Chen Kuen Lee

Chen Kuen Lee

Chen Kuen Lee (* 23. Mai 1915 in Zhejiang; † 14. September 2003) war ein aus China stammender, in Deutschland und Taiwan tätiger Architekt. Er war Schüler und Mitarbeiter von Hans Scharoun. Lee ist ein Vertreter der organischen Architektur in der Bewegung des Neuen Bauens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Haus Ketterer (1955)
Haus Straub sr.(1956)
Haus Schmidt (1960)
Appartementhaus (1962)
Haus Audry (1969)
Haus Straub jr. (1978)

Chen Kuen Lee siedelte 1931 nach Deutschland über und begann noch im selben Jahr sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Berlin, das er 1937 abschloss. Nebenbei arbeitete Lee im Büro von Hans Poelzig. Sein Diplom machte er 1939.

Von 1939 bis 1941 war er Mitarbeiter von Hans Scharoun. Daraufhin arbeitete er bis 1943 zusammen mit Hugo Häring an der Idee des chinesischen Werkbundes. In den Jahren 1943 bis 1947 war er Mitarbeiter des Professors Ernst Boerschmann und von 1947 bis 1953 arbeitete er wiederholt mit Hans Scharoun zusammen. Anschließend machte Lee sich selbstständig und unterhielt Büros in Berlin und Stuttgart. Ab 1981 erfolgte eine Gastprofessur an der Tunghai-University in Taiwan. Dorthin zog er 1988 zur Lehre an verschiedenen Universitäten, kehrte jedoch im Jahr 1996 nach Deutschland zurück und lebte dort bis zu seinem Tod am 14. September 2003 im Berliner Märkischen Viertel.

Werk

Lee konzentrierte sich vorwiegend auf den Wohnungsbau und versuchte dabei die Besonderheiten des spezifischen Standortes zu berücksichtigen. Charakteristisch für das Bauen von Chen Kuen Lee ist neben den offenen und überwiegend schiefwinkligen Grundrissen die starke Verzahnung der Gebäude mit ihrer engeren und weiteren Umgebung. Hierbei arbeitete Lee bei den meisten Gebäuden schon von den ersten Entwurfsüberlegungen an eng mit Gartenarchitekten, u.a. mit Hermann Mattern, Adolf Haag und Hannes Haag, zusammen. Bei vielen Gebäuden durchdringen sich Innen und Außen durch die Fortführung von Sichtachsen in Form von Wintergärten oder Wasserflächen.

Lee hat sich bei seinen Entwürfen stark an den Erfordernissen der Funktionsabläufe im Innern der Gebäude orientiert. Durch das Entwerfen von Innen nach Außen ergibt sich die Gestalt des Gebäudes als Erfüllung seiner Funktionen, das heißt der Grundriss wird nicht einer äußerlich aufgesetzten Form untergeordnet. Die freie Grundrissgestaltung konnte nur erreicht werden durch frei tragende Konstruktionen. Hierbei bildet das Dach oftmals eine in verschiedene Richtungen gefaltete Landschaft mit unterschiedlichen Ausblicken in die Umgebung und Lichtführungen. Lees räumliche Vorstellungen erforderten oftmals besondere statische und konstruktive Lösungen, die die Grenzen herkömmlicher Wohnungsbauten weit überstiegen. Hier war es der Statiker und Konstrukteur Christian Sättele, der in Jahrzehntelanger Freundschaft bei den meisten Bauten Lees dessen Ideen in Raumtragwerke übersetzte, die große Freiheiten in der Grundrissgestaltung erlaubten, ohne dabei selbst in den Vordergrund zu treten.

Durch die Ausbildung von Innenräumen mit sehr unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten für die Nutzer entstanden offene Grundrisse mit ineinander fließenden Räumen. Bei vielen seiner Bauten hat Chen Kuen Lee die Inneneinrichtung selbst entworfen, dabei sind zahlreiche Entwürfe für Möbel, Beleuchtungen und sonstige Einbauten entstanden.

Lee hat 63 Bauten realisiert, darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Entwürfen (ca. 40), die nicht zur Ausführung kamen. Neben Wohngebäuden hat Chen Kuen Lee einige Industriebauten erstellt sowie verschiedene China-Restaurants in Berlin, Karlsruhe, Stuttgart und München eingerichtet.

Chen Kuen Lee hat einige Aufsätze zu Themen des Neuen Bauens sowie zwei Bücher in Taiwan über das Neue Bauen verfasst, dessen Ideen an verschiedenen Häusern von ihm erläutert werden.

Bauten (Auswahl)

Schriften

  • Lee, Chen Kuen: gestern – heute – morgen (Kommentar zur Eröffnung neuer Ausstellungsräume der Behr Möbel GmbH). In: bauwelt (22/1958, S. 514).
  • Lee, Chen Kuen: Antworten In: bauwelt (Heft 47/48/1971: S. 1916 + 1918, Berlin).
  • Lee, Chen Kuen: Gegensatz und Ergänzung zwischen Bauwerk und Landschaft – eine Betrachtung anhand der Schriften von Hugo Häring, ausgehend von der Zusammenarbeit mit Schülern Karl Försters In: Jacobshaagen, Axel; Sommer-Kempf, Karin (Hrsg.): Beiträge zur Problematik der Beziehungen zwischen Freiraum und Bauwerk (Festschrift Herta Hammerbacher, Berlin 1975, S. 226-247).
  • Lee, Chen-Kuan: xin jian zhu zhi yi yi (Bedeutung des Neuen Bauens). Taipei 1993.
  • Lee, Chen-Kuan: xin jian zhu zhi yan jien (Entwicklung des Neuen Bauens. Taipei 1996.
  • Lee, Chen-Kuan: xin jian zhu yu da zhueng wen hua (Neues Bauen und Massenkultur). unveröffentlicht; Taipei 1999.

Nachlass

Ein Teil seines Nachlasses befindet sich im Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin.

Literatur

  • Chelazzi, Giuliano: Equilibrio espressionista tra i tempi e gli spazi nell'opera di Chen Kuen Lee. In: L'architettura, cronache e storia (1/1985, S. 24-38).
  • Häring, Hugo: Gespräch mit Chen Kuan Li über einige Dachprofile. In: Lauterbach, Heinrich; Joedicke, Jürgen: Hugo Häring – Schriften, Entwürfe, Bauten (Stuttgart 1965, S. 60-63).
  • Koch, Michael: Chen Kuen Lee – Bauen als Lebensphilosophie (Begleitheft zur Ausstellung in der Architekturgalerie am Weißenhof vom 6. Februar bis 17. März 1985). Selbstverlag, Stuttgart.
  • Kögel, Eduard: Die Wohnlandschaften von Chen Kuen Lee. Ein Nachruf. In: archplus (2004, Heft 168, S. 20-21).
  • Schirren, Matthias: Chen Kuen Lee 1915 – 2003 (Nachruf). In: bauwelt (Heft 37/2003, S. 4, Berlin)
  • Thiele, Klaus-Jakob: Bauen – eine Auslegung des Lebens. In: bauwelt (Heft 50/1963, S. 1487-1495, Berlin).
  • Wang, Wen-chi: Lee Chen-kuan (1914-2003) und der chinesische Werkbund – Gemeinsame interkulturelle Geistesentwicklung mit Hugo Häring und Hans Scharoun (Promotion an der TU Berlin, 2009).



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