmer wurde die Pflicht auferlegt, die Burg zu befestigen. Davon zeugen Handwerkerrechnungen von 1383.
Burg und Ort Rethem waren stark vom Lüneburger Erbfolgekrieg (1370-1388) betroffen, bei dem 1371 über Rethem die Reichsacht verhängt wurde. 1373 ging die Burg an Herzog Albrecht von Sachsen über, der von hier aus gegen die Ritter von Mandelsloh kämpfte. 1383 zog er von Rethem aus mit einem Heer gegen die Grafen von Hoya.
1386 wurden Burg und Ort Rethem an die Stadt Lüneburg verpfändet, in deren Besitz sie über 200 Jahre lang bleib. Rethem verfügte über einen Allerübergang, der wichtig für den Salzhandel der Lüneburger Saline war.
Im 14. Jahrhundert hatte die Burg auch strategische Bedeutung für die Lüneburger Herzöge. Sie sicherte die Landesgrenze gegen die verfeindeten Nachbarn mit Schlössern in Hoya und Nienburg.
Im Laufe des Schmalkaldischen Krieges wurde die Burg 1548 erobert und geplündert. Auch kam es zu Zerstörungen an Gebäuden und einer Brücke, die vom damaligen Pfandnehmer Dietrich von Mandelsloh bald ausgebessert wurden. Er fertigte 1552 eine erste Zeichnung der Burg an. Danach war sie von einem Wassergraben umgeben, über den eine Brücke führt. Die Burg verfügte über einen Zwinger als Vorhof, 3 Türme, ein kleineres Steingebäude (Reisigenstall) sowie ein größeres Wohn- und Wehrgebäude. Ein ähnliches Bild zeigt der Merian-Stich von Burg und Stadt Rethem um 1650.
1565 wurde von den Herzögen Ernst und Wilhelm von Lüneburg das Amt Rethem gegründet, das seinen Sitz in der Burg hatte. 1859 wurde das Amt aufgelöst.
Der Ausbau der Burg zu einer bastionierten Anlage fand etwa im 16. Jahrhundert statt. Mitte des 17. Jahrhundert befand sie sich in einem schlechten baulichen Zustand. Herzog Christian Ludwig von Braunschweig ordnete 1661 die Reparatur der Baulichkeiten an. Im 18. Jahrhundert kam es auf dem Burggelände zu größeren Umbauarbeiten, bei denen auch ältere Gebäude abgerissen wurden. Dabei wurde ein neues Amtshaus errichtet. Der Reisigenstall diente als Pferdestall. Das große Wohn- und Wehrgebäude wurde in dieser Zeit nur noch als Erntelager genutzt. Mit seinem Abriss Anfang des 19. Jahrhunderts verlor die Anlage ihren Charakter als Burg. Stadtbrände, zuletzt 1930 auf dem Burggelände, trugen dazu bei, dass nur noch wenige Teile des früheren Gebäudebestandes vorhanden waren.
Ausgrabungen
Auf dem etwa 50 x 50 m großen Burgplatz, auf dem im 20. Jahrhundert nur noch wenige Mauerreste standen, wurde die Errichtung eines Neubaus für das Veranstaltungszentrum Kulturforum Burghof geplant. Daraufhin erfolgten in den Jahren 2000 und 2001 Ausgrabungen. Sie betrafen nur den Bereich des Neubaus, so dass weite Teile des Burggeländes bisher nicht archäologisch untersucht worden sind. Die Ausgrabungen legten 2,4 m breite und aus Findlingen bestehende Fundamente eines Wohn- und Wehrgebäudes frei. Die Steinfundamente und Mauerreste aus Backstein blieben dauerhaft freigelegt und wurden in den Neubau integriert. Zwei gefundene Bauholzstücke aus Eiche wurden dendrochronologisch untersucht. Die Stämme wurden in den Jahren 1331 sowie 1337 gefällt.
Im Boden des Reisigenstalls, der auch als Pferdestall diente, wurden komplette Pferdeskelette gefunden. Im Boden des Gebäudes fanden sich auch Schlachtabfälle von Rindern, Schweinen und Geflügel.
Ähnliche Befestigungsanlagen der näheren Umgebung
In der Niederung der Aller gab es in der näheren Umgebung eine Reihe weiterer mittelalterlicher Burgen. Sie hatten jedoch nicht die Bedeutung der Burg Rethem inne und bestanden auch wesentlich kürzere Zeit. Dazu gehören Befestigungsanlagen in Ahlden (Aller) (Bunkenburg), Essel (Burg Blankenburg), Hodenhagen (Burg Hodenhagen), Bierde (Burg Bierde), Grethem (Burg Blankenhagen).
Mehrere dieser Burgen wurden beim Projekt Burgenlandschaft Aller-Leine-Tal (B.A.L.T.) zwischen 2003 und 2005 näher untersucht. Das Projekt wurde unter anderem vom europäischen Förderprogramm LEADER+ unterstützt, da sich die Burganlagen in der Region Aller-Leine-Tal befinden.
Literatur
- Burgen im Fluss. Herausgeber: Landkreis Soltau-Fallingbostel, Bad Fallingbostel 2005, ISBN 3-00-017281-5
Weblinks
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