- Carl Friedrich Weiss
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Carl Friedrich Weiss (* 24. Januar 1901 in Leipzig; † 28. Oktober 1981 ebenda) war ein deutscher Physiker auf dem Gebiet der Radioaktivität.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Carl Friedrich Weiss, oft nach seinen Initialen nur CF genannt, kam aus einfachen Verhältnissen. Seine Vorfahren waren Handwerker im Erzgebirge und im Vogtland, sein Vater war Handelsreisender.[1] In Leipzig besuchte er die Schule bis zum Abitur. 1920 begann er sein Studium der Physik an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau, das er sich durch Nebentätigkeiten selbst finanzieren musste. Seine Breslauer Zeit, in der er auch seine spätere Frau kennenlernte, schloss er mit der Promotion ab, für die er eine Arbeit aus dem Gebiet der Atomspektroskopie einreichte.[2]
Von 1929 bis 1931 war Weiss Oberassistent bei Walther Bothe am Physikalischen Institut der Ludwigsuniversität Gießen. Hier fand er den Zugang zu seinem wissenschaftlichen Hauptfeld, der Radioaktivität, mit der sich Bothe bereits seit Anfang der 1920er Jahre befasste. 1931 wechselte er an die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) in Berlin, der er bis 1945 angehörte. Zuletzt war er hier Oberregierungsrat und Dienststellenleiter.[3] Sein Interesse galt besonders dem Radium und seinen nach dem radioaktiven Zerfall entstehenden Folgeprodukten. So stellte er durch mühevolle Aufarbeitung von Rückständen aus der Bleiproduktion starke Polonium-210-Quellen her. Daher rührte seine lebenslange hohe Achtung der Radiochemie. Die Herstellung und genaue Aktivitätsbestimmung radioaktiver Standardquellen war sein Hauptmetier.
1944 wurde die Abteilung für Atomphysik und physikalischer Chemie der PTR unter Leitung von Carl Friedrich Weiss infolge der massiven Bombenangriffe der Alliierten auf Berlin in ein Fabrikgebäude in Ronneburg (Thüringen) verlegt. Dabei wurde die gesamte Reserve des Deutschen Reiches an Radium in einer Menge von 21,8 Gramm und einem damaligen Wert von etwa 3 Millionen Reichsmark in einem Bergstollen in Ronneburg eingelagert. Weiss hatte im April 1945 den Befehl erhalten, diese Reserve zur Sicherung vor den amerikanischen Truppen in Bayern der SS zu übergeben, vergrub sie aber stattdessen in der Nähe von Bad Tölz. Nach seiner Rückkehr nach Ronneburg wurde er von den Amerikanern festgenommen und musste die wertvolle Kiste eigenhändig wieder ausgraben und ihnen übergeben.[4]
Nach der Besetzung Thüringens durch die Rote Armee wurde Weiss vorübergehend inhaftiert und 1946 zusammen mit seiner Familie und weiteren deutschen Spezialisten in die Sowjetunion gebracht. Hier arbeiteten sie abgeschottet und bewacht an Grundlagenforschungen zum sowjetischen Atomprogramm. C.F. Weiss leitete in einem Institut in Obninsk ein Labor zum Studium der natürlichen und künstlichen Radioaktivität.[5] Ab 1952 war er in Suchumi tätig. Arbeitsergebnisse aus dieser Zeit sind nach wie vor geheim.
Nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion im Jahre 1955 erhielt Carl Friedrich Weiss in Leipzig die Möglichkeit, ein neues Forschungsinstitut zur Untersuchung radioaktiver Nuklide und ihrer Anwendung in Wissenschaft und Wirtschaft aufzubauen, das der Akademie der Wissenschaften der DDR zugehörige Institut für angewandte Radioaktivität, dessen Direktor er von 1956 bis 1966 war. Der Aufbau umfasste sowohl die Konzipierung der Forschungsrichtungen wie auch des Institutsgebäudes und die Entwicklung und Ausbildung interdisziplinärer Wissenschaftlerteams.
1956 konnte sich C.F. Weiss an der Leipziger Universität habilitieren und wurde auch bald danach zum Professor mit vollem Lehrauftrag berufen. Zahlreiche Promotions- und Diplomarbeiten sind an seinem Institut entstanden.
Carl Friedrich Weiss war musisch sehr interessiert und auch selbst als Cellist musikalisch aktiv. Er hatte drei Kinder. Einer seiner Söhne, Cornelius, war von 1991 bis 1997 Rektor der Universität Leipzig.
Auszeichnungen und Mitgliedschaften
- 1958 Nationalpreis der DDR II. Klasse
- 1961 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
- 1964 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
- 1964 Verdienstmedaille der DDR
Publikationen
- Radioaktive Standardpräparate. Berlin: Deutscher Verl. d. Wissenschaften, 1956
- zahlreiche weitere Monografien und Fachartikel als Autor und Mitautor
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Cornelius Weiss: In Memory of Professor Carl Friedrich Weiss, Isotopes Environment. Health Stud. 2000 Vol 36, pp 189-191
- ↑ Das Thema der Dissertationsschrift lautete Über die Bestimmung korrespondierender Übergangswahrscheinlichkeiten von einem angeregten Zustand des Natriumatoms.
- ↑ H. Koch: Professor Dr. phil. habil. Carl Friedrich Weiss 70 Jahre alt. Isotopenpraxis, 7. Jahrgang Heft 10/1971, S. 399-400
- ↑ Die PTR in Ronneburg
- ↑ Pavel V.Oleynikov: German Scientists in the Soviet Atomic Project, The Nonproliferation Review Volume 7, Number 2, 1–30 (2000)
Weblinks
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